H.-Peter Horn untersucht den Sinn und die Existenz von Tabus in einer lust- und konsumorientierten Welt.Brauchen wir Tabus? - so fragte die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung im Jahr 2000. Braucht eine Zeit, in der mittlerweile eine ganze Industrie vom in den siebziger Jahren verkündeten Ende der Scham lebt und das Internet seine Nutzer mit dem Ruf »Welcome Masturbators« begrüßt, in der fröhlich dröhnenden Leere der vollendeten Permissivität noch Tabus? Bleibt vielleicht auf lange Sicht als einzig wirksames Tabu der Tod bestehen - in einer Konsumgesellschaft, welcher außer dem Spaß in der Endlosschleife, der die Massen angesichts globaler Beschäftigungslosigkeit ruhigstellen soll, nicht allzu viel übrigbleibt? Werden sich - im Sinne einer »Reduktion von Komplexität« (Luhmann) - zukünftige Gesellschaften auf einen neuen Terror der Tabus verständigen, um die physische Existenz der Gattung Homo sapiens sapiens zu retten - etwa durch Einschränkung von Mobilität und Konsumbedürfnissen in einer Art Öko-Technokratie? Und schließlich: Braucht die Zukunft den Menschen überhaupt, wenn Forscher neue Technologien bereits als Fortsetzung der Evolution mit anderen Mitteln sehen oder werden wir den perfekten Cyborgs unterliegen und als die Schimpansen der Zukunft auf dem Biomüllberg der Geschichte landen?Diesen Fragen geht H.-Peter Horn in seinem preisgekrönten Essay nach - und zieht dabei ein satirisch-apokalyptisches Fazit der Entwicklung unserer hochkomplexen und zugleich zutiefst infantilen westlichen Gesellschaften.
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