Nina, die auf der dänischen Insel Fünen aufwächst, gilt in ihrem Dorf als "böses" Mädchen, eine wandelnde Provokation der anständigen Menschen. Für sie scheint es ein Befreiungsschlag zu sein, als sie siebzehnjährig das Dorf verläßt und nach Kopenhagen zieht. Dort meint sie in Stefan, einem Künstler und Kritiker der bürgerlichen Gesellschaft - es sind die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts -, einen Seelenverwandten zu finden. Aber was verheißungsvoll beginnt, wird schnell zur Beziehungsfalle. Sie sucht Liebe, aber er kann nicht lieben. Stefan, stellt sich heraus, begehrt eigentlich Männer - und haßt Nina dafür, daß er sie braucht, um seine Homosexualität zu verbergen. Wie energisch er auch versucht, die "Unschuld vom Lande" nach seinem Bild zu formen, sie zurechtzuschneiden wie einen Bonsai, zur eleganten Frau, zum perfekten Alibi an seiner Seite will sie nicht werden. Sie sucht Bestätigung bei anderen Männern. "Lebendig begraben im Sarg der Ehe", trennen die beiden sich endlich.
Was aber ist geschehen, daß sie viele Jahre später sagen kann: "Endlich, nach 28 Jahren, gehört er mir. Ich teile ihn nicht mehr mit anderen Männern oder Frauen. Es sind nur noch zwei Menschen auf der Welt. Er und ich..."
Was aber ist geschehen, daß sie viele Jahre später sagen kann: "Endlich, nach 28 Jahren, gehört er mir. Ich teile ihn nicht mehr mit anderen Männern oder Frauen. Es sind nur noch zwei Menschen auf der Welt. Er und ich..."
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Anna Katharina Dömling freut sich über diesen kunstvoll gewobenen Roman von Kirsten Thorup. Die Themen sind "Identitätsverlust, Identitätssuche und Illusionslosigkeit" einer Frau, die in einer Scheinehe mit einem homosexuellen Künstler lebt. Das Erstaunliche an diesem Roman sei vor allem die Erzählweise, bemerkt die Rezensentin. In den verschiedenen Kapiteln kommen unterschiedliche Erzähler zu Wort, was gleichzeitig zu einer Zerstückelung wie zu einer Parallelität der Perspektiven führe. Darüber hinaus gebe es, wie auch schon in früheren Romanen der Autorin, "geheime Texte", Tagebücher, Briefe, in diesem Fall Tonbandprotokolle, die dem Leser das Innerste der Figuren noch weiter erschließen, was die Rezensentin als weiteren Schritt Der Autorin auf dem Weg zum "vollkommenen Text" wertet.
© Perlentaucher Medien GmbH
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