These eclectic stories--which have been prominently serialized in "Harper's, Esquire" and the "Paris Review"--explore intensely immediate states of mind with the creative daring that has won Wallace the reputation of one of the most talented fiction writers of his generation.
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.12.2010DAS HÖRBUCH
„Scheißkerle,
alte Schule“
David Foster Wallace und einige
Interviews mit fiesen Männern
David Foster Wallace war viel zu intelligent, um die Sprache für ein Werkzeug der Verständigung zu halten. Folgerichtig beginnt das Hörspiel, das eine Quintessenz aus seinen Erzählungen zu ziehen versucht, mit fehlschlagender, konventionell stillgestellter Kommunikation: „Als sie einander vorgestellt wurden, machte er eine witzige Bemerkung in der Hoffnung, damit gut anzukommen. Sie lachte nachhaltig in der Hoffnung, damit gut anzukommen. Später fuhren sie getrennt nach Hause, den Blick starr geradeaus gerichtet . . . Ich, der sie einander vorgestellt hatte, mochte eigentlich keinen von beiden besonders, tat jedoch so, weil ich das gute Verhältnis nicht belasten wollte.“ Damit ist der Tonfall vorgegeben, beginnen die Figuren, sich redend zu verheddern. Wer sie sind? Herumsitzende, Vorübergehende, Männer meist, „Scheißkerle, alte Schule“, getrieben von Gier und Angst und der Furcht vor Souveränitätsverlust. Da werden Worte zu Waffen, dienen Sätze als Schutzschirme oder Fallstricke.
Antje Vowinckel hat eine strenge Auswahl aus den Erzählungen getroffen, die 1999 in den USA und 2002 unter dem Titel „Kurze Interviews mit fiesen Männern“ bei Kiepenheuer & Witsch erschienen. Damals galt der 1962 geborene David Foster Wallace bereits als Genie und obendrein als die große Hoffnung der amerikanischen Literatur. Es war seine Absicht, dem Leben und der Literatur gerecht zu werden, in beiden Welten satisfaktionsfähig zu sein. Dazu musste er sich dem Dauergeplapper aussetzen, das unsere Wirklichkeit ist. Aus deren Zutaten und Abfällen schuf er ein eigenes Universum, von dem sicher ist, dass seinen Bewohnern der Boden unter den Füßen fehlt.
Diesem Gefühl ist das konzentrierte, wunderbar kraftvolle, mit dem Willen zur Perfektion produzierte Hörspiel verpflichtet. Wir hören Männer reden: über Frauen, das Kennenlernen, Sex, Beziehung. Keine Geschichte entfaltet sich, eine Atmosphäre wird Ereignis, eine Stimmung aus Einsamkeit, Ausgeliefertsein und Fluchtversuchen: Ein Junge klettert an seinem dreizehnten Geburtstag auf den Sprungturm im Schwimmbad; einer beendet eine Beziehung. Eine „depressive Person“ plappert im medizinischen Jargon daher, verschwindet in ihm und wird doch kenntlich dadurch, unvergesslich. David Foster Wallace, der 2008 freiwillig aus dem Leben schied, war viel zu intelligent, um Sprache nicht als Werkzeug zu benutzen.
JENS BISKY
DAVID FOSTER WALLACE: Kurze Interviews mit fiesen Männern. Aus dem Englischen von Marcus Ingendaay und Clara Drechsler. Hörspielbearbeitung, Regie und Klangkomposition: Antje Vowinckel. Mit Milan Peschel, Fabian Busch, Judith Engel u.v.a.. Hörverlag, München 2010. 61 Minuten, 14,95 Euro.
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„Scheißkerle,
alte Schule“
David Foster Wallace und einige
Interviews mit fiesen Männern
David Foster Wallace war viel zu intelligent, um die Sprache für ein Werkzeug der Verständigung zu halten. Folgerichtig beginnt das Hörspiel, das eine Quintessenz aus seinen Erzählungen zu ziehen versucht, mit fehlschlagender, konventionell stillgestellter Kommunikation: „Als sie einander vorgestellt wurden, machte er eine witzige Bemerkung in der Hoffnung, damit gut anzukommen. Sie lachte nachhaltig in der Hoffnung, damit gut anzukommen. Später fuhren sie getrennt nach Hause, den Blick starr geradeaus gerichtet . . . Ich, der sie einander vorgestellt hatte, mochte eigentlich keinen von beiden besonders, tat jedoch so, weil ich das gute Verhältnis nicht belasten wollte.“ Damit ist der Tonfall vorgegeben, beginnen die Figuren, sich redend zu verheddern. Wer sie sind? Herumsitzende, Vorübergehende, Männer meist, „Scheißkerle, alte Schule“, getrieben von Gier und Angst und der Furcht vor Souveränitätsverlust. Da werden Worte zu Waffen, dienen Sätze als Schutzschirme oder Fallstricke.
Antje Vowinckel hat eine strenge Auswahl aus den Erzählungen getroffen, die 1999 in den USA und 2002 unter dem Titel „Kurze Interviews mit fiesen Männern“ bei Kiepenheuer & Witsch erschienen. Damals galt der 1962 geborene David Foster Wallace bereits als Genie und obendrein als die große Hoffnung der amerikanischen Literatur. Es war seine Absicht, dem Leben und der Literatur gerecht zu werden, in beiden Welten satisfaktionsfähig zu sein. Dazu musste er sich dem Dauergeplapper aussetzen, das unsere Wirklichkeit ist. Aus deren Zutaten und Abfällen schuf er ein eigenes Universum, von dem sicher ist, dass seinen Bewohnern der Boden unter den Füßen fehlt.
Diesem Gefühl ist das konzentrierte, wunderbar kraftvolle, mit dem Willen zur Perfektion produzierte Hörspiel verpflichtet. Wir hören Männer reden: über Frauen, das Kennenlernen, Sex, Beziehung. Keine Geschichte entfaltet sich, eine Atmosphäre wird Ereignis, eine Stimmung aus Einsamkeit, Ausgeliefertsein und Fluchtversuchen: Ein Junge klettert an seinem dreizehnten Geburtstag auf den Sprungturm im Schwimmbad; einer beendet eine Beziehung. Eine „depressive Person“ plappert im medizinischen Jargon daher, verschwindet in ihm und wird doch kenntlich dadurch, unvergesslich. David Foster Wallace, der 2008 freiwillig aus dem Leben schied, war viel zu intelligent, um Sprache nicht als Werkzeug zu benutzen.
JENS BISKY
DAVID FOSTER WALLACE: Kurze Interviews mit fiesen Männern. Aus dem Englischen von Marcus Ingendaay und Clara Drechsler. Hörspielbearbeitung, Regie und Klangkomposition: Antje Vowinckel. Mit Milan Peschel, Fabian Busch, Judith Engel u.v.a.. Hörverlag, München 2010. 61 Minuten, 14,95 Euro.
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