Der erste Band dieser Edition beinhaltet 356 Briefe Kafkas, darunter 15, die hier erstmals publiziert werden. Die Jahre bis 1912 umfassen einige frühe Freundschaften, die Zeit des Jurastudiums und die ersten Berufsjahre in einer Prager Versicherung. Oskar Pollak, Paul Kisch, Max Brod, Willy Haas, Franz Blei und Ernst Rowohlt zählen zu den Adressaten. Den größten Umfang beansprucht freilich der Beginn des intensiven Briefwechsels mit Felice Bauer: leidenschaftliche Aufzeichnungen, die genaue Einblicke in Kafkas Alltag geben.
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dieser Liebesroman in beispielslos intensiven Briefen [...], die den Leser auch nach wiederholter Lektüre betören, verwundern und irritieren Frankfurter Allgemeine Zeitung 201311
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
In kritischer und kommentierter Ausgabe gleichzeitig sind "sämtliche bekannt gewordenen Briefe Kafkas" herausgegeben worden - doch dem editorischen Unternehmen selbst widmet Willi Winkler kein Wort. Vielmehr erzählt er die Geschichte Kafkas noch einmal nach, wie sie sich durch diese Briefe entfaltet: die des Versicherungsangestellten, der sich in den zwei Jahren zwischen 1910 - 1912, und besonders durch die Begegnung mit Felice Bauer am 13.August 1912, zum Schriftsteller wandelt. Winkler liest berührt und kritisch, wie sich der hypochondrisch-selbstquälerische junge Mann durch sein unerbittliches Lieben zu einer neuen Macht, einer neuen Qual hin befreit, zum Schreiben. Sympathisierend würdigt er das Leben Max Brods, der sich "Zurückweisungen und grenzenlose Eitelkeiten" von Kafka gefallen lassen musste und vergleicht scheinbar abschweifend den sakralisierenden Sprachduktus des Kafka-Zeitgenossen Rilke mit der ganz diesseitigen Sprache Kafkas: auch wegen seiner gedrückten Angestelltenexistenz habe er zum "maßgeblichenAutor des 20.Jahrhunderts" werden können. Und wenngleich Winkler dieses Schreiben, "die neugewonnenen Macht" des Angestellten Kafka preist, mischt sich Wehmut in seine Betrachtung: Trauer über die Verhältnisse, die einen wie Kafka hervorbringen mußten?
© Perlentaucher Medien GmbH
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