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In »Breakdowns« zeichnet Art Spiegelman sein Selbstportrait als junger wilder Mann, der als Kind die bunten Heftchen über alles liebt und ständig Comics zeichnet.

Produktbeschreibung
In »Breakdowns« zeichnet Art Spiegelman sein Selbstportrait als junger wilder Mann, der als Kind die bunten Heftchen über alles liebt und ständig Comics zeichnet.
Autorenporträt
Art Spiegelman, geboren 1948 in Stockholm als Kind von Shoa-Überlebenden, wuchs in den USA auf. Schön früh begann er Underground-Comics zu zeichnen, seit 1980 gibt er zusammen mit seiner Frau, Francoise Mouly, das avantgardistische Comic-Magazin 'Raw' heraus und lehrt an der New York School of Visual Arts. Art Spiegelman lebt in New York mit seiner Frau und seinen zwei Kindern. 2012 wurde er mit dem "Siegfried Unseld Preis" ausgezeichnet.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.11.2008

Zeichen einer Leidenschaft
Sternstunden berauschter Andeutungskunst: Art Spiegelmans „Breakdowns”
„Die ganze Machart dieser Bücher besteht darin, den Leser in einen permanenten Schockzustand zu versetzen; und wie ein Drogenabhängiger seine Dosis erhöht, um denselben Kick zu bekommen, so muss sich hier, wo die Nerven durch die Wiederholung der dargestellten Brutalität abstumpfen, die Spirale der Gewalt immer weiter drehen…” Nein, nicht von Computerspielen oder Splatterfilmen ist hier die Rede, sondern von etwas viel Gemeingefährlicherem: Comics. 1954 hatte der amerikanische Psychiater Fredric Wertham seine Kampfschrift „Verführung der Unschuldigen” veröffentlicht, in der er über die aktuelle Flut von Horrorcomics herzog mit ihren – für die damalige Zeit – drastischen Darstellungen von Gewalt.
Die Folge war die schwerste Krise des Comics in seiner Geschichte: Die Umsätze brachen ein, es kam zu Anhörungen im US-Senat, Comicbücher und -hefte wurden öffentlich verbrannt; seitdem wurden nur noch Werke verkauft, die eine strenge Zensur durchlaufen hatten. Den Ruf des Schunds wurden die Comics sehr lange nicht mehr los – ohnehin nicht in Deutschland, wo sich wegen des Antiamerikanismus während der Weltkriege und danach aufgrund der bildungsbürgerlichen Abneigung gegen alles Popkulturelle das Medium nicht in dem Maße durchsetzen konnte wie in den USA oder Frankreich. Daran änderten auch die avantgardistischen Underground-Comics der späten sechziger Jahre nichts, die künstlerisch höchst intelligent den Tabubruch zelebrierten.
Dass seit einiger Zeit von einem Gesinnungswandel sowie einem bescheidenen Boom gesprochen werden kann, ist zu einem nicht geringen Teil der Verdienst eines Mannes: des US-Zeichners Art Spiegelman, der in diesem Jahr sechzig wurde. Mit seinem international erfolgreichen Holocaust-Comic „Maus” etablierte er Anfang der 1990er zum einen endgültig das epische Format der Graphic Novel; zum anderen wurde das Medium spätestens jetzt als Kunstform ernst genommen. Dass Spiegelman sich jedoch auch als Theoretiker und Herausgeber überaus verdient gemacht hat, ohne den die Karriere vieler Zeichner heute nicht denkbar wäre, ist hierzulande kaum bekannt. Seine Magazine „Arcade” und später „RAW” waren wahre Sternstunden der innovativen Buchkunst und der Vernetzung: Europäische Künstler trafen hier auf amerikanische, jede Ausgabe war anders gestaltet und gab einer ganzen Generation nachhaltige Impulse.
Rauchende Köpfe
In „Breakdowns – Porträt des Künstlers als junger %@§*!” kann man sich nun ein Bild von dieser Anfangszeit machen: Sämtliche Arbeiten Spiegelmans aus dem „Arcade”-Magazin sind hier neu herausgegeben und von ihm mit einem autobiografischen gezeichneten Vor- und einem geschriebenen Nachwort versehen worden. Auf den ersten Blick sticht die Experimentierfreudigkeit ins Auge: Fast überall warten formale Überraschungen, etwa wenn aus den Bildern und über die Seite hinaus Kakerlaken krabbeln oder eine Waschzettelskizze in einen fertigen Comic übergeht.
Mal im Drogenfarbrausch, mal holzschnittartig, am deutschen Expressionismus geschult, mal mit dünnem Strich karikierend, mal höchst realistisch: die formale Bandbreite Spiegelmans ist bestechend. Seine Themen sind es weniger. Der Titel, „Breakdowns”, wird hier ganz wortwörtlich genommen. Entweder liegt in tagebuchartigen Einträgen der Fokus auf Spiegelmans mannigfachen Neurosen; oder es werden in einem trockenen intellektuellen Spiel die Comics auf ihre Bestandteile „heruntergebrochen” und die Kombinationsmöglichkeiten von Text und Bild ausgelotet. So schleichen sich in die Groschenromanhandlung von „Kleine Zeichen der Leidenschaft” Zitate aus einem Handbuch für kreatives Schreiben sowie pornografische Zeichnungen ein. All das wird dann in immer anderer Zusammenstellung durcheinander gewirbelt, bis die Formelhaftigkeit der Sätze und Bilder hervortritt. Jenen Lesern, die nicht mit dem Referenzraum des Buches vertraut sind, wird bei diesen Passagen schnell der Kopf rauchen.
Ganz anders Spiegelmans Vorarbeiten zu seinem opus magnum: Die Kurzversion von „Maus” und „Gefangener auf dem Höllenplaneten”, ein Strip über den Selbstmord der Mutter, ziehen aufgrund ihres gezügelten Experimentierdrangs zugunsten einer traditionellen Handlung sofort in den Bann. Und dass Spiegelman, wenn er will, ein brillanter Erzähler sein kann, das beweist das zwanzigseitige Comic-Vorwort des Bandes. In prägnanten Episoden zeichnet er hier das titelgebende Selbst-Porträt des jungen Künstlers, von den ersten Malversuchen zusammen mit der Mutter über die Horror-Comics, die ihm sein Vater unbesehen schenkt, weil sie im Sonderangebot waren, bis hin zur Zeit an der Kunstakademie. Doch obwohl all das oft ergreifend und witzig aufbereitet ist – uneingeschränkte Begeisterung will sich nicht so recht einstellen. Insbesondere wenn man das klein gedruckte autobiografische Nachwort des Buches liest und sich fragt, warum der Autor den in seiner Bruchstückhaftigkeit beliebig wirkenden Comic-Prolog bei so viel Stoff nicht einfach verdoppelt hat.
Für Fachleute
Tatsächlich scheint die epische „Maus” im Gesamtwerk Spiegelmans eine Ausnahme zu bleiben. Im Vergleich dazu überzeugen zwar die davor entstandenen kurzen Arbeiten weniger; dennoch lassen sie sein Talent als Vordenker und Ideengeber erkennen. Somit ist es das Verdienst des vorliegenden Bandes, auf diesen Rang Spiegelmans aufmerksam zu machen – auch wenn an den darin enthaltenen Comics in erster Linie wohl ein Fachpublikum seine Freude haben wird. THOMAS VON STEINAECKER
ART SPIEGELMAN: Breakdowns. Portrait des Künstlers als %@*!. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2008, 296 Seiten, 29,90 Euro.
Wenn die Erinnerung an Mami Schrecken verbreitet... Abbildung aus dem besprochenen Band
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Close students and fans of Spiegelman's work view Breakdowns as a sort of Rosetta Stone that offers a master key to his intricate and varied visual idiom, revealing his enormous and often overlooked range as an artist New York Times