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"Brasilien, Brasilien breitet vor dem Leser ein gewaltiges Panorama aus. Es ist faszinierend, wie leichtfüßig uns Ribeiro durch Zeiten und Räume und soziale Klassen führt: Menschen und Stimmen, Stimmungen, Träume und Reflexionen, Küchengeklapper aus Sklavenhütten und Sklavenhaltergeschwätz aus Salons, Totenklagen und ekstatische Festtagsmusik umschwirren uns gleichermaßen." Frankfurter Rundschau

Produktbeschreibung
"Brasilien, Brasilien breitet vor dem Leser ein gewaltiges Panorama aus. Es ist faszinierend, wie leichtfüßig uns Ribeiro durch Zeiten und Räume und soziale Klassen führt: Menschen und Stimmen, Stimmungen, Träume und Reflexionen, Küchengeklapper aus Sklavenhütten und Sklavenhaltergeschwätz aus Salons, Totenklagen und ekstatische Festtagsmusik umschwirren uns gleichermaßen." Frankfurter Rundschau
Autorenporträt
João Ubaldo Ribeiro wurde 1941 auf der Insel Itaparica, Bahia, geboren. Er war einer der angesehensten und bekanntesten Autoren Brasiliens. Mit 17 Jahren begann er als Reporter zu arbeiten, später wurde er Chefredakteur der Zeitung "Jornal de Bahia". Er studierte Politische Wissenschaften, war als Journalist und Hochschuldozent in Rio de Janeiro und in den USA tätig und hat als Stipendiat in Lissabon und Berlin gelebt. 1994 erhielt João Ribeiro den "Anna-Seghers-Preis". Während seines einjährigen Aufenthaltes in Berlin (DAAD-Stipendium) verfasste er für die Frankfurter Rundschau sehr vergnügliche Kolumnen über das Leben in der nun nicht mehr geteilten Stadt, die in "Ein Brasilianer in Berlin" zusammengefasst sind.
João Ubaldo Ribeiro verstarb im Juli 2014.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.01.2001

Echsenlächeln
Der brasilianische Autor João Ubaldo Ribeiro wird sechzig

Mit "Viva o Povo Brasileiro" hatte João Ubaldo Ribeiro den Brasilianern 1984 eine Art Nationalepos geschrieben. Der Roman, vier Jahre später unter dem Titel "Brasilien, Brasilien" mit großem Erfolg auf deutsch erschienen, ist allerdings ein satirisches Infragestellen der offiziellen Geschichtsschreibung, ist auch Parodie oberflächlicher Vaterlandsmythen, wie sie gerade die jungen Generationen - nicht nur Lateinamerikas - zum Entstehen eines nationalen Bewußtseins gern erfinden. Viele patriotisch denkende Brasilianer weigern sich, den siebenhundert Seiten starken Roman Ribeiros als nationales Epos ihres Landes zu akzeptieren; denn das Buch ist alles andere als eine Heldengeschichte.

"Es lebe das brasilianische Volk", wie das Original in wörtlicher Übertragung heißt, ist ein mehrdeutiger, keineswegs patriotischer Titel, schon eher eine trotzige Aufforderung, vielleicht auch eine ironische Distanzierung. Das Volk, das leben soll, ist bei Ribeiro vor allem das geschundene und geplagte einfache Volk, das in Brasilien vorwiegend schwarzer Hautfarbe ist. Die sich über drei Jahrhunderte hinziehende Gegengeschichte aus der Sicht von unten ergibt sich aus vielen Geschichten, die sich im Recôncavo, der Gegend um Salvador de Bahia, ereignen, oder die von den Menschen dieses Landstriches erzählt werden. Die meisten Dinge in diesem Buch geschehen auf der vor Salvador gelegenen Atlantik-Insel Itaparica, sie wird so zu einer Art Mikrokosmos für das ganze Land Brasilien.

João Ubaldo Ribeiro wurde am 23. Januar 1941 auf Itaparica geboren und hat dort auch den größten Teil seines Lebens verbracht. An einer nordamerikanischen Universität studierte er Politische Wissenschaften, unterrichtete als Dozent eine Zeitlang an der Universität von Bahia und arbeitete als Journalist für eine dortige Zeitung. Ein Jahr verbrachte er in Lissabon, ein weiteres in Berlin als Stipendiat. Seine Eindrücke aus dieser Zeit hat er in dem Band "Ein Brasilianer in Berlin" gesammelt. Seit seiner Rückkehr aus Deutschland lebt Ribeiro in Rio de Janeiro.

In Brasilien bekannt wurde Ribeiro mit seinem Roman "Sargento Getúlio" (1971). Nach "Brasilien, Brasilien" veröffentlichte er das "Lächeln der Eidechse" (auf portugiesisch 1989, auf deutsch 1994), einen Roman, der zwar auch wieder in der Gegend von Bahia spielt, doch dessen zentrales Thema nicht regional, nicht einmal brasilianisch, sondern von universaler und gerade derzeit sehr aktueller Tragweite ist: Es geht in dem Buch um biogenetische Experimente, als deren Folge auf der idyllischen Insel Itaparica erschreckende Monster erscheinen, nicht nur die seltsam lächelnde Eidechse mit den zwei Schwänzen, auch Kreuzungen von Hunden und Schafen und Ungeheuer, geboren von schwarzen Frauen, die zwangsweise mit dem Samen von Affen befruchtet wurden. João Ubaldo Ribeiro ist der seltene Fall eines Schriftstellers, der nicht nur ein Meister seiner eigenen, der portugiesischen Sprache ist, sondern auch mehrere Fremdsprachen perfekt beherrscht. Mehrere seiner Romane hat er selbst ins Englische übersetzt, seine sprachschöpferische Kreativität hat die portugiesisch-brasilianische Literatursprache sehr bereichert.

WALTER HAUBRICH

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