(D)ie Steinbach'schen Gestaltungsideen sind durch die Vermittlung seines Schülers Walter Blume in jedem Fall gewinnbringend für das Überdenken der eigenen Interpretation und grundlegend für eine historisch informierte Aufführungspraxis der Brahm'schen Musik und seiner Zeitgenossen. (Heribert Haase, Das Orchester 12/2013) Es ist eine kleine Sensation: Ein Typoskript, das 1933 anlässlich Johannes Brahms' 100. Geburtstag veröffentlicht wurde und seither den Dornröschenschlaf einer Fußnotenexistenz geführt hat, ist nun, nach 80 Jahren, wieder verfügbar. Anhand zahlreicher Notenbeispiele zu Brahms' symphonischem Werk sind die Aufführungsanweisungen des Dirigenten Fritz Steinbach (1855-1916) akribisch festgehalten. Steinbach wurde auf Brahms' Empfehlung 1886 als Nachfolger von Hans von Bülow Hofkapellmeister in Meiningen und übte dieses Amt 17 Jahre lang aus. Die enge musikalische Vertrautheit mit Brahms vertiefte sich durch dessen regelmäßige Besuche in der Meininger Residenz. Fritz Steinbach entwickelte sich auch über Brahms' Tod hinaus zu dessen treuestem und bekanntestem dirigentischen Sachwalter. Steinbach starb, ehe eine Tonaufzeichnung möglich wurde, die eine klingende Zeitzeugenschaft seines Dirigierens bewahrt hätte. Umso faszinierender sind die nun vorliegenden Einblicke in die musikalische und dirigentische Ästhetik von Brahms' Zeitgenossen: Das Buch ist geradezu ein Manifest historisch informierter Aufführungspraxis an der Schwelle zum 20. Jahrhundert.