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Das wissenschaftliche Werk des Romanisten Werner Krauss (1900-1976), einem der bedeutendsten Literaturwissenschaftler des 20. Jahrhunderts, erschien zwischen 1984 und 1996 in acht Bänden. Seine Studien zum 18. Jahrhundert haben die aufklärungsfeindliche deutsche Bildungswelt von einer Hypothek befreit. Für diese Briefausgabe wurden aus einem umfangreichen Nachlass 600 Schriftstücke von und an Werner Krauss ausgewählt. Sie zeigen ihn im Gespräch mit bekannten Wissenschaftlern, Emigranten wie solchen, die zwischen 1933 und 1945 im Land blieben oder erst in der Nachkriegszeit hervortraten - Erich…mehr

Produktbeschreibung
Das wissenschaftliche Werk des Romanisten Werner Krauss (1900-1976), einem der bedeutendsten Literaturwissenschaftler des 20. Jahrhunderts, erschien zwischen 1984 und 1996 in acht Bänden. Seine Studien zum 18. Jahrhundert haben die aufklärungsfeindliche deutsche Bildungswelt von einer Hypothek befreit. Für diese Briefausgabe wurden aus einem umfangreichen Nachlass 600 Schriftstücke von und an Werner Krauss ausgewählt. Sie zeigen ihn im Gespräch mit bekannten Wissenschaftlern, Emigranten wie solchen, die zwischen 1933 und 1945 im Land blieben oder erst in der Nachkriegszeit hervortraten - Erich Auerbach, Ernst Bloch, Herbert Dieckmann, Ernst Engelberg, Hans Robert Jauß, Erich Köhler, Herbert Marcuse, Claudio Sanchez-Albornoz, Albert Soboul, Leo Spitzer, Franco Venturi - aber auch mit Familienangehörigen, Freunden und Weggefährten aus Deutschland, Frankreich und Spanien. Im Briefwechsel mit der Mutter gewinnt eine mit dem Todesurteil gegen Krauss verbundene, zweieinhalb Jahre dauernde O dyssee durch verschiedene Haftanstalten des Naziregimes Konturen.
Die Systemgrenze, die sich 1947 noch als eine zwischen Besatzungszonen darstellt und die Werner Krauss in östlicher Richtung überschreitet, um eine Professur in Leipzig anzutreten, zerlegt nicht nur den nationalen Raum, sondern auch die von Krauss vertretene Romanistik in zwei relativ geschlossene Teilöffentlichkeiten. Vielfältig dokumentiert werden die konzeptionellen Anstrengungen zur Erneuerung dessen, was sich als Geistesgeschichte kompromittiert hatte. Auf einmalige Weise verknüpfen sich in dieser Korrespondenz Linien, die nicht zuletzt zu einer differenzierteren Wahrnehmung der jüngeren deutschen Geschichte beitragen können: Neben Elementen zur Wissenschaftsgeschichte einer philologischen Disziplin, die für die Zeit nach 1945 erst noch geschrieben werden muss, finden sich Fragmente zur Alltagsgeschichte eines engagierten Intellektuellen, der wie kaum einer seiner Kollegen ins Räderwerk der nazistischen Repressio n gerät und sich darin behaupten muss; schließlich die Widersprüche eines im Rahmen des bipolaren Weltsystems zu organisierenden Gelehrtenlebens, das gegen die von oben verordnete Abschottung den Anschluss an die internationale Diskussion zu halten versucht und auf diese Weise über die in beiden deutschen Staaten wirksamen geistigen Zonengrenzen hinaus auszustrahlen vermag.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Äußerst aufschlussreich findet Gert Lange den Band mit Briefen des 1900 geborenen und 1976 verstorbenen Romanisten Werner Krauss. Sehr ausführlich geht der Rezensent in seiner langen Besprechung auf die einzelnen Lebensstationen des Wissenschaftlers ein. Krauss hatte ohne Zweifel, meint der Rezensent, ein ausgesprochen bewegtes Leben. Während des Nationalsozialismus wurde er wegen seiner Kontakte zur "Roten Kapelle" zum Tode verurteilt, saß nach Umwandlung der Strafe in Zuchthaushaft im Gefängnis, konnte der KZ-Haft entfliehen, lehrte nach dem Krieg kurze Zeit in Marburg, dann in Leipzg und am Ende in Berlin. Der "gewichtige" Briefband gibt über die "dramatischen Schicksalsläufe" dieses Romanisten Auskunft, abgesehen davon, dass Krauss mit vielen Größen der Literatur und Kunst intensiven Austausch pflegte, informiert Lange. Und eines mache dieser Band in jedem Fall deutlich: Krauss war, so der Rezensent", "bis ans Lebensende" ein "zerrissener Mensch", der zwischen "Disziplin und Drogensucht", "literarischen" und "wissenschaftlichen Ambitionen" und "existenzieller Taktik und Standhaftigkeit" hin und herpendelte.

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