Am 18. Juni 2009 jährt sich zum zehnten Mal die Unterzeichnung der "Bologna-Erklärung", mit der sich Bildungsminister aus 29 europäischen Staaten auf die Errichtung eines gemeinsamen europäischen Hochschulraums geeinigt haben. Die in diesen zehn Jahren durchgeführten Reformen haben die deutschen Hochschulen auf dramatische Weise verändert. Mit über Jahrhunderte gewachsenenen und bewährten Traditionen eines auf die Bildung durch Wissenschaft ausgerichteten Studiums wurde zugunsten einer verstärkten Ausrichtung auf die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes gebrochen. Misst man die Ergebnisse der Reform an den Zielen ihrer Befürworter, so fällt die Bilanz ernüchternd aus. Die Kernziele der Reform wie die Erhöhung der Mobilität, eine bessere Betreuung der Studierenden sowie kürzere Studienzeiten wurden auch nach Auskunft der Reformbefürworter bislang verfehlt. Das große Ziel, einen einheitlichen europäischen Hochschulraum zu schaffen, scheint noch in weiter Ferne zu liegen. Die Autoren weisen aus der Perspektive verschiedener Wissenschaftsdisziplinen die Systemfehler der Reformen auf, analysieren kritisch den aktuellen Stand und wagen den Blick in die Zukunft.