Seine Laufbahn scheint klar vorgezeichnet zu sein. Doch der junge Ashok Banjara, Sohn des Ministers für Textilproduktion, entzieht sich dem Lebensplan, den seine Eltern für ihn entworfen haben. Anstatt nach dem Besuch der Elite-Universität wie sein Vater die politische Laufbahn einzuschlagen, versucht er, seinen Traum vom großen Leinwandstar zu verwirklichen. Und tatsächlich: Während sich eine solche Idee normalerweise schnell erledigt, eröffnet sich Ashok trotz seiner offenkundigen Talentlosigkeit eine Traumkarriere als Bollywood- Star. Ashok dreht einen Erfolgsfilm nach dem anderen, und immer spielt er den jungen, aufrechten Kämpfer für das Gute. Dem Kinopublikum, das zwischen Rolle und Person nicht unterscheidet, gilt er als moralische Instanz. Sein Privatleben sieht hingegen weniger glänzend aus. Seine Frau, die Schauspielerin Maya, die für die ganze Nation das Ideal der Reinheit und Unschuld verkörpert, leidet unter den zahllosen Affären Ashoks, dessen größte Sorge darin besteht, sein Schwarzgeld sicher auf einem Schweizer Nummernkonto zu verwahren. Aus einer Laune heraus steigt er in die Politik ein, kandidiert für einen Parlamentssitz. Doch als er in einen Parteispendenskandal verwickelt wird, ist sein positives Image dahin. Er taugt gerade noch für eine Rolle in einem religiösen Monumentalfilm, in dem es um die Zerstörung der Welt durch den göttlichen Willen geht. Bei den Dreharbeiten kommt es, wie im Film selbst, zu einer Brandkatastrophe, und plötzlich steht Ashok wieder im Rampenlicht. Vom Aufstieg und Fall eines Filmhelden mit großen Ambitionen und zweifelhafter Moral erzählt Shashi Tharoor in diesem tragikomischen Roman über das Showgeschäft: Alles ist inszeniert, Drehbuch und Wirklichkeit gehen nahtlos ineinander über. Eine groteske Maskerade von Verführung und Intrige zwischen Macht und Privilegien, Politik und Medien - die Mega-Filmindustrie Bombays (»Bollywood«) als Metapher für die moderne Gesellschaft.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.10.2006Der Busen von Bollywood
Der Romancier und Diplomat Shashi Tharoor tanzt durch Indiens bunte Traumfabrik / Von Sabine Löhr
Von Shashi Tharoor lernen heißt siegen lernen: Sein farbenprächtiger Roman über Bollywood zeigt uns alles, was wir über Indien, seine Politik und seine Filmkunst immer schon ahnten, aber uns nie zu fragen trauten.
In Indien werden jährlich rund 3,6 Milliarden Kinokarten verkauft, fast ausschließlich für einheimische Produktionen. Ziehen wir eine knappe Milliarde ab, ergibt das nach Berechnungen der University of Berkeley etwa die Höhe des weltweiten Buchabsatzes in diesem Zeitraum. Bollywood gewinnt also eindeutig. Für Fans zwischen Asien, Afrika, Süd- und Mittelamerika ist seit Jahrzehnten völlig klar, daß nichts das triste Kleid des Alltags so gut verdeckt wie ein farbgewaltiger indischer Traumstoff. Auch eine wachsende, anders als zumindest in Asien allerdings fast ausschließlich weibliche Zuschauerschaft in Europa entdeckt den kommerziellen Hindifilm gerade als schönste Pforte zur Realitätsflucht auf Zeit.
Wer keine Lust verspürt, sich dem Phänomen Bollywood im dreieinhalbstündigen Selbstversuch auszusetzen, kann nun statt dessen auch zu Shashi Tharoors "Bollywood" greifen. Tharoor, erfolgreicher Verfasser von mäßig anspruchsvollen Romanen wie höchst gelungenen Sachbüchern, Diplomat der Vereinten Nationen und Kandidat als Nachfolger Kofi Annans, ist nicht der einzige indische Autor, der sich eine Hommage an das indische Kino erlaubt. Kollegen wie Vikram Chandra oder Suketu Mehta arbeiten gelegentlich an Drehbüchern; die Filmzeitschriftengründerin, Klatschkönigin und Krimiautorin Shobhaa De schrieb wie Tharoor 1991 einen Schlüsselroman zu Bombays schriller Kinowelt.
In sechs Aufnahmen, Rückblenden aus Sicht des hospitalisierten Helden und Monologen des an seinem Bett befindlichen Nebenrollenpersonals, erzählt Tharoor von Megastar Ashok "A. B." Banjaras Aufstieg zum und anschließendem Abrutschen vom Gipfel des Ruhms, von außerehelichen Ausflügen zu kochenden Vulkanen und mißlungenen Abstechern in politische Sumpfgebiete. Schon die Initialen sind verräterisch, kaum verhüllt hat Tharoor seinen Helden nach dem berühmtesten Angry Young Man der siebziger und achtziger Jahre, Amitabh Bachchan, kurz "A. B." oder "Big B", konstruiert. Dessen Karriere als Kurzzeitpolitiker ging an Korruptionsvorwürfen ein. Ähnlich ergeht es Tharoors A. B. Selbst "Big B.s" zu lange Beine hat Ashok geerbt. Bollyphile Leser werden zahlreiche Anspielungen auf alte Filme und längst entthronte Leinwandroyals entdecken, aber auch ohne derartige Kenntnisse kann die Lektüre dieser warmherzigen Satire recht vergnüglich sein, wenn man sich vorab darauf einstellt, daß diese sprachlich meistens so platt daherkommt, wie es einer Geschichte voller zweidimensionaler Figuren wohl geziemt; dafür ist sie im Aufbau filmgerecht verschachtelt konstruiert.
Also Vorhang auf, und schon hoppelt Ashok, der leicht beschränkte Sohn eines indischen Ministers, in seinem ersten Film schmachtend um Abha herum und damit um Indiens berühmtesten Busen (der sich als Attrappe entpuppen wird). Ashoks Tanz ohne Gloria treibt Regisseur und Choreograph zur Verzweiflung, der jugendliche Liebhaber wird auf Actionheld umgeschult. Ein voller Erfolg - er bezwingt in seinem nächsten Film Godambo, den schurkischsten aller Schurken, rettet Agentin Abha und seine eigene Schwester, immer das muntere Lied auf den Lippen: "Des Gesetzes langer Arm bin ich, fürchten soll mich jeder Bösewicht." Gesungen wird noch häufiger, denn kein guter Bollywoodfilm kommt ohne mindestens sechs Sing- und Tanzszenen aus. Ihre im Film durchaus wichtige Funktion, mal zu retardieren, mal die Handlung voranzutreiben, verfehlen sie hier völlig, allzu absurd komisch wirken Tharoors Liebesschmerzfamilienglücktexte auf deutsch. Man wird sie rasch überblättern und die Bedeutung der Musik wohl unterschätzen. Filmsongs sind in Indien weit populärer als Nichtfilmpop, als dröhnendes Marketinginstrument schallen sie lange vor Filmstart aus unzähligen indischen Lautsprechern und entscheiden so über Flop oder Kassenschlager.
Tharoors Actionheld A. B. macht zunächst alles richtig, läßt sich guter Kritiken halber widerwillig von Bollywoods scharfzüngigster Kolumnistin vernaschen, dreht Blockbuster nach Blockbuster, heiratet seine kleine Schwester Maya aus Godambo, die Lieblingsschwiegertochter der Nation, zeugt Drillinge und verbietet seiner Frau das Arbeiten. Maya gelingt es zwar einmal mit Mühe, sich eine Rolle in einem Film mit Ashok und seiner wilden Affäre Mehnaz zu erzwingen, allerdings muß dazu die Handlung mehrfach umgeschrieben werden (woran uns Tharoor, wie auch an weiteren Filmen, allzu ausführlich teilhaben läßt). Der Film floppt. Auch Ashoks Karriere verliert an Fahrt, ein dilettantischer Ausflug in die Politik bleibt für ihn nur ein Zwischenspiel.
Ashok gewinnt dank seiner Popularität den Wahlkreis seines Vaters (Konflikt!) und scheitert an der nächstbesten Schwarzgeldintrige. Mit zu den komischsten Passagen gehört ein Besuch Ashoks bei einem regional verehrten Guru, dessen Fürsprache für eine Wahl als unabdingbar gilt. Ashok erkennt in ihm niemand anderen als seinen alten Freund Atul Dvivedi, Franziskanerzögling und Kaffeehaushocker. Der spirituelle Meister erklärt: "So wie nach hinduistischer Auffassung die Zeit zyklisch verläuft, so besteht auch der indische Film aus endlos wiederholten Variationen zu wenigen fundamentalen Themen. Der indische Film ist die idealisierte Darstellung der indischen Weltauffassung." Nur ein kleines Problem hat der Guru auf dem Land: "Es gibt zuviel Stechmücken und zuwenig elektrischen Strom. Ich würde mich gerne in Bombay niederlassen, als eine Art Haus-Guru von Filmstars." Eine Hand wäscht die andere, Atul wird sehr erfolgreich Filmstars wie Mehnaz davon überzeugen, ihr Herz nicht an Materielles zu hängen, sondern umgehend seinem Ashram zu vermachen. Ganz so spöttisch scheint Tharoor das Guruwesen nicht immer zu sehen, recht undistanziert schrieb er vor vier Jahren einen Artikel über seine und seiner Mutter Privataudienz bei dem umstrittenen Satya Sai Baba, einem der vielen indischen Inhaber der einzigen höchsten Wahrheit. Bei diesem holte sich auch schon der indische Ex-Premier Rao seinen Segen, was sich immer lohnt: Wundermann Sai Baba ist berühmt dafür, als glücksbringende Visitenkarten sich aus überweltlichen Sphären magisch manifestierendes Gold, mit Pech auch bloß segensreiche Aschehäufchen zu verteilen. Tharoor bekam einen perfekt passenden Ring, aber wir wollen ja nicht filmgleich abschweifen: An Tharoors Buch läßt sich jedenfalls alles lernen, was man über die chaotischen Produktionsweisen der indischen Filmindustrie und die Machart von archetypischen Bollywoodfilmen der siebziger bis neunziger Jahre wissen möchte.
Shashi Tharoor: "Bollywood". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Peter Knecht. Insel Verlag, Frankfurt am Main 2006. 413 S., geb., 22,80 [Euro].
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Der Romancier und Diplomat Shashi Tharoor tanzt durch Indiens bunte Traumfabrik / Von Sabine Löhr
Von Shashi Tharoor lernen heißt siegen lernen: Sein farbenprächtiger Roman über Bollywood zeigt uns alles, was wir über Indien, seine Politik und seine Filmkunst immer schon ahnten, aber uns nie zu fragen trauten.
In Indien werden jährlich rund 3,6 Milliarden Kinokarten verkauft, fast ausschließlich für einheimische Produktionen. Ziehen wir eine knappe Milliarde ab, ergibt das nach Berechnungen der University of Berkeley etwa die Höhe des weltweiten Buchabsatzes in diesem Zeitraum. Bollywood gewinnt also eindeutig. Für Fans zwischen Asien, Afrika, Süd- und Mittelamerika ist seit Jahrzehnten völlig klar, daß nichts das triste Kleid des Alltags so gut verdeckt wie ein farbgewaltiger indischer Traumstoff. Auch eine wachsende, anders als zumindest in Asien allerdings fast ausschließlich weibliche Zuschauerschaft in Europa entdeckt den kommerziellen Hindifilm gerade als schönste Pforte zur Realitätsflucht auf Zeit.
Wer keine Lust verspürt, sich dem Phänomen Bollywood im dreieinhalbstündigen Selbstversuch auszusetzen, kann nun statt dessen auch zu Shashi Tharoors "Bollywood" greifen. Tharoor, erfolgreicher Verfasser von mäßig anspruchsvollen Romanen wie höchst gelungenen Sachbüchern, Diplomat der Vereinten Nationen und Kandidat als Nachfolger Kofi Annans, ist nicht der einzige indische Autor, der sich eine Hommage an das indische Kino erlaubt. Kollegen wie Vikram Chandra oder Suketu Mehta arbeiten gelegentlich an Drehbüchern; die Filmzeitschriftengründerin, Klatschkönigin und Krimiautorin Shobhaa De schrieb wie Tharoor 1991 einen Schlüsselroman zu Bombays schriller Kinowelt.
In sechs Aufnahmen, Rückblenden aus Sicht des hospitalisierten Helden und Monologen des an seinem Bett befindlichen Nebenrollenpersonals, erzählt Tharoor von Megastar Ashok "A. B." Banjaras Aufstieg zum und anschließendem Abrutschen vom Gipfel des Ruhms, von außerehelichen Ausflügen zu kochenden Vulkanen und mißlungenen Abstechern in politische Sumpfgebiete. Schon die Initialen sind verräterisch, kaum verhüllt hat Tharoor seinen Helden nach dem berühmtesten Angry Young Man der siebziger und achtziger Jahre, Amitabh Bachchan, kurz "A. B." oder "Big B", konstruiert. Dessen Karriere als Kurzzeitpolitiker ging an Korruptionsvorwürfen ein. Ähnlich ergeht es Tharoors A. B. Selbst "Big B.s" zu lange Beine hat Ashok geerbt. Bollyphile Leser werden zahlreiche Anspielungen auf alte Filme und längst entthronte Leinwandroyals entdecken, aber auch ohne derartige Kenntnisse kann die Lektüre dieser warmherzigen Satire recht vergnüglich sein, wenn man sich vorab darauf einstellt, daß diese sprachlich meistens so platt daherkommt, wie es einer Geschichte voller zweidimensionaler Figuren wohl geziemt; dafür ist sie im Aufbau filmgerecht verschachtelt konstruiert.
Also Vorhang auf, und schon hoppelt Ashok, der leicht beschränkte Sohn eines indischen Ministers, in seinem ersten Film schmachtend um Abha herum und damit um Indiens berühmtesten Busen (der sich als Attrappe entpuppen wird). Ashoks Tanz ohne Gloria treibt Regisseur und Choreograph zur Verzweiflung, der jugendliche Liebhaber wird auf Actionheld umgeschult. Ein voller Erfolg - er bezwingt in seinem nächsten Film Godambo, den schurkischsten aller Schurken, rettet Agentin Abha und seine eigene Schwester, immer das muntere Lied auf den Lippen: "Des Gesetzes langer Arm bin ich, fürchten soll mich jeder Bösewicht." Gesungen wird noch häufiger, denn kein guter Bollywoodfilm kommt ohne mindestens sechs Sing- und Tanzszenen aus. Ihre im Film durchaus wichtige Funktion, mal zu retardieren, mal die Handlung voranzutreiben, verfehlen sie hier völlig, allzu absurd komisch wirken Tharoors Liebesschmerzfamilienglücktexte auf deutsch. Man wird sie rasch überblättern und die Bedeutung der Musik wohl unterschätzen. Filmsongs sind in Indien weit populärer als Nichtfilmpop, als dröhnendes Marketinginstrument schallen sie lange vor Filmstart aus unzähligen indischen Lautsprechern und entscheiden so über Flop oder Kassenschlager.
Tharoors Actionheld A. B. macht zunächst alles richtig, läßt sich guter Kritiken halber widerwillig von Bollywoods scharfzüngigster Kolumnistin vernaschen, dreht Blockbuster nach Blockbuster, heiratet seine kleine Schwester Maya aus Godambo, die Lieblingsschwiegertochter der Nation, zeugt Drillinge und verbietet seiner Frau das Arbeiten. Maya gelingt es zwar einmal mit Mühe, sich eine Rolle in einem Film mit Ashok und seiner wilden Affäre Mehnaz zu erzwingen, allerdings muß dazu die Handlung mehrfach umgeschrieben werden (woran uns Tharoor, wie auch an weiteren Filmen, allzu ausführlich teilhaben läßt). Der Film floppt. Auch Ashoks Karriere verliert an Fahrt, ein dilettantischer Ausflug in die Politik bleibt für ihn nur ein Zwischenspiel.
Ashok gewinnt dank seiner Popularität den Wahlkreis seines Vaters (Konflikt!) und scheitert an der nächstbesten Schwarzgeldintrige. Mit zu den komischsten Passagen gehört ein Besuch Ashoks bei einem regional verehrten Guru, dessen Fürsprache für eine Wahl als unabdingbar gilt. Ashok erkennt in ihm niemand anderen als seinen alten Freund Atul Dvivedi, Franziskanerzögling und Kaffeehaushocker. Der spirituelle Meister erklärt: "So wie nach hinduistischer Auffassung die Zeit zyklisch verläuft, so besteht auch der indische Film aus endlos wiederholten Variationen zu wenigen fundamentalen Themen. Der indische Film ist die idealisierte Darstellung der indischen Weltauffassung." Nur ein kleines Problem hat der Guru auf dem Land: "Es gibt zuviel Stechmücken und zuwenig elektrischen Strom. Ich würde mich gerne in Bombay niederlassen, als eine Art Haus-Guru von Filmstars." Eine Hand wäscht die andere, Atul wird sehr erfolgreich Filmstars wie Mehnaz davon überzeugen, ihr Herz nicht an Materielles zu hängen, sondern umgehend seinem Ashram zu vermachen. Ganz so spöttisch scheint Tharoor das Guruwesen nicht immer zu sehen, recht undistanziert schrieb er vor vier Jahren einen Artikel über seine und seiner Mutter Privataudienz bei dem umstrittenen Satya Sai Baba, einem der vielen indischen Inhaber der einzigen höchsten Wahrheit. Bei diesem holte sich auch schon der indische Ex-Premier Rao seinen Segen, was sich immer lohnt: Wundermann Sai Baba ist berühmt dafür, als glücksbringende Visitenkarten sich aus überweltlichen Sphären magisch manifestierendes Gold, mit Pech auch bloß segensreiche Aschehäufchen zu verteilen. Tharoor bekam einen perfekt passenden Ring, aber wir wollen ja nicht filmgleich abschweifen: An Tharoors Buch läßt sich jedenfalls alles lernen, was man über die chaotischen Produktionsweisen der indischen Filmindustrie und die Machart von archetypischen Bollywoodfilmen der siebziger bis neunziger Jahre wissen möchte.
Shashi Tharoor: "Bollywood". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Peter Knecht. Insel Verlag, Frankfurt am Main 2006. 413 S., geb., 22,80 [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Sabine Löhr schätzt Shashi Tharoors satirischen Roman als ein gelungenes Abbild der indischen Traumfabrik. Nicht mehr und nicht weniger, als in diesem Buch steht, möchte sie erfahren über Bollywood und seine Produkte. Als Fan outet sie sich damit nicht gerade. Schon weil sie die Lektüre einer dreistündigen Kinovorstellung vorzieht. Dafür allerdings entdeckt sie dann doch erstaunlich viel Bollywoodeskes: Den Helden enttarnt sie als den Leinwandstar Amitabh Bachchan, Anspielungen auf alte Filme und Schauspieler entgehen ihr nicht, die Verschachtelung der Story hält sie für "filmgerecht", und die sprachliche Plattheit, findet sie, steht der zweidimensionalen Figurenzeichnung ganz gut. Dass Löhr ausgerechnet die für diese Art von Unterhaltung so unentbehrlichen Musikszenen mit ihren "Liebesschmerzfamilienglücktexten" überblättert, führt zurück zu unserer Eingangsthese: Ein Fan ist diese Frau nicht.
© Perlentaucher Medien GmbH
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