Europa ist scharf - so scharf wie die Taschenmesser, die er unterwegs einkauft, so scharf wie die Frauenstatuen in den Museen. Das macht es Dirk leichter, mit seinen unermüdlich streitenden Psychologen-Eltern und einem übergewichtigen älteren Bruder in einer Limousine durch die alte Welt zu kreuzen. Auf der Spur von Gilles, der Teenager-Tochter, die unter dem Verdacht unziemlicher Experimentierfreude steht - Ein Zwölfjähriger beobachtet unbestechlich die tragikomischen Szenen in einer kultivierten Familie und erobert nebenbei den turbulenten europäischen Kontinent der Sinne.
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Tobias Timm hat diese "Memoiren eines zwöfjährigen Sexbessenen" gern gelesen, die "unangestrengt und witzig" von einer Reise durch das gelobte Land der Freizügigkeit ebrichten, wofür in den sechziger Jahren Europa in den USA gehalten wurde. Der junge Dirk darf eines Tages mit nach Europa, wohin es seine Eltern in letzter Zeit auch immer öfter verschlagen hatte. Natürlich aus beruflichen Gründen, aber der Junge hat durchaus bemerkt, dass die Eltern danach viel mehr Wein tranken und mehr Sex hatten, wie Timm erzählt. Vor einer Diana-Statue in einem Amsterdamer Museum wird der Junge seine erste Erektion haben, in den Münchner Pinakothen wird er unter Priapismus leiden, den Höhepunkt der Reise aber im Pariser Crazy Horse erleben. Das fand der Rezesent sehr vergnüglich, gibt aber zu verstehen, dass er allzu oft solche Bekenntnisse eines scheinbar naiven Helden nicht goutieren kann.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH