Die AfD im Bundestag - das sind Brandreden und der ständige Versuch, das gesellschaftspolitische Klima anzuheizen. Die Partei nutzt die parlamentarische Bühne sehr bewusst, um über Provokation und Tabubruch ihrer Gefolgschaft zu beweisen, dass sie durch den Einzug in den Bundestag keineswegs zahmer geworden ist. Mit der Verächtlichmachung sogenannter »Kopftuchmädchen«, dem Vergleich von Migranten mit wilden Tieren, der Verachtung für den »Parteienstaat« oder der Ankündigung, politische Gegner hinter Gitter bringen zu wollen - immer wieder sorgt die AfD für Aufregung und verbreitet diese Reden via Social Media an ein Massenpublikum. Hass, Hetze, Klimaleugnung, Corona-Verharmlosung und die Verbreitung von Verschwörungsmythen vom Pult des Parlaments bleiben gesellschaftlich nicht ohne Wirkung. Anders als ihre Selbstverharmlosung in Talkshows und Interviews zeigen die Brandreden im Bundestag das wahre Gesicht der Partei. Sie markieren das gesellschaftspolitische Ziel der fortschreitenden Verschiebung des Landes nach rechtsaußen.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Jens Schneider folgt interessiert Gerd Wiegels Buch "Brandreden. Die AfD im Bundestag". Der linke Politologe analysiert darin mit ständigen Verweisen auf die für jede*n einsehbaren Protokolle, wie die AfD seit ihrem Einzug in den Bundestag auftritt, erklärt Schneider. Die Ergebnisse dieser Analysen findet der Rezensent beklemmend und lehrreich, allerdings merkt er dem Autor die offensichtliche und durchgehend präsente linke Perspektive an. Man kann mit Blick auf das Fazit des Buchs jedenfalls gespannt sein, ob es der Partei gelingt, durch eine neue Führung auch noch die völkische Rechte und Nationalkonservativen zu integrieren, schließt der Rezensent.
© Perlentaucher Medien GmbH
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