"Draußen und drinnen, wagen und gewinnen" ist eine alte Losung der Bremer Kaufleute. Darin steckt all das Bewegliche, Findige, Fortschrittliche und Tatkräftige, das den Bürgern einer bedeutenden Handelsstadt eigen ist. Wozu dies im Einzelnen führte und führt, erzählt Johann-Günther König aufs unterhaltsamste.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.01.2001Deutschland
"Bremen. Literarische Spaziergänge" von Johann-Günther König. Mit Farbfotos von Jutta Golda. Insel Verlag, Frankfurt 2000. 262 Seiten, einige Fotografien. Broschiert, 19,90 Mark. ISBN 3-458-34321-0
Bremen vergibt alljährlich einen bedeutenden Literaturpreis und kommt in einem weltberühmten Märchen vor, gehört aber ansonsten nicht zu den Orten, die man spontan mit literarischen Ereignissen in Zusammenhang bringt. Das wurmt besonders die Autoren, die im einstigen "Rom des Nordens" (tempora mutantur!) tapfer ausharren, statt in an- oder aufregendere Milieus zu flüchten. Einer von ihnen ist Johann-Günther König, der im Auftrag des 1899 in Bremen gegründeten Insel-Verlags zu "Literarischen Spaziergängen" durch die Hansestadt und das kleinste Bundesland bittet. Sein kurzweiliger Stadtführer zeugt von Eigenschaften, denen auch die einst so erfolgreiche bremische Kaufmannschaft ihren Wohlstand verdankte: Spürsinn und Fleiß. König hat mit akribischer Sorgfalt alles zusammengetragen, was Bremen mit Büchern und Schriftstellern verbindet, sei es historisch, anekdotisch oder auf der Ebene des Zitats. Da darf auch mancher Bremer staunen, der wohl wußte, daß Wilhelm Hauff und Heinrich Heine dortselbst im Ratskeller gezecht haben, dem jedoch bislang entgangen war, daß Robinson Crusoes Vater aus Bremen stammte, daß Simenons Kommissar Maigret einen seiner ersten Auftritte in der Bremer Bahnhofsgegend hatte oder daß Yves Berthos preisgekröntes Werk "Ingrid" von 1976, aus dem Französischen leider noch nicht übersetzt, ein "Roman Bremens im Zweiten Weltkrieg" ist. Am Ende der acht Spaziergänge, deren letzter in den Fast-Vorort Worpswede führt, könnte man unter der Einwirkung einer Flasche Ratskellerwein noch auf die Idee kommen, Bremen sei eine literarische Metropole - und dabei haben die Stadtmusikanten hier doch nur "etwas Besseres als den Tod" gesucht. Der Verfasser ist freilich fair genug, auch Friedrich Engels zu zitieren, der nach seinen Bremer Lehrjahren die vernichtende Feststellung traf: "Eine Teilnahme an der fortlaufenden Literatur des Gesamtvaterlandes findet hier nicht statt." (kmz)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Bremen. Literarische Spaziergänge" von Johann-Günther König. Mit Farbfotos von Jutta Golda. Insel Verlag, Frankfurt 2000. 262 Seiten, einige Fotografien. Broschiert, 19,90 Mark. ISBN 3-458-34321-0
Bremen vergibt alljährlich einen bedeutenden Literaturpreis und kommt in einem weltberühmten Märchen vor, gehört aber ansonsten nicht zu den Orten, die man spontan mit literarischen Ereignissen in Zusammenhang bringt. Das wurmt besonders die Autoren, die im einstigen "Rom des Nordens" (tempora mutantur!) tapfer ausharren, statt in an- oder aufregendere Milieus zu flüchten. Einer von ihnen ist Johann-Günther König, der im Auftrag des 1899 in Bremen gegründeten Insel-Verlags zu "Literarischen Spaziergängen" durch die Hansestadt und das kleinste Bundesland bittet. Sein kurzweiliger Stadtführer zeugt von Eigenschaften, denen auch die einst so erfolgreiche bremische Kaufmannschaft ihren Wohlstand verdankte: Spürsinn und Fleiß. König hat mit akribischer Sorgfalt alles zusammengetragen, was Bremen mit Büchern und Schriftstellern verbindet, sei es historisch, anekdotisch oder auf der Ebene des Zitats. Da darf auch mancher Bremer staunen, der wohl wußte, daß Wilhelm Hauff und Heinrich Heine dortselbst im Ratskeller gezecht haben, dem jedoch bislang entgangen war, daß Robinson Crusoes Vater aus Bremen stammte, daß Simenons Kommissar Maigret einen seiner ersten Auftritte in der Bremer Bahnhofsgegend hatte oder daß Yves Berthos preisgekröntes Werk "Ingrid" von 1976, aus dem Französischen leider noch nicht übersetzt, ein "Roman Bremens im Zweiten Weltkrieg" ist. Am Ende der acht Spaziergänge, deren letzter in den Fast-Vorort Worpswede führt, könnte man unter der Einwirkung einer Flasche Ratskellerwein noch auf die Idee kommen, Bremen sei eine literarische Metropole - und dabei haben die Stadtmusikanten hier doch nur "etwas Besseres als den Tod" gesucht. Der Verfasser ist freilich fair genug, auch Friedrich Engels zu zitieren, der nach seinen Bremer Lehrjahren die vernichtende Feststellung traf: "Eine Teilnahme an der fortlaufenden Literatur des Gesamtvaterlandes findet hier nicht statt." (kmz)
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Dieser literarische Stadtführer, findet ein Rezensent mit dem Kürzel "kmz", zeugt von "Spürsinn und Fleiß" - Eigenschaften, denen auch die einst so erfolgreiche Bremer Kaufmannschaft ihren Wohlstand verdankt habe. Mit "akribischer Sorgfalt" habe der Autor "alles zusammengetragen, was Bremen mit Büchern und Schriftstellern" verbindet. Da erfahren sicher auch kundige Bremer noch manches, was sie nicht wissen, glaubt der Rezensent. Zum Beispiel, dass Robinson Crusoes Vater aus Bremen stammte. Am Ende, so "kmz", fühten die acht Spaziergänge in den Fast-Vorort Worpswede, und der Rezensent klingt doch sehr angetan von diesem Bremer Büchlein, das er erst nicht so ganz ernst nehmen wollte.
© Perlentaucher Medien GmbH
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