Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 22,00 €
  • Broschiertes Buch

Seit den frühen achtziger Jahren ist in der Öffentlichkeit bekannt, daß es zwischen Martin Heidegger und Hannah Arendt - über die Lehrer-Schüler- und spätere professionelle Verbindung hinaus - eine Liebes- und Freundschaftsbeziehung gegeben hat. Die Dokumente, die das Verhältnis belegen und in den Nachlässen Arendt und Heidegger im Deutschen Literaturarchiv Marbach lagern, waren bislang nicht zugänglich. In dem hier angezeigten Band werden sie erstmals veröffentlicht. Darüber hinaus sind relevante Materialien aus den "Hannah Arendt Papers" in der Library of Congress in Washington (USA) berücksichtigt.…mehr

Produktbeschreibung
Seit den frühen achtziger Jahren ist in der Öffentlichkeit bekannt, daß es zwischen Martin Heidegger und Hannah Arendt - über die Lehrer-Schüler- und spätere professionelle Verbindung hinaus - eine Liebes- und Freundschaftsbeziehung gegeben hat. Die Dokumente, die das Verhältnis belegen und in den Nachlässen Arendt und Heidegger im Deutschen Literaturarchiv Marbach lagern, waren bislang nicht zugänglich. In dem hier angezeigten Band werden sie erstmals veröffentlicht. Darüber hinaus sind relevante Materialien aus den "Hannah Arendt Papers" in der Library of Congress in Washington (USA) berücksichtigt.
Autorenporträt
Hannah Arendt, am 14. Oktober 1906 in Hannover geboren und am 4. Dezember 1975 in New York gestorben, studierte Philosophie, Theologie und Griechisch unter anderem bei Heidegger, Bultmann und Jaspers, bei dem sie 1928 promovierte. 1933 Emigration nach Paris, ab 1941 in New York. 1946 bis 1948 Lektorin, danach als freie Schriftstellerin tätig. 1963 Professorin für Politische Theorie in Chicago, ab 1967 an der New School for Social Research in New York.

Martin Heidegger (1889-1976) gilt neben Ludwig Wittgenstein als der einflußreichste und bedeutendste Philosoph des 20. Jahrhunderts.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.11.1998

Fuchs, du hast mein Herz gestohlen
Liebesbriefe, nicht übermäßig offen: Jetzt wissen wir, was Hannah Arendt und Martin Heidegger einander schrieben

Wer die Briefe liest, die Martin Heidegger und Hannah Arendt wechselten, gerät in den Bann einer Korrespondenz von außergewöhnlicher Intensität. Die Herausgeberin hat den Band sehr gut ediert, mit hilfreichen Anmerkungen versehen und mit einem lebendig geschriebenen Nachwort abgeschlossen. Jenseits des zeithistorisch Exemplarischen und des philosophiegeschichtlich Bedeutsamen erfährt man, wie ein schwieriges, auch in den langen Unterbrechungen gemeinsam bleibendes Leben zur Sprache kommt: wie zwei für Empfindungen offene Menschen Worte für das finden, was für sie die wichtigste Begegnung ihres Lebens gewesen sein dürfte. Dies freilich nicht im Stil klaren Austauschs oder problematisierender Erörterung, sondern nicht ohne Hilflosigkeit und Scheu: andeutend, stilisierend, immer wieder auch verschweigend. Die Sprache dieser Briefe, vor allem der frühen, mag dem heutigen Leser fremd, jugendbewegt pathetisch, wie imprägniert mit dem Duft rilkescher Verse vorkommen. Doch diese Sprache hat noch Raum für das Geheimnisvolle, Bestürzende und Beglückende, das Heidegger einmal "das Dämonische" nennt. Die Empfängerin des Briefes wußte, daß damit der "große Daimon" aus Platons Dialog "Symposion", also Eros, gemeint war.

Dieser Dämon erweist sich hier als eine das Leben ganz und gar bestimmende Macht - gerade auch, wo die Möglichkeiten des Handelns und Planens ihm nicht gerecht werden können. Vom ersten Brief an ist klar, daß aus dieser Liebe keine Lebensgemeinschaft in bürgerlicher Form werden konnte. Hannah Arendt hat deshalb schon im Jahr nach dem Kennenlernen versucht, sich zu lösen. Aber auch das verstand sie noch als Erfüllung der Liebe: "Ich hätte mein Recht zum Leben verloren, wenn ich meine Liebe zu Dir verlieren würde, aber ich würde diese Liebe verlieren und ihre Realität, wenn ich mich der Aufgabe entzöge, zu der sie mich zwingt." Als man sich nach fast zwei Jahrzehnte langer Unterbrechung wiedertraf, konnte Hannah Arendt deshalb auch schreiben, dies sei "die Bestätigung eines ganzen Lebens" gewesen - die Bestätigung des in der Liebe gefundenen eigenen Wegs.

Für Heidegger gehörten noch im Alter seine erste produktive Phase, die Arbeit am Hauptwerk "Sein und Zeit", und die Nähe Hannah Arendts zusammen. Und in Hannah Arendts philosophischer Arbeit artikulierte sich Treue zu Heidegger - nicht zuletzt als gewonnene Selbständigkeit. Ihr Hauptwerk "Vita activa", schreibt sie, sei "unmittelbar aus den ersten Freiburger Tagen entstanden" und schulde Heidegger "in jeder Hinsicht so ziemlich alles". Dennoch oder ebendeshalb hat sie illusionslos die Aspekte von Heideggers Denken benannt, die ihr nicht einleuchten wollten. So konnte sie die Bedeutung des Politischen entdecken, das Heidegger, wie die Briefe deutlich zeigen, in seinem Wesen immer fremd geblieben ist; und so konnte sie auch verstehen, wie die Philosophie sich korrumpiert, wo sie ihre eigene Radikalität im Politischen realisieren will.

Hannah Arendt hat in ihrem Hauptwerk außerdem erörtert, was sie im Blick auf Heideggers politisches Abenteuer auch praktizierte: das Verzeihen. Sie nahm, im Winter 1950, die Verbindung wieder auf, wie sie schreibt, um der Wahrhaftigkeit ihres eigenen Lebens willen. Der "Zwang des Impulses" habe sie davor bewahrt, "die einzig wirklich unverzeihliche Untreue zu begehen und mein Leben zu verwirken". Und dann fügt sie hinzu: "Aber eines solltest Du wissen (da wir ja nicht viel und nicht übermäßig offen miteinander verkehrt haben), hätte ich es getan, so nur aus Stolz, das heißt aus purer reiner verrückter Dummheit. Nicht aus Gründen." Heidegger antwortet dankbar, verschlüsselt und trotzdem deutlich, indem er von der "Güte des Herzens" spricht, die allein den "Geist der Rache zu verwinden" vermöge. Es ist, wie man aus der Perspektive Hannah Arendts hinzufügen müßte, eine Güte, die sich auf den einzelnen richtet und von der Einsicht getragen ist, daß man den einzelnen nicht auf sein gelebtes Leben, auf die Lebensverhältnisse, in die er verstrickt ist, reduzieren darf, wenn man ihn nicht seiner Freiheit berauben will.

Erst später, nach Hannah Arendts sechzigstem Geburtstag, wurde der Briefwechsel zu einem entspannten Gespräch. Heidegger, der nach einer von Hannah Arendt verfaßten Parabel in sein Denken gesperrt war wie ein Fuchs in eine selbst verfertigte Falle, holte gelegentlich sogar das Urteil der Freundin über seine Schriften ein. Aus seinen Briefen spricht immer noch eine fast jugendliche Lust am Denken, so daß sich Hannah Arendts Bemerkung, es sei der Fluch und Segen der Philosophen, alt zu werden, ohne zu altern, bestätigt findet. Das gilt auch für sie selbst, und entsprechend würde man in diesem Briefen vergebens nach Altersweisheit, nach lebensentrückten Einsichten suchen. Trotz allen Erfahrungen und Entwicklungen ist dieses getrennt-gemeinsame Leben seltsam zeitlos gewesen, verdichtet in der Grunderfahrung des "Dämonischen", das es bei aller Veränderung immer dasselbe bleiben ließ. GÜNTER FIGAL

Hannah Arendt, Martin Heidegger: "Briefe 1925 bis 1975 und andere Zeugnisse". Aus den Nachlässen herausgegeben von Ursula Ludz. Vittorio Klostermann Verlag, Frankfurt am Main 1998. 435 S., geb. 88,- DM, br. 68,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr
"The correspondence is a biographical document of the first order for two important figures of this century." Bayerischer Rundfunk "Anyone who reads the letters that Martin Heidegger and Hannah Arendt exchanged will inevitably come under the spell of a correspondence of extraordinary intensity." Günter Figal, Frankfurter Allgemeine Zeitung "This carefully edited volume does more than set the record straight. It puts the Heidegger-Arendt relationship in a new, and intellectually more significant, setting - the philosophical friendship they developed and shared with their mutual friend the existentialist thinker Karl Jaspers." Mark Lilla, The New York Review of Books "The interest of these letters far exceeds their private drama. They throw invaluable light on the later Heidegger." George Steiner, Times Literary Supplement"Der Briefwechsel ist ein biographisches Dokument ersten Ranges für zwei bedeutende Gestalten dieses Jahrhunderts." Bayerischer Rundfunk "Wer die Briefe liest, die Martin Heidegger und Hannah Arendt wechselten, gerät in den Bann einer Korrespondenz von außergewöhnlicher Intensität." Günter Figal, Frankfurter Allgemeine Zeitung "This carefully edited volume does more than set the record straight. It puts the Heidegger-Arendt relationship in a new, and intellectually more significant, setting - the philosophical friendship they developed and shared with their mutual friend the existentialist thinker Karl Jaspers." Mark Lilla, The New York Review of Books "The interest of these letters far exceeds their private drama. They throw invaluable light on the later Heidegger." George Steiner, Times Literary Supplement…mehr
"Der Briefwechsel ist ein biographisches Dokument ersten Ranges für zwei bedeutende Gestalten dieses Jahrhunderts." Bayerischer Rundfunk "Wer die Briefe liest, die Martin Heidegger und Hannah Arendt wechselten, gerät in den Bann einer Korrespondenz von außergewöhnlicher Intensität." Günter Figal, Frankfurter Allgemeine Zeitung "This carefully edited volume does more than set the record straight. It puts the Heidegger-Arendt relationship in a new, and intellectually more significant, setting - the philosophical friendship they developed and shared with their mutual friend the existentialist thinker Karl Jaspers." Mark Lilla, The New York Review of Books "The interest of these letters far exceeds their private drama. They throw invaluable light on the later Heidegger." George Steiner, Times Literary Supplement"The correspondence is a biographical document of the first order for two important figures of this century." Bayerischer Rundfunk "Anyone who reads the letters that Martin Heidegger and Hannah Arendt exchanged will inevitably come under the spell of a correspondence of extraordinary intensity." Günter Figal, Frankfurter Allgemeine Zeitung "This carefully edited volume does more than set the record straight. It puts the Heidegger-Arendt relationship in a new, and intellectually more significant, setting - the philosophical friendship they developed and shared with their mutual friend the existentialist thinker Karl Jaspers." Mark Lilla, The New York Review of Books "The interest of these letters far exceeds their private drama. They throw invaluable light on the later Heidegger." George Steiner, Times Literary Supplement…mehr