The much anticipated follow-up title from the multi-award winning author of The Bunker Diary, recipient of the 2014 Carnegie Medal for an outstanding book for young adults. Elliot is terrified of almost everything.
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.01.2018Es ist immer nur ein Schritt
In „Born Scared“ von Kevin Brooks muss der Held lernen, seine Ängste zu überwinden
Für Elliot ist ein loses Verbindungskabel kein loses Verbindungskabel, sondern eine gefährliche Schlange, die ihn in eine derartige Panik versetzt, dass er nicht mehr klar denken kann. Elliot hat immer Angst, vor fast allem, sogar vor Farben und Menschen. Nur vor seiner Mutter, seiner Tante und seinem Arzt hat Elliot keine Angst.
Der etwa 13 Jahre alte Held in Kevin Brooks’ neuem Thriller „Born Scared“ erklärt sich seine Angst vor allem mit seinem ersten Kontakt mit dem Tod, bei Elliots eigener Geburt, als sein Herz und das seiner Zwillingsschwester Ellamay stehen blieben, jedoch nur seines bald weiterschlug. Die Gefahr und der Tod sind überall – selbst im Mutterleib. Wie soll man da je wieder einen Moment angstfrei sein? Mithilfe der Arznei Moloxetin. Sechs kleine gelbe Pillen pro Tag und die Angst wird erträglicher. Aber natürlich ist der Pillenvorrat bald aufgebraucht.
Wie schon in seinem Debütroman „Martyn Pig“ aus dem Jahr 2002 siedelt der Brite Brooks, den Tag, an dem sich Elliot, seine Mutter und Tante in Gefahr befinden, in der trügerisch ruhigen Vorweihnachtszeit an. Elliot bemerkt, dass die neuen Pillen keine Moloxetin sind. Seine Tante soll neue Angstpillen holen, taucht aber nicht auf, seine Mutter sucht nach ihr, auch sie taucht nicht mehr auf. Elliot sucht nach den beiden und seinen Pillen. Stets dabei: seine Angst und seine tote Schwester Ellamay. 482 Meter sind es von seinem Haus zu dem seiner Tante. Auf dieser kurzen Strecke spielt sich der ganze Thriller ab. Und da gelingt Brooks ein Glücksgriff: Was Elliot auf dem Weg zu seiner Tante erlebt, wäre normalerweise kein Stoff für einen Thriller. Elliots Brille, die Brooks dem Leser aufsetzt, verwandelt den kurzen Marsch durch 482 harmlose Meter Schnee jedoch in ein spannendes Abenteuer. Ohne Elliots Angststörung, ohne Brooks’ gekonnte Beschreibungen des Innenlebens seines jungen Helden wäre dieser Marsch eine Ansammlung von Harmlosigkeiten. Brooks’ temporeicher Schreibstil erzeugt jedoch eine kurzweilige und spannende Mischung aus Krimi und Psychothriller. Die Krimi-Elemente sind zwar kurz vor Ende weniger packend und etwas banal und unlogisch, aber zum Glück hält sich Brooks damit nur so lange wie nötig auf, so als wüsste er selbst, dass das spannendere Thema in „Born Scared“ Elliots Angststörung ist. Als Elliot seine klinische Vorgeschichte vor dem Leser ausbreitet, erwähnt er die Versuche seiner Mutter, ihn durch Konfrontationstherapie von seiner Angst zu befreien. Erfolg: gegen null. Elliot brauchte jenen Tag, den Brooks in seinem Thriller beschreibt, um zu lernen: Angst ist zwar unangenehm, dennoch braucht der Mensch sie, und er braucht Freunde, um diese Angst zu überwinden.
Solche Botschaften packt Brooks in die wunderbaren Dialoge zwischen Elliot und seiner Schwester Ellamay. An einer solchen Stelle des Buches, nachdem Elliot schon wieder die irrationale Angst vor etwas Harmlosem mithilfe der Überredungskünste seiner toten Schwester überwunden hat, sagt diese zu ihm: „Siehst du, war doch gar nicht so schwer.“ „Das war ja nur ein Schritt“, entgegnet Elliot, woraufhin Ellamay erwidert: „Es ist immer nur ein Schritt.“ (ab 13 Jahre)
THOMAS FEILER
Kevin Brooks: Born Scared. Aus dem Englischen von Uwe-Michael Gutzschhahn. dtv, München 2017. 235 Seiten, 14,95 Euro.
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In „Born Scared“ von Kevin Brooks muss der Held lernen, seine Ängste zu überwinden
Für Elliot ist ein loses Verbindungskabel kein loses Verbindungskabel, sondern eine gefährliche Schlange, die ihn in eine derartige Panik versetzt, dass er nicht mehr klar denken kann. Elliot hat immer Angst, vor fast allem, sogar vor Farben und Menschen. Nur vor seiner Mutter, seiner Tante und seinem Arzt hat Elliot keine Angst.
Der etwa 13 Jahre alte Held in Kevin Brooks’ neuem Thriller „Born Scared“ erklärt sich seine Angst vor allem mit seinem ersten Kontakt mit dem Tod, bei Elliots eigener Geburt, als sein Herz und das seiner Zwillingsschwester Ellamay stehen blieben, jedoch nur seines bald weiterschlug. Die Gefahr und der Tod sind überall – selbst im Mutterleib. Wie soll man da je wieder einen Moment angstfrei sein? Mithilfe der Arznei Moloxetin. Sechs kleine gelbe Pillen pro Tag und die Angst wird erträglicher. Aber natürlich ist der Pillenvorrat bald aufgebraucht.
Wie schon in seinem Debütroman „Martyn Pig“ aus dem Jahr 2002 siedelt der Brite Brooks, den Tag, an dem sich Elliot, seine Mutter und Tante in Gefahr befinden, in der trügerisch ruhigen Vorweihnachtszeit an. Elliot bemerkt, dass die neuen Pillen keine Moloxetin sind. Seine Tante soll neue Angstpillen holen, taucht aber nicht auf, seine Mutter sucht nach ihr, auch sie taucht nicht mehr auf. Elliot sucht nach den beiden und seinen Pillen. Stets dabei: seine Angst und seine tote Schwester Ellamay. 482 Meter sind es von seinem Haus zu dem seiner Tante. Auf dieser kurzen Strecke spielt sich der ganze Thriller ab. Und da gelingt Brooks ein Glücksgriff: Was Elliot auf dem Weg zu seiner Tante erlebt, wäre normalerweise kein Stoff für einen Thriller. Elliots Brille, die Brooks dem Leser aufsetzt, verwandelt den kurzen Marsch durch 482 harmlose Meter Schnee jedoch in ein spannendes Abenteuer. Ohne Elliots Angststörung, ohne Brooks’ gekonnte Beschreibungen des Innenlebens seines jungen Helden wäre dieser Marsch eine Ansammlung von Harmlosigkeiten. Brooks’ temporeicher Schreibstil erzeugt jedoch eine kurzweilige und spannende Mischung aus Krimi und Psychothriller. Die Krimi-Elemente sind zwar kurz vor Ende weniger packend und etwas banal und unlogisch, aber zum Glück hält sich Brooks damit nur so lange wie nötig auf, so als wüsste er selbst, dass das spannendere Thema in „Born Scared“ Elliots Angststörung ist. Als Elliot seine klinische Vorgeschichte vor dem Leser ausbreitet, erwähnt er die Versuche seiner Mutter, ihn durch Konfrontationstherapie von seiner Angst zu befreien. Erfolg: gegen null. Elliot brauchte jenen Tag, den Brooks in seinem Thriller beschreibt, um zu lernen: Angst ist zwar unangenehm, dennoch braucht der Mensch sie, und er braucht Freunde, um diese Angst zu überwinden.
Solche Botschaften packt Brooks in die wunderbaren Dialoge zwischen Elliot und seiner Schwester Ellamay. An einer solchen Stelle des Buches, nachdem Elliot schon wieder die irrationale Angst vor etwas Harmlosem mithilfe der Überredungskünste seiner toten Schwester überwunden hat, sagt diese zu ihm: „Siehst du, war doch gar nicht so schwer.“ „Das war ja nur ein Schritt“, entgegnet Elliot, woraufhin Ellamay erwidert: „Es ist immer nur ein Schritt.“ (ab 13 Jahre)
THOMAS FEILER
Kevin Brooks: Born Scared. Aus dem Englischen von Uwe-Michael Gutzschhahn. dtv, München 2017. 235 Seiten, 14,95 Euro.
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