Alexander Sergejewitsch Puschkin (1799 - 1837) nahm die Arbeit des Werkes Boris Godunow Ende des Jahres 1824 auf. Die Idee des Dramas kam ihm, nach der Lektüre Der Geschichte des russischen Staates von N.M. Karamsin (1766 - 1826). Dabei stellte er fest, dass die Geschichte der nationalen Bewegung und der Kampf um die Macht sehr viele Ähnlichkeiten mit seiner Zeit erweisen. Das Stück basiert nicht auf dem persönlichen Leben des Helden, sondern auf dem Schicksal des Volkes, das stets auf der Bühne präsent ist. Boris Godunow ist ein philosophisches Werk über die Tragödie der Machtübernahme und das Leid des Volkes. Die Charaktere in Boris Godunow sind von der Gier nach Macht so besessen, dass sie bereit sind, für sie alles zu opfern - Gewissen, Ehre, Moral. Das Volk und die Vertreter des Volkes wurden von Puschkin mit ausgeprägten Sinn für Moral und spiritueller Kraft ausgestattet, doch auch hier gilt, dass die Betrogenen die Verlierer sind. Die Früchte ihrer Arbeit machen sich die Herrscher, Heuchler und Scharlatane zu eigen, die die Macht degenerieren und das Volk zum Aufstand treiben.