Die neue Kollegin einer Sexarbeiterin ist aus Silikon. Ein Schlachtergehilfe hantiert in der »Fleischfabrik« mit hochmodernen Tötungsmaschinen. Und die Auszubildenden einer Flughafen-Security sollen verinnerlichen, dass erst regelkonformes Verhalten sie zu Menschen macht.
Magdalena Schrefels Figuren stehen vor den alltäglich-absurden Herausforderungen des Spätkapitalismus - Automatisierung, Kontrolle, Prekarität - und finden überraschende Wege, mit dem Unzumutbaren umzugehen. Und sie fragen nach den Bedingungen der Entstehung von Literatur: Wie macht sie sich Menschen zunutze? Und ist Literatur Arbeit, ja, sogar systemrelevante?
Magdalena Schrefels Figuren stehen vor den alltäglich-absurden Herausforderungen des Spätkapitalismus - Automatisierung, Kontrolle, Prekarität - und finden überraschende Wege, mit dem Unzumutbaren umzugehen. Und sie fragen nach den Bedingungen der Entstehung von Literatur: Wie macht sie sich Menschen zunutze? Und ist Literatur Arbeit, ja, sogar systemrelevante?
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Angeregt liest Rezensentin Sonja Hartl die zwölf Geschichten, in denen Magdalena Schrefel von der Arbeit und ihrer Zukunft der Künstlichen Intelligenz erzählt. Da trifft eine Reporterin einen rumänischen Arbeiter in einer Fleischverarbeitungsfabrik, und Sexarbeiterinnen füttern die künstliche Intelligenz ihrer Roboter-Kollegin mit eigenen Geschichten. Am meisten überzeugt die Rezensentin aber die Erzählung über den Vater, dessen Leben von der Arbeit als Bäcker noch über den Beruf hinaus geprägt ist und der Tochter, die dieses Arbeitermilieu verließ und nun über Klasse, Scham und Herkunft nachdenkt. Generell werden in diesem "spröde-bestechenden Band" Vorurteile hinterfragt und prekäre Arbeitsverhältnisse auch im Literaturbetrieb verortet, stellt die Rezensentin fest. Passend findet Hartl, dass einige der meist dialogisch strukturierten Texte von einer Radioreporterin erzählt werden, wobei sie den Theatereinfluss auf die Autorin erahnt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.04.2022Arbeit und Technik
Kinder, eine spielsüchtige Mutter, die Flughafen-Security, eine Journalistin, eine angehende Polizistin, mehrere Prostituierte: Der österreichischen Autorin Magdalena Schrefel ist mit ihrem Erzählungsband "Brauchbare Menschen" (Suhrkamp, 16 Euro) eine Sammlung lebensnaher Porträts gelungen. Die Liste der Figuren ist lang, die Texte über sie sind kurz, die Autorin, die auch Theaterstücke und Hörspiele schreibt, weiß, wann alles gesagt ist und wo sie ihren Erzählfluss mit dramatischen Elementen durchbrechen kann. Kein Wunder, dass zwei der brauchbaren Erzählungen schon preisgekrönt wurden. Zugleich zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichten, dass es in ihnen allen um Fragen der Arbeit und Technik geht. Was gilt eigentlich als Arbeit? Und wie viel von ihr wird demnächst von Maschinen übernommen? Das unberechenbare Leben, zeigt Schrefel, gibt darauf ganz eigene Antworten. chve
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Kinder, eine spielsüchtige Mutter, die Flughafen-Security, eine Journalistin, eine angehende Polizistin, mehrere Prostituierte: Der österreichischen Autorin Magdalena Schrefel ist mit ihrem Erzählungsband "Brauchbare Menschen" (Suhrkamp, 16 Euro) eine Sammlung lebensnaher Porträts gelungen. Die Liste der Figuren ist lang, die Texte über sie sind kurz, die Autorin, die auch Theaterstücke und Hörspiele schreibt, weiß, wann alles gesagt ist und wo sie ihren Erzählfluss mit dramatischen Elementen durchbrechen kann. Kein Wunder, dass zwei der brauchbaren Erzählungen schon preisgekrönt wurden. Zugleich zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichten, dass es in ihnen allen um Fragen der Arbeit und Technik geht. Was gilt eigentlich als Arbeit? Und wie viel von ihr wird demnächst von Maschinen übernommen? Das unberechenbare Leben, zeigt Schrefel, gibt darauf ganz eigene Antworten. chve
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»Schrefels Sätze sind präzise gebaut, ihre Szenen sind genau beobachtet. Hier demonstriert eine starke literarische Stimme, wie wichtig die künstlerische Auseinandersetzung mit der Arbeitswelt ist - und bleibt.« Christian Baron Verdi Publik 20221107