13,99 €
inkl. MwSt.

Versandfertig in über 4 Wochen
  • Broschiertes Buch

From a writer whose novels have been acclaimed for their unflinching exploration of evil comes a brilliant collection of short stories some never before published that distill dread back down to its essence and inject it straight into the reader's back brain. Andrew Vachss might have scissored his characters from today's headlines: a stalker prowling around an anonymous high-rise; a serial killer whose transgressions reflect a childhood of hideous abuse; an inner-city gunman who is willing to take out a blockful of victims in order to win a moment of acceptance.
Tautly written and endowed
…mehr

Produktbeschreibung
From a writer whose novels have been acclaimed for their unflinching exploration of evil comes a brilliant collection of short stories some never before published that distill dread back down to its essence and inject it straight into the reader's back brain. Andrew Vachss might have scissored his characters from today's headlines: a stalker prowling around an anonymous high-rise; a serial killer whose transgressions reflect a childhood of hideous abuse; an inner-city gunman who is willing to take out a blockful of victims in order to win a moment of acceptance.

Tautly written and endowed with murderous ironic spin, Born Bad plunges us into the hell that lies just outside our bedroom windows.
Autorenporträt
Andrew Vachss’s many books include the Burke novels and two previous collections of short stories. His books have been translated into twenty languages, and his work has appeared in Parade, Antaeus, Esquire, Playboy, and The New York Times, among other publications. He died in 2021.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.11.2002

Ich war immer schon böse
Von Hardboiled bis Horror: Die Welt des Andrew Vachss

"Wer an Kategorisierungen interessiert ist, wird bedient mit allem: von Hardboiled bis Horror", erklärt Andrew Vachss in der Einführung zu seinem Buch "Born Bad". Mit allem? Außerhalb dieses Spektrums scheint es für Andrew Vachss wohl keine Kategorien zu geben.

Der New Yorker Anwalt hat sich in seinem Hauptberuf auf die Vertretung von Kindern und Jugendlichen spezialisiert und den Kampf gegen Kindesmißbrauch zu seiner Lebensaufgabe gemacht. Ähnlich wie in Deutschland Johannes Mario Simmel behauptet er, Belletristik nur zu verfassen, weil er so mit seinen Themen eine größere Leserschaft erreichen könne als durch Sachbücher.

Der pädagogische Impetus prägt besonders zwei inmitten der Kurzgeschichten plazierte dramatische Texte, einen kurzen Dreiakter und eine daran anschließende Szene. Im ersten Stück beginnt eine junge Frau in einer Telefonsex-Agentur zu arbeiten. Als sie mit einem Pädophilen verbunden wird, kommen Erinnerungen an ihren eigenen Mißbrauch durch den Vater hoch. In der Szene erfährt man, daß sie nunmehr ihren Vater getötet hat, und sie äußert Meinungen, die auch der Autor selbst in Interviews verkündet. In den Stories der "Underground"-Serie wählt Vachss eine umständliche Science-fiction-Verkleidung, um seine Ansichten darzulegen.

Interessanter ist die Titelstory: Ein Serienkiller, der seinen weiblichen Opfern die Herzen herausschneidet, schreibt einen Brief an einen Psychiater. Dieser hat erklärt, daß es keinen biogenetischen Code für einen Serienkiller gebe: "Es mag ja durchaus einige Neigungen geben, aber die einzige Möglichkeit, ein solches Monster zu erschaffen, ist früher, chronischer und systematischer Kindesmißbrauch." Der Mörder besteht darauf, böse auf die Welt gekommen zu sein. Er sei als Kind immer gut behandelt worden. Sein Bruder hingegen sei schweren Mißhandlungen und sexuellem Mißbrauch ausgesetzt gewesen, aber ein ehrbarer Bürger geworden. "Der Freak hat recht", triumphiert der Ermittlungsleiter. Killer und Polizist teilen das gleiche Weltbild. Das letzte Wort behält jedoch der Psychiater, der sich mit der Person des Mörders genau beschäftigt hat: "Er hat keinen Bruder." Die Position des Psychiaters entspricht der von Vachss. Aber im Vorwurf, die Liberalen leugneten die Existenz des Bösen generell, kommt auch der Killer den Auffassungen des Autors nahe, der vehement für die Kategorie des substantiell Bösen eintritt.

Ein Hauptthema in diesem Band ist, wie auch in vielen von Vachss' Romanen, Rache. In manchen Geschichten könnte man fast meinen, es werde Selbstjustiz propagiert. Daß dies nicht so ist, ergibt sich erst aus dem Kontext, wenn etwa ein Mann, der als Kind vom Freund der Mutter mißbraucht wurde, nun reihenweise Schwule ermordet oder ein anderer Serienmörder aus seinem Auto heraus Menschen erschießt, die sich im Straßenverkehr "unhöflich" verhalten. Wer denkt da nicht an jüngste Ereignisse in Washington? In der Titelstory läßt Vachss den Mörder äußern: "Serienkillerchic hat das amerikanische Bewußtsein befallen." Nicht nur das amerikanische.

Nicht in allen Geschichten spielt sexueller Mißbrauch eine Rolle. Fast immer geht es um Kriminalität, aber Detektivgeschichten im engeren Sinne kommen nicht vor. Eine der stärksten Stories, "Plan B", beginnt mit den Worten: "Ich sag, ich wär ein Spieler, aber das bin ich nicht - ein Spieler gewinnt manchmal." In bester amerikanischer Short-Story-Tradition, mehr noch von Hemingway als von Hammett herkommend, wird auf engstem Raum ein Mensch mit seiner Lebensgeschichte dargestellt. Hier emanzipiert sich der literarische Autor Vachss vom zweckorientiert schreibenden Anwalt. "Plan B" könnte sich in jeder Anthologie neuerer amerikanischer Kurzgeschichten auch neben Werken etwa eines Raymond Carver sehen lassen. Mit den genannten Autoren hat Vachss vor allem den lakonischen Stil gemein. Manchmal treibt er die Verknappung allerdings so weit, daß eher eine Skizze als eine fertige Geschichte dabei herauskommt. Das Maß an erzählerischer Sorgfalt variiert ziemlich stark.

Die deutsche Ausgabe von "Born Bad", die die Hälfte der Stories des schon 1994 erschienenen Originals umfaßt (der Rest erschien bereits 1996 unter dem Titel "Kreuzfeuer"), kommt trotz der zeitlichen Verzögerung gerade recht: Vachss' Geschichten passen besser denn je in diese Anfangsjahre unseres neuen Jahrhunderts, dessen Kategorien bislang von Hardboiled bis Horror reichen.

HARDY REICH

Andrew Vachss: "Born Bad". Stories. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Jürgen Bürger. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2002. 220 S., geb., 18,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 28.11.2002

Wegpusten!
Der amerikanische Anwalt Andrew Vachss greift in seinen „Born Bad”-Stories zur abgesägten Schrotflinte
Andrew Vachss ist Anwalt und ein Satansbraten. Auf Fotos posiert er mit hechelnden Kampfhunden. Er selbst trägt schwarzen Anzug, Krawatte, weißes Hemd und blickt drein wie der Fürst der Unterwelt in Begleitung eines seiner Lieblingshöllenhunde. Ausgesetzte Welpen rettet er von der städtischen Müllkippe. Das gibt ihm Ghetto-Credibility.
In seinen Büchern herrscht das Gesetz des Talion: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Die Höllenhunde zeigen die Zähne, und Vachss selbst trägt eine Augenklappe, womit er signalisieren möchte: Ein Auge habe ich bei dem harten Kampf da draußen schon verloren. Das wird mich und meine Hunde aber nicht davon abhalten, weiter zu kämpfen. Vachss hat die Psyche eines Terminators mit Helfersyndrom. In seinen Stories führt er seine Figuren an den Rand der Gesellschaft. Dorthin, wo sie ausfranst zu brutalen Gangs, Einzelkämpfern und Gesetzlosen. In diesen Gegenden sind die Ratten größer als Hunde. Und die Menschen Ratten.
In den U-Bahn-Tunnels glühen die Graffiti wie bunte Menetekel auf den schwitzenden Betonwänden. In der Männermode dominiert das Schulterhalfter. Glühende Kühlergrills fressen sich durch die Nacht, Zigarettenspitzen brennen Löcher in den schweren Vorhang der Dunkelheit. Dahinter lauert schon das Grauen. Amerika, Land des Schokomuffins und des Serienmordes. Vachss ist der Meister des düster schimmernden Endzeit-Pulps. Er schreibt apokalyptischen Trash. Wenige können ein giftig dampfendes Gewerbegebiet so korrosiv heraufbeschwören wie Vachss, wenige können in einem Nachtstück von zwei, drei Seiten einen mörderischen Deal auf einer qualmenden Junk Yard so bedrohlich skizzieren.
Andrew Vachss’ Sätze sind von handlichem Faustfeuerwaffen-Kaliber. Punkt, Punkt, Komma, Strich, fertig ist die Mordgeschicht. Der Metropolenguerillero kann sich keinen verschnörkelten Ballast erlauben. Und er kocht seine Texte immer noch zwei, drei Minuten länger als alle anderen Hard- Boiled-Autoren. Doch leider bestehen Vachss’ Geschichten nicht nur aus grausig schillerndem populärmythologischem Dekor, sondern haben auch Figuren. Und die sind nicht von Pappe, sondern immer aus dem gleichen Holz geschnitzt: das unschuldige Opfer, das mordende, schlachtende, vergewaltigende Raubtier und der schweigsame Vollstrecker, der pünktlich im letzten Absatz diese gottverdammte Müllhalde von Welt durch einen Schuss, Schlag oder Gurgelschnitt wieder der Gerechtigkeit zuführt. In einer Story hängt am Auto eines Vergewaltigers ein blutiger Armstumpf als Menetekel: „Ein schwerer, hakenförmiger Dorn baumelte am Türgriff, schwang sanft in der nächtlichen Brise. Der dicke untere Teil war mit Fleisch verkrustet, an der Wurzel abgerissen und blutig.” Der Arm der Gerechtigkeit baumelt im Nachtwind, gleich läutet die Stunde der Lynchjustiz.
Nach seinen öffentlichen Gerichtsterminen macht sich der Anwalt an seine Feierabendlynchjustiz. Andrew Vachss übt den ehrenwerten Beruf des Anwaltes für missbrauchte Kinder aus. In seinen Stories missbraucht er all die grausigen Verbrechen als willkommenes Alibi für seine pubertären, machistischen Lynchphantasien. Im gewalttätigen Alleingang exerziert der Erzähler in jeder seiner Geschichten die tödliche Verschärfung des Sexualstrafrechts. Die kitschig schillernde Kinderträne rechtfertigt den Rachefeldzug seiner Samariter mit Killerinstinkt. Gegen offenherziges Morden in der Kriminalliteratur ist nichts einzuwenden. Aber selbstgefällige Schlachtszenarien im Namen von konsensheischenden moralischen Banalitäten sind widerwärtig. Der moralische Kitsch führt den ästhetischen im Schlepptau.
Vachss gefällt sich in der Rolle des Advocatus diaboli. Seine Racheteufel holen sich nur die verdorbenen Seelen. Unter dem moralischen Deckmäntelchen der Advokatenrobe steckt die durchgeladene Magnum. Im berauschenden Glücksmoment des archaischen Lynchmordes laufen der Dichter und seine Henker zu Hochform auf. Der Leser bekommt das unangenehme Gefühl, am Ende einer jeden Story einen Stimmzettel für die Todesstrafe abgeben zu müssen.
Vachss- größter Feind ist der Therapeut. Der Therapeut ist ein Waschlappen mit Fusselbart und ein schleimiger Spaßverderber. Er hängt dem lächerlichen Irrglauben an, der Mensch sei noch zu retten. Ist er aber nicht. Für Vachss ist klar: Der menschliche Abschaum ist bis ins letzte Aminosäurenmolekül schlecht. Rettungslos verdorben. Born Bad. Und wer böse geboren wurde, wird umgepustet. In fast jeder Geschichte taucht ein lächerlicher oder korrupter Therapeut auf, der daran Schuld ist, dass die Schmökels dieser Welt die Mädchenpensionate unsicher machen. Für die verschlagensten Therapeuten erfindet Vachss eine Spezialbehandlung: „Jetzt habe ich einen knapp ein Meter langen Klavierdraht und an beiden Enden einen kleinen Gummiball. Die Gummibälle passen perfekt, einer in jede Hand.” Nichts für zartbesaitete Pianisten: Der pädophile Seelenklempner wird kurzerhand garrotiert. Vachss plädiert für die Sensenmann-Therapie. Bei so viel schäumendem Hass beschleicht einen das Gefühl, eine Therapie könnte dem selbstgerechten Schreibsöldner Vachss vielleicht nicht schaden.
Andrew Vachss muss in seinem Beruf mühsam die amerikanischen Gesetze auseinander friemeln und sich mit rechtsstaatlichen Offensiven begnügen. In seiner Freizeit krault er die kupierten Ohren seiner infernalen Kampfhundgefolgschaft und entspannt sich mit pubertären Allmachtsfantasien. Seine handwerklich perfekten Stories konkurrieren mit dem fortschrittlichsten Videospiel-Design: kaleidoskopische Splitter aus der Welt der Ballerspiele, schnelle Dialoge, atmosphärisch dichte Milieuzeichnung und straffe Dramaturgie. Vachss ist der unübertroffene Altmeister des blutrünstigen Selbstjustizthrillers. Doch wer will auf Dauer die Potenzmeiereien eines therapiebedürftigen amerikanischen Schill lesen?
STEPHAN MAUS
ANDREW VACHSS: Born Bad. Stories. Aus dem Amerikanischen von Jürgen Bürger. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2002. 219 Seiten, 18,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
…mehr
"Vachss seems bottomlessly knowledgeable about the depth and variety of human twistedness." The New York Times

"We are taken not simply into the mean streets but into a subterranean nightmare world. A place as compelling and morally challenging as any to be found in the best crime fiction today." The Washington Post Book World

"[Vachss is] able to wring edginess from his portrayal of a society hovering beneath the radar." The Village Voice