Produktdetails
- Verlag: Transit Berlin
- 1998.
- Seitenzahl: 128
- Deutsch
- Abmessung: 240mm
- Gewicht: 256g
- ISBN-13: 9783887471354
- ISBN-10: 3887471350
- Artikelnr.: 07685131
- Herstellerkennzeichnung Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.04.1999Deutschland
"Bonn. Viel größer als ich dachte. Ein literarischer Umzug", herausgegeben von Detlef Bluhm und Rainer Nitsche. Transit Buchverlag, Berlin 1998. 120 Seiten. Gebunden, 24 Mark. ISBN 388747-135-0.
Während Deutschland noch um sein Berliner Denkmal streitet, hat das kleine Bonn schon eins - zumindest als Buch. "Ein literarischer Umzug" heißt nach dem Willen der Herausgeber ihr literarisches Florilegium aus zwei Jahrhunderten, und damit balanciert der Untertitel schon zwischen den Begriffen Rosenmontagszug und Möbelspedition. Daß dies durchaus subversiv gemeint ist, wird beim Blick in das Impressum deutlich, in dem die beiden Blütenleser ihre Bonner Bindungen betonen und außerdem geständig sind, für denselben Verlag ein ähnliches Werk zu Berlin ausgeheckt zu haben ("Berlin ist das Allerletzte"). Es sind staunenswerte Funde, die von den beiden zusammengetragen wurden: Gemütliches von Böll, Selbstverständliches von Herman Melville ("Der Rhein ist nicht der Hudson"), Wacker-Sozialistisches von Arnold Zweig im Bund mit Walter Ulbricht ("Diesen bösen Nachbarn kannten wir gut"). Es scheint fast wie im wirklichen Leben: Jeder, der mit Bonn zu tun hat, weiß ein Lied davon zu singen - Heine, Pirandello und Victor Hugo, mal schön, mal weniger. Doch dieser ganze polyphone oder dissonate Sang aus Dur und Moll zur selben Zeit bezieht aus der Erwartung eines großen Abschieds seine dumpfen Obertöne. Was 1790 schon der Koblenzer Joseph Gregor Lang notierte: "Ein großer Teil der Einwohner besteht aus Leuten, welche zum Hofe der Fürsten gehören", das wird bald, selbst in metaphorischer Bedeutung, bloß Geschichte sein. Und dankbar greift man dann in dessen Jubiläumsjahr zu Goethe, der schon 1823, und wenn auch ahnungslos, im Hauptstadtstreit zum Salomon geworden ist: "Von Bonn und Berlin ist mir viel Gutes geworden." Drum: Wer zwei Koffer in Berlin hat, der mache den einen zu Geld und kaufe dieses Buch. (mbe)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Bonn. Viel größer als ich dachte. Ein literarischer Umzug", herausgegeben von Detlef Bluhm und Rainer Nitsche. Transit Buchverlag, Berlin 1998. 120 Seiten. Gebunden, 24 Mark. ISBN 388747-135-0.
Während Deutschland noch um sein Berliner Denkmal streitet, hat das kleine Bonn schon eins - zumindest als Buch. "Ein literarischer Umzug" heißt nach dem Willen der Herausgeber ihr literarisches Florilegium aus zwei Jahrhunderten, und damit balanciert der Untertitel schon zwischen den Begriffen Rosenmontagszug und Möbelspedition. Daß dies durchaus subversiv gemeint ist, wird beim Blick in das Impressum deutlich, in dem die beiden Blütenleser ihre Bonner Bindungen betonen und außerdem geständig sind, für denselben Verlag ein ähnliches Werk zu Berlin ausgeheckt zu haben ("Berlin ist das Allerletzte"). Es sind staunenswerte Funde, die von den beiden zusammengetragen wurden: Gemütliches von Böll, Selbstverständliches von Herman Melville ("Der Rhein ist nicht der Hudson"), Wacker-Sozialistisches von Arnold Zweig im Bund mit Walter Ulbricht ("Diesen bösen Nachbarn kannten wir gut"). Es scheint fast wie im wirklichen Leben: Jeder, der mit Bonn zu tun hat, weiß ein Lied davon zu singen - Heine, Pirandello und Victor Hugo, mal schön, mal weniger. Doch dieser ganze polyphone oder dissonate Sang aus Dur und Moll zur selben Zeit bezieht aus der Erwartung eines großen Abschieds seine dumpfen Obertöne. Was 1790 schon der Koblenzer Joseph Gregor Lang notierte: "Ein großer Teil der Einwohner besteht aus Leuten, welche zum Hofe der Fürsten gehören", das wird bald, selbst in metaphorischer Bedeutung, bloß Geschichte sein. Und dankbar greift man dann in dessen Jubiläumsjahr zu Goethe, der schon 1823, und wenn auch ahnungslos, im Hauptstadtstreit zum Salomon geworden ist: "Von Bonn und Berlin ist mir viel Gutes geworden." Drum: Wer zwei Koffer in Berlin hat, der mache den einen zu Geld und kaufe dieses Buch. (mbe)
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