"Ein Schlachtruf für die Freiheit": Wolodymyr Selenskyjs große Kriegsreden - von ihm selbst ausgewählt und kommentiert
Dieses Buch versammelt Wolodymyr Selenskyjs große Kriegsreden, ergänzt um eine aktuelle Einordnung aus seiner Sicht. So erzählt es die Geschichte der Ukraine mit den Worten ihres Präsidenten. Es ist die Geschichte eines Landes, das sich mutig gegen die russische Aggression verteidigt. Und die Geschichte eines Volkes, das der Welt im Kampf um die Demokratie voranschreitet. Vor allem aber ist es ein Appell, der uns allen gilt: aufzustehen und für die Freiheit zu kämpfen. Wann, wenn nicht jetzt?
Dieses Buch versammelt Wolodymyr Selenskyjs große Kriegsreden, ergänzt um eine aktuelle Einordnung aus seiner Sicht. So erzählt es die Geschichte der Ukraine mit den Worten ihres Präsidenten. Es ist die Geschichte eines Landes, das sich mutig gegen die russische Aggression verteidigt. Und die Geschichte eines Volkes, das der Welt im Kampf um die Demokratie voranschreitet. Vor allem aber ist es ein Appell, der uns allen gilt: aufzustehen und für die Freiheit zu kämpfen. Wann, wenn nicht jetzt?
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.12.2022Der große Kommunikator aus Kiew
Wolodomyr Selenskyj veröffentlicht ein Buch mit seinen Kriegsreden
Die internationale Gemeinschaft hätte Wolodymyr Selenskyj im September 2019 besser zuhören sollen. "Es wäre fatal zu glauben, die Situation in unserem Land ginge Sie nichts an und würde sich niemals auf Sie auswirken", sagte der damals kaum bekannte ukrainische Präsident in seiner ersten Rede vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen. Drei Jahre später zeigt sich, wie recht er behalten sollte. In ukrainischen Städten schlagen Raketen ein, fast acht Millionen Ukrainer sind aus ihrem Land geflohen, Russlands Präsident Wladimir Putin setzt Getreide und Gas als Waffe ein.
Der Großangriff auf die Ukraine am 24. Februar 2022 war der Beginn einer neuen Phase des Krieges in dem Land, der schon acht Jahre zuvor begonnen hatte. Einen Tag später wandte sich Selenskyj an die Ukrainer. Im Kiewer Regierungsviertel, umgeben von seinem Führungsstab, alle in Tarngrün gekleidet, sprach er in die Kamera seines Smartphones. "Allen einen guten Abend", sagte er. "Wir sind alle hier. Unsere Soldaten sind hier. Die Bürger sind hier. Wir sind alle hier, um unsere Unabhängigkeit zu verteidigen. Und das wird so bleiben." Etwa 32 Sekunden ist das Video lang. Nach Meinung des Osteuropa-Journalisten Arkady Ostrovsky ist diese kurze Ansprache Selenskyjs zugleich seine wichtigste. Sie habe "die größte Wirkung auf den Verlauf des Krieges" gehabt, sei sie doch der Beweis, dass "Putins Plans" schon "gescheitert war".
Ostrovsky hat das Vorwort des Buches "Botschaft aus der Ukraine" geschrieben. Es umfasst sechzehn Kriegsreden Selenskyjs, laut Verlag von ihm persönlich zusammengestellt. Sie zeigen, wie sich der 2019 zum Präsidenten gewählte Komiker und Schauspieler zur wichtigsten Stimme des ukrainischen Freiheitskampfes entwickelt hat.
Der Band ist in vier Teile gegliedert, jeder besteht aus vier Ansprachen. Die erste ist seine Antrittsrede vor dem ukrainischen Parlament im Mai 2019, die letzte stammt vom 24. August dieses Jahres. Sie markiert den Tag, an dem der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine schon sechs Monate dauerte und das Land zum 31. Mal seine Unabhängigkeit von der Sowjetunion hätte feiern sollen.
Ostrovskys Vorwort, das mit dreizehn Seiten recht viel Platz einnimmt, zeichnet das Bild eines Mannes, der von seinem Amt überfordert schien und der erst nach Russlands Großangriff seinen Platz im Präsidialamt fand. Kritische Töne über dessen Verbindung zu Oligarchen und autoritäre Tendenzen fehlen. Ostrovsky betont die positive Entwicklung Selenskyjs seit Februar. Der ukrainische Präsident trete nicht als Oberbefehlshaber auf, sondern tue das, was er am besten könne: kommunizieren. "Doch wenn Putin diesen Krieg angezettelt hatte, war es Selenskyj, der ihn erzählte."
Jeden Abend wendet sich Selenskyj über die sozialen Medien an das ukrainische Volk. Er spricht vor ausländischen Parlamenten, wirbt um Unterstützung und lässt sich keine Gelegenheit entgehen, zu betonen, dass die Ukraine gerade Europa verteidigt. Er erzählt den Krieg durch die Geschichten gewöhnlicher Menschen, wie des Mannes, der in Butscha auf seinem Fahrrad erschossen wurde.
In der Einleitung schreibt Selenskyj davon, wie gern er die Zeit zurückdrehen würde. Er betont, es gehe ihm mit dem Buch nicht um Eitelkeit, sondern darum, zu zeigen, wer die Ukrainer sind und warum sie kämpfen. "Ich habe die Reden in diesem Buch ausgewählt, weil sie Ihnen mehr alles andere helfen werden, uns zu verstehen: unsere Ziele, unsere Prinzipien, unsere Werte." Und er bittet: "Vergessen Sie die Ukraine nicht. Werden Sie der Ukraine nicht überdrüssig."
Im ersten Teil des Buches, "Unsere Werte", hat Selenskyj Reden zusammengestellt, die zwischen Mai 2019 und November 2021 gehalten wurden. Er beschreibt darin seine Vorstellung der Ukraine, als demokratische und freie Nation, ohne Korruption und als Teil Europas. In seiner Antrittsrede als Präsident nennt er sein oberstes Ziel: Waffenruhe im Donbass. Tatsächlich saß er danach am Verhandlungstisch mit Putin, führte informelle Gespräche, handelte einen Gefangenenaustausch aus. Und er wurde, wie in seiner Rede vor den Vereinten Nationen, nicht müde, vor Russland zu warnen - vor dem Bruch des Völkerrechts, vor dem Faschismus.
Der zweite Teil "Unser Kampf" springt ins Jahr 2022. Er beginnt mit Selenskyjs Rede auf der Münchner Sicherheitskonferenz am 19. Februar. Dieser spricht von den "Lehren der Geschichte", der verfehlten Appeasement-Politik gegenüber Adolf Hitler und erinnert daran, dass genau fünfzehn Jahre zuvor Putin in München die globale Sicherheitsordnung infrage stellte. Geholfen hat es wenig. Sechs Tage nach München wendet sich der ukrainische Präsident an die Europäer. "Einst sagten wir: 'Nie wieder'. Aber hier sind wir wieder - heute im Jahr 2022, mehr als fünfundsiebzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs."
Das Erinnern an die fast acht Millionen Opfer, die der Nationalsozialismus in der Ukraine gekostet hat, zieht sich durch viele Reden Selenskyjs, der selbst jüdischer Abstammung ist. Teil drei "Unsere Stimme" umfasst die Reden vor dem britischen Parlament, dem amerikanischen Kongress, dem Deutschen Bundestag und der israelischen Knesset. Vor allem Deutschland kritisiert Selenskyj dafür, die Wirtschaft über alles andere gestellt zu haben. Deutschland habe eine neue Mauer mitten in Europa errichtet, "zwischen Freiheit und Unfreiheit". Die deutsch-russischen Handelsbeziehungen seien der Stacheldraht auf dieser Mauer.
Im letzten Teil "Unsere Nation" gibt sich Selenskyj kämpferisch, spricht von der Rückeroberung des Donbass und der Krim. Die ukrainische Nation sei am 24. Februar "wiedergeboren" worden. Letztendlich ist es tatsächlich das, was Putin erreicht hat: Der Prozess der Nationbildung ist zwar noch nicht abgeschlossen, aber durch den russischen Einmarsch deutlich beschleunigt worden. Die Ukraine ist näher an Europa herangerückt.
Die von Selenskyj ausgewählten Reden sind ein Protokoll des Versagens der Staatengemeinschaft. Die Ansprachen wurden für das Buch noch einmal redigiert und gekürzt. Die Botschaft bleibt jedoch klar: Die Ukrainer lassen sich nicht unterkriegen. "Was erwirkt das Ende des Krieges? Früher hätten wir gesagt 'der Frieden'. Heute sagen wir 'der Sieg'." Selenskyj macht mit der Veröffentlichung das, was er am besten kann: kommunizieren. OTHMARA GLAS
Wolodymyr Selenskyj: Botschaft aus der Ukraine.
Siedler Verlag, München 2022. 160 S., 16,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wolodomyr Selenskyj veröffentlicht ein Buch mit seinen Kriegsreden
Die internationale Gemeinschaft hätte Wolodymyr Selenskyj im September 2019 besser zuhören sollen. "Es wäre fatal zu glauben, die Situation in unserem Land ginge Sie nichts an und würde sich niemals auf Sie auswirken", sagte der damals kaum bekannte ukrainische Präsident in seiner ersten Rede vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen. Drei Jahre später zeigt sich, wie recht er behalten sollte. In ukrainischen Städten schlagen Raketen ein, fast acht Millionen Ukrainer sind aus ihrem Land geflohen, Russlands Präsident Wladimir Putin setzt Getreide und Gas als Waffe ein.
Der Großangriff auf die Ukraine am 24. Februar 2022 war der Beginn einer neuen Phase des Krieges in dem Land, der schon acht Jahre zuvor begonnen hatte. Einen Tag später wandte sich Selenskyj an die Ukrainer. Im Kiewer Regierungsviertel, umgeben von seinem Führungsstab, alle in Tarngrün gekleidet, sprach er in die Kamera seines Smartphones. "Allen einen guten Abend", sagte er. "Wir sind alle hier. Unsere Soldaten sind hier. Die Bürger sind hier. Wir sind alle hier, um unsere Unabhängigkeit zu verteidigen. Und das wird so bleiben." Etwa 32 Sekunden ist das Video lang. Nach Meinung des Osteuropa-Journalisten Arkady Ostrovsky ist diese kurze Ansprache Selenskyjs zugleich seine wichtigste. Sie habe "die größte Wirkung auf den Verlauf des Krieges" gehabt, sei sie doch der Beweis, dass "Putins Plans" schon "gescheitert war".
Ostrovsky hat das Vorwort des Buches "Botschaft aus der Ukraine" geschrieben. Es umfasst sechzehn Kriegsreden Selenskyjs, laut Verlag von ihm persönlich zusammengestellt. Sie zeigen, wie sich der 2019 zum Präsidenten gewählte Komiker und Schauspieler zur wichtigsten Stimme des ukrainischen Freiheitskampfes entwickelt hat.
Der Band ist in vier Teile gegliedert, jeder besteht aus vier Ansprachen. Die erste ist seine Antrittsrede vor dem ukrainischen Parlament im Mai 2019, die letzte stammt vom 24. August dieses Jahres. Sie markiert den Tag, an dem der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine schon sechs Monate dauerte und das Land zum 31. Mal seine Unabhängigkeit von der Sowjetunion hätte feiern sollen.
Ostrovskys Vorwort, das mit dreizehn Seiten recht viel Platz einnimmt, zeichnet das Bild eines Mannes, der von seinem Amt überfordert schien und der erst nach Russlands Großangriff seinen Platz im Präsidialamt fand. Kritische Töne über dessen Verbindung zu Oligarchen und autoritäre Tendenzen fehlen. Ostrovsky betont die positive Entwicklung Selenskyjs seit Februar. Der ukrainische Präsident trete nicht als Oberbefehlshaber auf, sondern tue das, was er am besten könne: kommunizieren. "Doch wenn Putin diesen Krieg angezettelt hatte, war es Selenskyj, der ihn erzählte."
Jeden Abend wendet sich Selenskyj über die sozialen Medien an das ukrainische Volk. Er spricht vor ausländischen Parlamenten, wirbt um Unterstützung und lässt sich keine Gelegenheit entgehen, zu betonen, dass die Ukraine gerade Europa verteidigt. Er erzählt den Krieg durch die Geschichten gewöhnlicher Menschen, wie des Mannes, der in Butscha auf seinem Fahrrad erschossen wurde.
In der Einleitung schreibt Selenskyj davon, wie gern er die Zeit zurückdrehen würde. Er betont, es gehe ihm mit dem Buch nicht um Eitelkeit, sondern darum, zu zeigen, wer die Ukrainer sind und warum sie kämpfen. "Ich habe die Reden in diesem Buch ausgewählt, weil sie Ihnen mehr alles andere helfen werden, uns zu verstehen: unsere Ziele, unsere Prinzipien, unsere Werte." Und er bittet: "Vergessen Sie die Ukraine nicht. Werden Sie der Ukraine nicht überdrüssig."
Im ersten Teil des Buches, "Unsere Werte", hat Selenskyj Reden zusammengestellt, die zwischen Mai 2019 und November 2021 gehalten wurden. Er beschreibt darin seine Vorstellung der Ukraine, als demokratische und freie Nation, ohne Korruption und als Teil Europas. In seiner Antrittsrede als Präsident nennt er sein oberstes Ziel: Waffenruhe im Donbass. Tatsächlich saß er danach am Verhandlungstisch mit Putin, führte informelle Gespräche, handelte einen Gefangenenaustausch aus. Und er wurde, wie in seiner Rede vor den Vereinten Nationen, nicht müde, vor Russland zu warnen - vor dem Bruch des Völkerrechts, vor dem Faschismus.
Der zweite Teil "Unser Kampf" springt ins Jahr 2022. Er beginnt mit Selenskyjs Rede auf der Münchner Sicherheitskonferenz am 19. Februar. Dieser spricht von den "Lehren der Geschichte", der verfehlten Appeasement-Politik gegenüber Adolf Hitler und erinnert daran, dass genau fünfzehn Jahre zuvor Putin in München die globale Sicherheitsordnung infrage stellte. Geholfen hat es wenig. Sechs Tage nach München wendet sich der ukrainische Präsident an die Europäer. "Einst sagten wir: 'Nie wieder'. Aber hier sind wir wieder - heute im Jahr 2022, mehr als fünfundsiebzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs."
Das Erinnern an die fast acht Millionen Opfer, die der Nationalsozialismus in der Ukraine gekostet hat, zieht sich durch viele Reden Selenskyjs, der selbst jüdischer Abstammung ist. Teil drei "Unsere Stimme" umfasst die Reden vor dem britischen Parlament, dem amerikanischen Kongress, dem Deutschen Bundestag und der israelischen Knesset. Vor allem Deutschland kritisiert Selenskyj dafür, die Wirtschaft über alles andere gestellt zu haben. Deutschland habe eine neue Mauer mitten in Europa errichtet, "zwischen Freiheit und Unfreiheit". Die deutsch-russischen Handelsbeziehungen seien der Stacheldraht auf dieser Mauer.
Im letzten Teil "Unsere Nation" gibt sich Selenskyj kämpferisch, spricht von der Rückeroberung des Donbass und der Krim. Die ukrainische Nation sei am 24. Februar "wiedergeboren" worden. Letztendlich ist es tatsächlich das, was Putin erreicht hat: Der Prozess der Nationbildung ist zwar noch nicht abgeschlossen, aber durch den russischen Einmarsch deutlich beschleunigt worden. Die Ukraine ist näher an Europa herangerückt.
Die von Selenskyj ausgewählten Reden sind ein Protokoll des Versagens der Staatengemeinschaft. Die Ansprachen wurden für das Buch noch einmal redigiert und gekürzt. Die Botschaft bleibt jedoch klar: Die Ukrainer lassen sich nicht unterkriegen. "Was erwirkt das Ende des Krieges? Früher hätten wir gesagt 'der Frieden'. Heute sagen wir 'der Sieg'." Selenskyj macht mit der Veröffentlichung das, was er am besten kann: kommunizieren. OTHMARA GLAS
Wolodymyr Selenskyj: Botschaft aus der Ukraine.
Siedler Verlag, München 2022. 160 S., 16,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Jens Uthoff kann nach der Lektüre der gesammelten Reden des ukrainischen Präsidenten noch besser nachvollziehen, weshalb aus ihm eine Heldenfigur wurde. Die von Selenskyi selbst ausgewählten Ansprachen beginnen nämlich im Wahlkampf um den Präsidentenposten 2019. Schon damals, so der Rezensent, habe Selenskyi seine Fähigkeiten als Entertainer genutzt und sei entschlossen und entschieden aufgetreten. Wie überzeugend er als "Kommunikationskönig" seit dem 24. Februar 2022 wirkt, hätten ihm womöglich nicht mal seine Anhänger zugetraut. Uthoff bekommt noch einmal Gänsehaut, wenn er Selenskyjs erste Rede nach Beginn des russischen Angriffs liest und schämt sich für die Reaktion des Deutschen Bundestages auf Selenskyjs Videobotschaft. "Einende Sätze mit appellativem Charakter", analysiert Uthoff, das seien Worte eines "Leaders".
© Perlentaucher Medien GmbH
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.01.2023Würde
und Freiheit
Wolodimir Selenskij zeigt mit
einer Auswahl seiner Reden,
was die Ukraine ausmacht
Mehr als eintausend Ansprachen hat Wolodimir Selenskij seit seinem Amtsantritt 2019 gehalten. So schreibt er es selbst im Vorwort zu „Botschaft aus der Ukraine“. Für den schmalen Band hat der Präsident persönlich 16 seiner wichtigsten Reden zusammengestellt. Er möchte damit der Welt die Werte, Ziele und Prinzipien des ukrainischen Volks, das sich seit fast einem Jahr im Abwehrkampf gegen die russische Aggression befindet, nahebringen. Wer die Reden – teils wurden sie gekürzt und bearbeitet – (noch mal) liest, der bekommt eine gute Ahnung davon, was die Ukrainer meinen, wenn Selenskij sagt, erst „der Sieg“ werde den Krieg beenden. Es ist ein Buch über Verzweiflung und Wut, aber auch ein Buch über wahren Mut und Zuversicht.
„Ich werde permanent mit Ihnen in Verbindung stehen“, versprach der Präsident am Morgen des 24. Februar 2022 seinen Bürgerinnen und Bürgern. Und er hielt Wort – bis heute. Selenskij ist praktisch immer auf Sendung, er hat die Deutungshoheit. Und er weiß um die Wichtigkeit von eingängigen Botschaften: „Wenn Bomben auf Kiew fallen, fallen sie auf Europa. Wenn Raketen Ukrainer töten, töten sie Europäer.“ Mit seinem Ausharren in Kiew und seinen Reden hat er fast die ganze Welt zusammengebracht gegen Wladimir Putin.
Zentrale Bedeutung hat aber auch eine Rede vor dem Krieg am 21. November 2021 zum „Tag der Würde und Freiheit“. Die beiden Begriffe stehen im Mittelpunkt. „Es ist an der Zeit, unsere Selbstwahrnehmung zu ändern. Ukrainer sind keine Opfer, noch sind wir unterdrückt oder geteilt oder gefangen. Wir sind schön, stark, intelligent, talentiert. Wir sind unbezwingbar. Unbezwingbar sind wir auch, weil wir unsere Würde haben. Ukrainer wissen um eine einfache Wahrheit: dass ein Leben ohne Freiheit gar kein Leben ist. (. . .) Darum kämpfen wir für unsere Freiheit, auch wenn uns dies das Leben kostet.“ Für westliche Ohren klingt das vielleicht etwas zu romanhaft, aber es trifft den Kern, wie die Welt die Ukraine seither erlebt.
Nach der Lektüre weiß der Leser zwar immer noch nicht, wer diese oft so elaboriert ausgearbeiteten Reden geschrieben hat, aber er weiß sehr genau, dass künftig „nie wieder jemand sagen wird: Die Ukraine liegt irgendwo dort drüben, bei Russland“.
ROBERT PROBST
Wolodymyr Selenskyj: Botschaft aus der Ukraine. Aus dem Englischen von Christiane Bernhardt und Gisela Fichtl. Siedler, München 2022. 160 Seiten, 16 Euro. (Die Autorenerlöse gehen an eine vom Präsidenten gegründete Initiative zu Unterstützung der Ukraine.)
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Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
und Freiheit
Wolodimir Selenskij zeigt mit
einer Auswahl seiner Reden,
was die Ukraine ausmacht
Mehr als eintausend Ansprachen hat Wolodimir Selenskij seit seinem Amtsantritt 2019 gehalten. So schreibt er es selbst im Vorwort zu „Botschaft aus der Ukraine“. Für den schmalen Band hat der Präsident persönlich 16 seiner wichtigsten Reden zusammengestellt. Er möchte damit der Welt die Werte, Ziele und Prinzipien des ukrainischen Volks, das sich seit fast einem Jahr im Abwehrkampf gegen die russische Aggression befindet, nahebringen. Wer die Reden – teils wurden sie gekürzt und bearbeitet – (noch mal) liest, der bekommt eine gute Ahnung davon, was die Ukrainer meinen, wenn Selenskij sagt, erst „der Sieg“ werde den Krieg beenden. Es ist ein Buch über Verzweiflung und Wut, aber auch ein Buch über wahren Mut und Zuversicht.
„Ich werde permanent mit Ihnen in Verbindung stehen“, versprach der Präsident am Morgen des 24. Februar 2022 seinen Bürgerinnen und Bürgern. Und er hielt Wort – bis heute. Selenskij ist praktisch immer auf Sendung, er hat die Deutungshoheit. Und er weiß um die Wichtigkeit von eingängigen Botschaften: „Wenn Bomben auf Kiew fallen, fallen sie auf Europa. Wenn Raketen Ukrainer töten, töten sie Europäer.“ Mit seinem Ausharren in Kiew und seinen Reden hat er fast die ganze Welt zusammengebracht gegen Wladimir Putin.
Zentrale Bedeutung hat aber auch eine Rede vor dem Krieg am 21. November 2021 zum „Tag der Würde und Freiheit“. Die beiden Begriffe stehen im Mittelpunkt. „Es ist an der Zeit, unsere Selbstwahrnehmung zu ändern. Ukrainer sind keine Opfer, noch sind wir unterdrückt oder geteilt oder gefangen. Wir sind schön, stark, intelligent, talentiert. Wir sind unbezwingbar. Unbezwingbar sind wir auch, weil wir unsere Würde haben. Ukrainer wissen um eine einfache Wahrheit: dass ein Leben ohne Freiheit gar kein Leben ist. (. . .) Darum kämpfen wir für unsere Freiheit, auch wenn uns dies das Leben kostet.“ Für westliche Ohren klingt das vielleicht etwas zu romanhaft, aber es trifft den Kern, wie die Welt die Ukraine seither erlebt.
Nach der Lektüre weiß der Leser zwar immer noch nicht, wer diese oft so elaboriert ausgearbeiteten Reden geschrieben hat, aber er weiß sehr genau, dass künftig „nie wieder jemand sagen wird: Die Ukraine liegt irgendwo dort drüben, bei Russland“.
ROBERT PROBST
Wolodymyr Selenskyj: Botschaft aus der Ukraine. Aus dem Englischen von Christiane Bernhardt und Gisela Fichtl. Siedler, München 2022. 160 Seiten, 16 Euro. (Die Autorenerlöse gehen an eine vom Präsidenten gegründete Initiative zu Unterstützung der Ukraine.)
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»[Die Kriegsreden Selenskyjs] zeigen, wie [er] sich zur wichtigsten Stimme des ukrainischen Freiheitskampfes entwickelt hat.« Frankfurter Allgemeine Zeitung