Nachdem Frank Witzel und Philipp Felsch im Frühjahr 2015 die wohl originellsten und aufsehenerregendsten Auseinandersetzungen mit der westdeutschen Vergangenheit seit Langem veröffentlichten, blicken sie nun noch einmal gemeinsam auf die alte BRD und das Aroma der Epoche zwischen Nachkriegszeit und Wende. Dabei fällt auf, dass die alte Bundesrepublik angesichts aktueller globaler Unsicherheit und Identitätskrisen mehr und mehr romantisiert und idealisiert wird, es wächst die Sehnsucht nach dem scheinbar heimeligen Rheinischen Kapitalismus und dem Biedermeier von Helmut Schmidt und "Wetten…mehr
Nachdem Frank Witzel und Philipp Felsch im Frühjahr 2015 die wohl originellsten und aufsehenerregendsten Auseinandersetzungen mit der westdeutschen Vergangenheit seit Langem veröffentlichten, blicken sie nun noch einmal gemeinsam auf die alte BRD und das Aroma der Epoche zwischen Nachkriegszeit und Wende. Dabei fällt auf, dass die alte Bundesrepublik angesichts aktueller globaler Unsicherheit und Identitätskrisen mehr und mehr romantisiert und idealisiert wird, es wächst die Sehnsucht nach dem scheinbar heimeligen Rheinischen Kapitalismus und dem Biedermeier von Helmut Schmidt und "Wetten Dass?". In ihrer aus ihren Büchern gespeisten Rückschau erinnern Witzel und Felsch an die untergründige Gewalt und die Düsternis der alten BRD , die ihr ideales Aushängeschild eher in Eduard Zimmermann als in Frank Elstner fand.Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
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Autorenporträt
Frank Witzel veröffentlichte seit seinem ersten Lyrikband 1978 mehr als ein Dutzend Bücher, u. a. die Romane Bluemoon Baby (2001/2017), Vondenloh (2008/2018) und Die Erfindung der Roten Armee Fraktiondurch einen manisch-depressiven Teenagerim Sommer 1969, für den er den Deutschen Buchpreis 2015 erhielt. Für das gleichnamige Hörspiel gewann er den Deutschen Hörspielpreis 2017. Für seinen Roman Direkt danach und kurz davor war er für den Wilhelm Raabe-Literaturpreis 2017 nominiert. Im selben Jahr erhielt er die Poetikdozentur der Universität Heidelberg und 2018 die Poetikdozentur der Universität Tübingen, 2017/2018 war er Inhaber der Friederichs-Stiftungsprofessur an der Hochschule für Gestaltung Offenbach, wo er heute lebt. Im BR wurden 2017 sein Hörspiel-Film Die apokalyptische Glühbirne und 2018 die Hörspielserie Stahnke, 2019 beim HR das Hörspiel Jule, Julia, Julischka , alle in der Regie von Leonhard Koppelmann, gesendet, für die er mit ihm zusammen 2017 den Deutschen Hörbuchpreis erhielt. Sein 2020 erschienener Roman Inniger Schiffbruch war auf der Longlist des Deutschen Buchpreises . Philipp Felsch, geboren 1972 in Göttingen, ist ein deutscher Historiker und Kulturwissenschaftler. Nach dem Studium der Geschichte und Philosophie in Freiburg, Köln, Bologna und Berlin wurde Felsch 2006 an der Universität Zürich mit einer Arbeit über physiologische Alpenreisen im 19. Jahrhundert promoviert. Er ist Inhaber einer Professur für Geschichte der Humanwissenschaften an der Humboldt Universität Berlin. Bekannt wurde er vor allem durch seine Monografie Der lange Sommer der Theorie. Geschichte einer Revolte (1960-1990) (2015).
Rezensionen
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Für den Rezensenten Andreas Fanizadeh markiert das vorliegende Gespräch zwischen dem Schriftsteller Frank Witzel und dem Kulturwissenschaftler Philipp Felsch einen weiteren Schritt in der Historisierung der alten BRD. Anlass zu diesem auch wegen des Altersunterschieds der beiden Diskutanten spannenden Gespräch bot Witzels preisgekrönter Roman "Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Jahre 1969" von dem inspiriert Felsch den Begriff des "BRD Noir" vorschlägt. Zumindest in Fanizadehs Besprechung bleibt der Begriff allerdings etwas diffus, er scheint aber auf die sozialen Verwehungen und Maskierungen der Nachkriegs-BRD abzuheben: Der Kritiker selbst leitet den Begriff aus den Bildwelten des Kriminalfilms ab und schlussfolgert mit Blick auf "Derrick" und "Aktenzeichen XY", dass "Noir" im BRD-Mainstream nicht habe stattfinden können. Ob er damit Felschs und Witzels Fazit übernimmt oder an deren Begriff Kritik übt, bleibt leider unklar.
»Tief hinein in die alte Bundesrepublik geht es im Gespräch zweier Intellektueller unterschiedlicher Generationen, zwischen dem 60-jährigen Frank Witzel und dem 43-jährigen Philipp Felsch ... ein Gespräch über die abgründigen Seiten der heute ja so oft verklärten alten Bundesrepublik.« - Alexander Cammann, Die Zeit Alexander Cammann DIE ZEIT 20160908
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