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"Wenn du als Soldat einen Schritt in die besetzten Gebiete machst, dann ist das, als ob du deine Moral in den Reißwolf wirfst - nach einer Minute ist nichts mehr davon übrig." Jehuda Schaul - Ex-Soldat der israelischen Armee und Gründer von Breaking the Silence In diesem Buch berichten Veteranen der israelischen Armee von Schikanen und Übergriffen gegenüber der palästinensischen Bevölkerung, die sie gesehen oder selbst begangen haben. Gesammelt wurden diese Zeugnisse von der israelischen NGO Breaking the Silence. Ein schockierendes Dokument über das Vorgehen der israelischen Armee, die…mehr

Produktbeschreibung
"Wenn du als Soldat einen Schritt in die besetzten Gebiete machst, dann ist das, als ob du deine Moral in den Reißwolf wirfst - nach einer Minute ist nichts mehr davon übrig."
Jehuda Schaul - Ex-Soldat der israelischen Armee und Gründer von Breaking the Silence
In diesem Buch berichten Veteranen der israelischen Armee von Schikanen und Übergriffen gegenüber der palästinensischen Bevölkerung, die sie gesehen oder selbst begangen haben. Gesammelt wurden diese Zeugnisse von der israelischen NGO Breaking the Silence. Ein schockierendes Dokument über das Vorgehen der israelischen Armee, die Realität in den besetzten Gebieten - und Zündstoff für einen Konflikt, der die Weltöffentlichkeit noch lange beschäftigen wird.
Autorenporträt
Breaking the Silence,
Breaking the Silence ist eine NGO, die 2004 von Veteranen der israelischen Armee gegründet wurde, um die Besatzungspolitik zwischen 2000 und 2010 zu dokumentieren. Im Laufe der Jahre wurden dafür über 800 Veteranen der Armee interviewt. Für das Buch hat Breaking the Silence 146 Augenzeugenberichte ausgewählt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.12.2012

Nachdenkliche Haltung
Augenzeugeninterviews mit Veteranen der israelischen Streitkräfte

Besatzungsmächte sind nie populär, selbst wenn sie anfangs von der Bevölkerung begrüßt wurden. Die Aura als Befreier verliert sich rasch. Das haben zuletzt die Isaf-Truppen in Afghanistan lernen müssen. Um wie viel harscher muss es in einer Situation zugehen, in der sich die Besatzungsmacht und die Bevölkerung der besetzten Gebiete von Anfang an mit tiefstem Misstrauen und Hass gegenüberstehen! In der sich die Besatzungsmacht trotz ihrer militärischen Überlegenheit nicht ohne Gründe zutiefst bedroht fühlt und, um dieser Bedrohtheit präventiv zu begegnen, ein dichtes Netz physischer, militärischer, politischer, ökonomischer und bürokratischer Kontrollen errichtet hat!

Eine Lösung des Konfliktes zwischen Israel und den Palästinensern im Westjordanland und dem Gazastreifen ist nicht in Sicht. Der Zustand der Nichtlösung kann unter großen Opfern längere Zeit aufrechterhalten werden. Aber früher oder später wird er zusammenbrechen. Das wäre eine Katastrophe, für die Menschen in der Region und für die internationale Ordnung auch. Die bange Frage ist, ob und wie sich politische Perspektiven ergeben könnten, die über vertrauensbildende Maßnahmen und behutsame Kooperation auf bestimmten Gebieten zu einer dauerhaften Abkühlung des Konfliktes führen. Ausgehen müsste das von den Konfliktparteien selbst. Nur sie können, sie müssten aber auch, das Tempo eines solchen Prozesses bestimmen.

Die hier dokumentierten knapp 150 Augenzeugeninterviews mit armeekritischen Veteranen der israelischen Streitkräfte stimmen melancholisch. "Breaking the Silence" ist der Name für eine israelische Nichtregierungsorganisation, welche die Differenz zwischen Besatzungsprogrammatik und tatsächlicher Besatzungspraxis Israels während des vergangenen Jahrzehnts beleuchten will. Diese Programmatik beruht auf vier Säulen: Vorbeugung terroristischer Aktivitäten, Trennung von israelischer und palästinensischer Bevölkerung, Aufrechterhaltung der Lebensfähigkeit der Palästinenser in den besetzten Gebieten und Durchsetzung von Recht und Ordnung. Das ist ein nachvollziehbares Programm. Bei seiner Umsetzung kommt es jedoch tagtäglich zu kleineren bis dramatisch großen Widersprüchen, die alle zusammen jedenfalls eines nicht fördern: gegenseitiges Verständnis oder gegenseitigen Respekt.

Wie immer in derlei asymmetrischen Beziehungen ist der mächtigere Akteur versucht, seine Macht zu demonstrieren und auszuspielen. Die Augenzeugenberichte der israelischen Soldaten illustrieren dieses Verhalten mit vielen Beispielen, in denen Rechte und Menschenwürde der Einwohner des besetzten Landes missachtet werden.

Im Vorwort zur deutschen Ausgabe nimmt Avi Primor, früher Botschafter des Staates Israel in der Bundesrepublik Deutschland, "Breaking the Silence" in Schutz gegen Vorwürfe aus Israel, hier würden vaterlandslose Gesellen das eigene Land schwächen wollen. Die Zeugnisse hier stehen in der Tat nur für eine nachdenkliche, selbstkritische Haltung gegenüber der israelischen Regierungspolitik. Solange von Seiten palästinensischer Organisationen wie Hamas sowie von den arabischen und islamischen Unterstützerstaaten der Palästinenser nicht eine ähnliche Selbstkritik zugelassen und gehört wird, bleibt "Breaking the Silence" in Israel ein Außenseiter.

WILFRIED VON BREDOW

Breaking the Silence (Herausgeberin): Breaking the Silence. Israelische Soldaten berichten von ihrem Einsatz in den besetzten Gebieten. Aus dem Amerikanischen von Barbara Kunz. Econ Verlag, Berlin 2012. 416 S., 19,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Der Band basiert nach Auskunft des Rezensenten Wilfried von Bredow auf der Arbeit der israelischen NGO "Breaking the Silence", die es ehemaligen israelischen Soldaten ermöglicht, kritisch zur Präsenz der israelischen Armee in den palästinensischen Gebieten Stellung zu nehmen. Es überrascht den Rezensenten nicht, dass die kritischen Veteranen eine Kluft zwischen dem Selbstbild der Armee und der alltäglichen Praxis der Besatzung feststellen, die für die Palästinenser nur als bedrückend und demütigend empfunden werden kann. In der bisher vergeblichen Erwartung ähnlich selbstkritischer Initiativen von palästinensischer Seite sieht Bredow das Buch als Zeugnis einer immerhin Hoffnung stiftenden Ausnahmeerscheinung in diesem Konflikt an.

© Perlentaucher Medien GmbH