In einem Artikel der "Neuen Zürcher Zeitung" im Juli 1961 werden einige österreichische Politiker, darunter SPÖ-Außenminister Bruno Kreisky, der "direkten Teilnahme, aktiven Vorschubleistung oder mitwissenden Duldung" beim Aufbau einer "Partisanenorganisation" bezichtigt. Gemeint ist der Befreiungsausschuß für Südtirol (BAS), der die Sprengstoffanschläge in Südtirol organisiert und zu dessen Exponenten Kreisky tatsächlich Kontakte gehabt hat. Der Artikel ist vom Chefredakteur im Bundespressedienst des Bundeskanzleramtes unter ÖVP-Politiker Alfons Gorbach lanciert und veranlaßt Kreisky zu heftiger Gegenwehr.Auf Weisung des Justizministers kommt es im Dezember 1961 schlußendlich zum ersten Grazer Südtirolprozeß gegen Kurt Welser, der mit einer Verurteilung endet. Gegen diesen Prozeß und weitere laufende Strafverfahren macht nun die Tiroler Landesregierung mobil. In von allen Parteien getragenen Denkschriften wird gegen die Durchführung der Prozesse protestiert. Erst als der zweite Prozeß mit einem Freispruch durch die Geschworenen endet, stimmt das Justizministerium einer Verschiebung zu.Die Studie analysiert erstmals ausführlich den ersten Südtirolprozeß in Graz im Spannungsfeld der unterschiedlich laufenden Politiklinien in Wien und Innsbruck und leistet somit einen wichtigen Beitrag zur Historiographie der frühen 1960er Jahre in Österreich.