Die vorliegende Analyse Brasiliens gewinnt ihre Kraft aus einem Rückgriff auf Michel Foucault und Karl Marx als Eckpfeiler einer Theorie, die Raum und Macht als verwobene Phänomene wahrnimmt. Dieser engagierte Zugang ordnet sich in die Tradition politökonomischer Studien ein, bei der es um das Wechselspiel zwischen dem Handeln in einem abgrenzbaren Territorium (einem politischen Machtbehälter) und der strukturellen Einbettung in polit-ökonomische Verflechtungen geht: Selbstbestimmung und Demokratie vor Ort auf der einen Seite, Weltmarkteinbindung und ökonomische Globalisierung auf der anderen. Der Ausgang dieses Kräftespiels ist ungewiß, denn weder gibt es eine unentrinnbare ökonomische Logik von Profit und Kapital, noch dürfen politische Handlungsspielräume naiv überschätzt werden. Auch für Brasilien gilt, daß Menschen Geschichte und Geographie machen - aber eben nur innerhalb vorgegebener Strukturen. Diese Strukturen sind vom europäischen Kolonialismus und der daraus resultierenden abhängigen Stellung in der Weltwirtschaft geprägt.