»Ganz Unterschiedliches wird in diesem Briefwechsel verhandelt: Wissenschaftstheorie, Gesellschaftstheorie, Politik; es wird aber auch der Wissenschaftsbetrieb verhöhnt; ernst nehmen sich die Briefpartner, sie verfügen aber zugleich über den notwendigen Humor, sich und die Kollegen und den Wissenschaftsbetrieb auch in seinen selbstparodistischen Elementen wahrzunehmen.«
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.07.1996Im angeregten Gespräch mit Dr. Cole
Paul Feyerabend zieht die kleinen Freuden des Alltags den Attitüden der Gelehrten vor
Philosophie, schrieb Adorno einmal, sei eine ernste Sache, doch so ernst sei sie auch wieder nicht. Paul Feyerabend wäre das wohl immer noch zu ernst gewesen. Sofern er sich nicht überhaupt dagegen verwahrt hätte, von "der" Philosophie zu sprechen, so wie er auch auf die Rede von "der" Wissenschaft allergisch reagierte. Zumindest, wenn damit der Anspruch verbunden war, genau zu wissen, worin nun eigentlich wissenschaftliche Rationalität bestehe. Ob dafür Sinnkriterien, Forschungslogiken oder Rekonstruktionen des "harten" Kerns von Theorien bemüht wurden: Die entsprechenden Festschreibungen der richtigen und einzig legitimen Methode, die den Ehrentitel "wissenschaftlich" beanspruchen durfte, kritisierte Feyerabend mit jener für ihn charakteristischen Respektlosigkeit, die an die gute alte Tradition des épater le bourgeois anschließt.
Weshalb er sich auch nicht scheute, auf den groben Klotz einen groben Keil zu setzen. "Anything goes", der wohl bekannteste Slogan seiner "anarchistischen", später lieber "dadaistisch" genannten Erkenntnistheorie, erfüllte diese Aufgabe ausgezeichnet. Der Anklang an die studentische Protestparole "Laßt tausend Blumen blühen" war alles andere als zufällig: Schließlich ging es darum, die Ordnungshüter im Reiche der Vernunft vor den Kopf zu stoßen, deren hehre Stilisierungen "der" wissenschaftlichen Methode demontiert werden sollten.
Dabei schlug Feyerabend nicht selten rhetorisch über die Stränge, aber die prompte Entrüstung der Gegenseite zeigte die Effizienz seines Verfahrens. Wenn sich dieser anregende Effekt später etwas abnützte, lag das kaum an Feyerabends nachlassender Lust an provokanten Zuspitzungen. Es verdankte sich eher dem Umstand, daß neuere Formen der Wissenschaftsgeschichte und Wissenschaftsforschung vieles von Feyerabends Kritik an normativ bemühten und entsprechend verzerrten Bildern des wissenschaftlichen Fortschritts recht gut verarbeitet hatten.
Der nun, zwei Jahre nach Feyerabends Tod, erschienene Briefwechsel mit Hans Peter Duerr reicht bis ins Jahr 1969 zurück. Wer sich von ihm interessante Debatten erwartet, wird wohl etwas enttäuscht sein: Weder zu Feyerabends Weg von "Wider den Methodenzwang" bis zur späten Essaysammlung "Irrwege der Vernunft" ist da viel zu erfahren noch von Duerrs Kreuz- und Quergängen zwischen Philosophie, Ethnologie und Anthropologie, die schließlich in sein Opus "Der Mythos vom Zivilisationsprozeß" münden. Die beiden gemeinsame Frontstellung gegen Absolutheitsansprüche moderner Wissenschaft ist viel zu vorherrschend, als daß wesentliche inhaltliche Differenzen zur Sprache kämen. Man ist die Jahre über ausreichend damit beschäftigt, einander launig formulierte Grüße und Zustandsberichte zu senden, sich gegenseitig Literatur zu empfehlen, den Wissenschaftsbetrieb zu kommentieren - nicht zuletzt dessen menschlich-allzumenschliche Seite - und von den neuesten eigenen Anschlägen auf das akademische juste milieu zu erzählen.
Unterhaltsam und aufschlußreich ist auch das, zumal in den Briefen und Kärtchen von Feyerabend. Knappe, glossenhafte Charakteristiken bekannter und weniger bekannter Zeitgenossen findet man in ihnen. Respektvoll ist ihr Ton natürlich nicht, aber so deutlich von sympathischer Selbstironie getragen, daß jeder Verdacht auf Boshaftigkeit verfliegt. Wenn Popper verulkt oder Suhrkamp-Chef Siegfried Unseld einmal mehr durch den Kakao gezogen wird: Bei Feyerabend geschieht es im Geist jener Gelassenheit, die sich der Einsicht verdankt, daß verbissener Ernst in jedem Fall zu meiden ist. Auch und gerade in bezug auf die eigene Arbeit.
Nichts belustigt Feyerabend mehr als der hohe Ton philosophischer und anderer Wahrheitssucher. Fallen die Reizworte "Wahrheit" und "Erkenntnis", werden sofort die kleinen Freuden des Lebens dagegen in Stellung gebracht. Schließlich gibt es angenehmere Dinge, als Texte zu schreiben, Vorlesungen zu halten oder sich mit Kritikern herumzuschlagen: zum Beispiel gute Bücher, Kino, amerikanische Fernsehshows - vom Umgang mit Freunden und anziehenden Frauen ganz zu schweigen.
Sich über das akademische Treiben lustig zu machen, fällt Feyerabend letztlich doch um einiges leichter als Duerr. Immerhin ist er auch wohlbestallter Professor, während Duerr damit zu kämpfen hat, akademische Nischen zu finden. Er hätte eben Glück gehabt, schreibt Feyerabend einmal, daß ihm "das Licht erst relativ spät aufging, so hielt ich in meiner Kindheit brav rationalistische Vorträge und bekam eine Anstellung nach der anderen. Dir kam die Einsicht noch viel früher - darum ist es jetzt schwer für Dich, eine Anstellung zu finden." Die freundschaftliche Zuwendung hindert Feyerabend allerdings nicht daran, intellektuelle Temperaturunterschiede zu konstatieren: Im Leben des Freundes spiele das Denken offenbar eine wichtige Rolle, bei ihm hingegen gar nicht. Und an anderer Stelle: "Ich habe noch immer den Verdacht, daß Du trotz aller äußren Anzeichen viel ,rationaler' bist als ich, das heißt, irgendwo willst Du Ordnung und Sinn in die Chose bringen, während ich mich damit abgefunden habe, daß das Ganze ein verrücktes Durcheinander ist, in dem es da und dort ganz unterhaltsame Wirbel gibt."
Damit war zwar nicht weniger als das Leben im ganzen gemeint. Aber es könnte eigentlich auch das Resümee jenes etwas genervten Philosophiedozenten sein, der in einem der von Feyerabend in den letzten Jahren seines Lebens verfaßten "Dialoge" auftritt. Dieser Dr. Cole gibt sich in dem mit "Platonische Phantasien" überschriebenen Stück redliche Mühe, ein Seminar über Erkenntnistheorie in geordnete Bahnen zu lenken, was sich aber schnell als vergeblich herausstellt. Denn die bunt gemischte Gruppe der Teilnehmer ist absolut nicht dazu zu bringen, beim Text, nämlich Platos "Theaitetos", zu bleiben. Das Resultat ist ein Durcheinander so recht nach Feyerabends Geschmack. Weil die Teilnehmer zwar mit Plato eher wenig am Hut haben, dafür aber durchaus gewitzte Bemerkungen und Exkurse in den Mund gelegt bekommen - einige haben ganz offensichtlich Feyerabend gelesen -, wird ein anregendes Streitgespräch über Wissenschaft, Objektivität, Wahrheit und den Nutzen philosophischer Traktate daraus.
Ganz zuletzt tritt noch eine attraktive Frau auf, mit der Dr. Cole - der nicht nur bei Davidson promoviert hat, sondern offensichtlich auch Gelegenheiten zu erkennen weiß - in angeregtem Gespräch verschwindet. Geheiratet hat die schöne Unbekannte, wie man in der postum erschienenen Autobiographie und den Briefen an Duerr nachlesen kann, aber nicht Dr. Cole, sondern den Dr. Feyerabend. Bestimmt nicht nur, weil der gerne Fenster putzte, die Wohnung aufräumte und Geschirr wusch - was er gerne hervorhob, um nur ja nicht mit einem seine Denkerstirn in Falten legenden Gelehrten verwechselt zu werden. Weshalb auch der zweite der Dialoge damit beginnt, daß Feyerabend einem allzu bildungsbeflissenen Interviewer, der dem berühmten Herrn Professor beim Waldspaziergang auflauert, erst einmal die Erwartung austreibt, tief gegründete und nach allen Richtungen abgesicherte Einsichten serviert zu bekommen.
Über eine solche verbissene Vorstellung von Philosophie kann Feyerabend nur den Kopf schütteln. Das tut er ausführlich, und weil ihn sein fiktives Gegenüber mit den richtigen Stichworten und passenden Einwänden versorgt, bekommt der Leser dabei einen ebenso kurzweiligen wie erhellenden Abriß von Feyerabends Maximen im Umgang mit Philosophen und Wissenschaftsgeschichte.
Eine der bündigsten von ihnen lautet, daß es ihm darum gegangen sei, "einen Überblick über die Möglichkeiten der menschlichen Existenz zu geben". "Überblick" mag zwar etwas hoch gegriffen sein. Aber dem Insistieren darauf, historische und kulturelle Möglichkeitsspielräume auszuloten, insbesondere mit Blick auf die moderne Wissenschaft, verdanken sich Feyerabends mit Verve vorgetragene Einsprüche. "Philosophische Lausbübereien" nennt er sie in den Briefen einmal. Wer das wörtlich nimmt, unterschätzt ihn; wer es als bloßes Understatement versteht, irrt sich aber auch. HELMUT MAYER
Paul Feyerabend: "Briefe an einen Freund". Herausgegeben von Hans Peter Duerr. Suhrkamp Verlag, Frankfurt/Main 1995. 291 S., br., 22,80 DM.
Paul Feyerabend: "Die Torheit der Philosophen". Dialoge über die Erkenntnis. Aus dem Englischen übersetzt von Henning Thies. Junius Verlag, Hamburg 1995. 154 S., br., 38,- DM.
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Paul Feyerabend zieht die kleinen Freuden des Alltags den Attitüden der Gelehrten vor
Philosophie, schrieb Adorno einmal, sei eine ernste Sache, doch so ernst sei sie auch wieder nicht. Paul Feyerabend wäre das wohl immer noch zu ernst gewesen. Sofern er sich nicht überhaupt dagegen verwahrt hätte, von "der" Philosophie zu sprechen, so wie er auch auf die Rede von "der" Wissenschaft allergisch reagierte. Zumindest, wenn damit der Anspruch verbunden war, genau zu wissen, worin nun eigentlich wissenschaftliche Rationalität bestehe. Ob dafür Sinnkriterien, Forschungslogiken oder Rekonstruktionen des "harten" Kerns von Theorien bemüht wurden: Die entsprechenden Festschreibungen der richtigen und einzig legitimen Methode, die den Ehrentitel "wissenschaftlich" beanspruchen durfte, kritisierte Feyerabend mit jener für ihn charakteristischen Respektlosigkeit, die an die gute alte Tradition des épater le bourgeois anschließt.
Weshalb er sich auch nicht scheute, auf den groben Klotz einen groben Keil zu setzen. "Anything goes", der wohl bekannteste Slogan seiner "anarchistischen", später lieber "dadaistisch" genannten Erkenntnistheorie, erfüllte diese Aufgabe ausgezeichnet. Der Anklang an die studentische Protestparole "Laßt tausend Blumen blühen" war alles andere als zufällig: Schließlich ging es darum, die Ordnungshüter im Reiche der Vernunft vor den Kopf zu stoßen, deren hehre Stilisierungen "der" wissenschaftlichen Methode demontiert werden sollten.
Dabei schlug Feyerabend nicht selten rhetorisch über die Stränge, aber die prompte Entrüstung der Gegenseite zeigte die Effizienz seines Verfahrens. Wenn sich dieser anregende Effekt später etwas abnützte, lag das kaum an Feyerabends nachlassender Lust an provokanten Zuspitzungen. Es verdankte sich eher dem Umstand, daß neuere Formen der Wissenschaftsgeschichte und Wissenschaftsforschung vieles von Feyerabends Kritik an normativ bemühten und entsprechend verzerrten Bildern des wissenschaftlichen Fortschritts recht gut verarbeitet hatten.
Der nun, zwei Jahre nach Feyerabends Tod, erschienene Briefwechsel mit Hans Peter Duerr reicht bis ins Jahr 1969 zurück. Wer sich von ihm interessante Debatten erwartet, wird wohl etwas enttäuscht sein: Weder zu Feyerabends Weg von "Wider den Methodenzwang" bis zur späten Essaysammlung "Irrwege der Vernunft" ist da viel zu erfahren noch von Duerrs Kreuz- und Quergängen zwischen Philosophie, Ethnologie und Anthropologie, die schließlich in sein Opus "Der Mythos vom Zivilisationsprozeß" münden. Die beiden gemeinsame Frontstellung gegen Absolutheitsansprüche moderner Wissenschaft ist viel zu vorherrschend, als daß wesentliche inhaltliche Differenzen zur Sprache kämen. Man ist die Jahre über ausreichend damit beschäftigt, einander launig formulierte Grüße und Zustandsberichte zu senden, sich gegenseitig Literatur zu empfehlen, den Wissenschaftsbetrieb zu kommentieren - nicht zuletzt dessen menschlich-allzumenschliche Seite - und von den neuesten eigenen Anschlägen auf das akademische juste milieu zu erzählen.
Unterhaltsam und aufschlußreich ist auch das, zumal in den Briefen und Kärtchen von Feyerabend. Knappe, glossenhafte Charakteristiken bekannter und weniger bekannter Zeitgenossen findet man in ihnen. Respektvoll ist ihr Ton natürlich nicht, aber so deutlich von sympathischer Selbstironie getragen, daß jeder Verdacht auf Boshaftigkeit verfliegt. Wenn Popper verulkt oder Suhrkamp-Chef Siegfried Unseld einmal mehr durch den Kakao gezogen wird: Bei Feyerabend geschieht es im Geist jener Gelassenheit, die sich der Einsicht verdankt, daß verbissener Ernst in jedem Fall zu meiden ist. Auch und gerade in bezug auf die eigene Arbeit.
Nichts belustigt Feyerabend mehr als der hohe Ton philosophischer und anderer Wahrheitssucher. Fallen die Reizworte "Wahrheit" und "Erkenntnis", werden sofort die kleinen Freuden des Lebens dagegen in Stellung gebracht. Schließlich gibt es angenehmere Dinge, als Texte zu schreiben, Vorlesungen zu halten oder sich mit Kritikern herumzuschlagen: zum Beispiel gute Bücher, Kino, amerikanische Fernsehshows - vom Umgang mit Freunden und anziehenden Frauen ganz zu schweigen.
Sich über das akademische Treiben lustig zu machen, fällt Feyerabend letztlich doch um einiges leichter als Duerr. Immerhin ist er auch wohlbestallter Professor, während Duerr damit zu kämpfen hat, akademische Nischen zu finden. Er hätte eben Glück gehabt, schreibt Feyerabend einmal, daß ihm "das Licht erst relativ spät aufging, so hielt ich in meiner Kindheit brav rationalistische Vorträge und bekam eine Anstellung nach der anderen. Dir kam die Einsicht noch viel früher - darum ist es jetzt schwer für Dich, eine Anstellung zu finden." Die freundschaftliche Zuwendung hindert Feyerabend allerdings nicht daran, intellektuelle Temperaturunterschiede zu konstatieren: Im Leben des Freundes spiele das Denken offenbar eine wichtige Rolle, bei ihm hingegen gar nicht. Und an anderer Stelle: "Ich habe noch immer den Verdacht, daß Du trotz aller äußren Anzeichen viel ,rationaler' bist als ich, das heißt, irgendwo willst Du Ordnung und Sinn in die Chose bringen, während ich mich damit abgefunden habe, daß das Ganze ein verrücktes Durcheinander ist, in dem es da und dort ganz unterhaltsame Wirbel gibt."
Damit war zwar nicht weniger als das Leben im ganzen gemeint. Aber es könnte eigentlich auch das Resümee jenes etwas genervten Philosophiedozenten sein, der in einem der von Feyerabend in den letzten Jahren seines Lebens verfaßten "Dialoge" auftritt. Dieser Dr. Cole gibt sich in dem mit "Platonische Phantasien" überschriebenen Stück redliche Mühe, ein Seminar über Erkenntnistheorie in geordnete Bahnen zu lenken, was sich aber schnell als vergeblich herausstellt. Denn die bunt gemischte Gruppe der Teilnehmer ist absolut nicht dazu zu bringen, beim Text, nämlich Platos "Theaitetos", zu bleiben. Das Resultat ist ein Durcheinander so recht nach Feyerabends Geschmack. Weil die Teilnehmer zwar mit Plato eher wenig am Hut haben, dafür aber durchaus gewitzte Bemerkungen und Exkurse in den Mund gelegt bekommen - einige haben ganz offensichtlich Feyerabend gelesen -, wird ein anregendes Streitgespräch über Wissenschaft, Objektivität, Wahrheit und den Nutzen philosophischer Traktate daraus.
Ganz zuletzt tritt noch eine attraktive Frau auf, mit der Dr. Cole - der nicht nur bei Davidson promoviert hat, sondern offensichtlich auch Gelegenheiten zu erkennen weiß - in angeregtem Gespräch verschwindet. Geheiratet hat die schöne Unbekannte, wie man in der postum erschienenen Autobiographie und den Briefen an Duerr nachlesen kann, aber nicht Dr. Cole, sondern den Dr. Feyerabend. Bestimmt nicht nur, weil der gerne Fenster putzte, die Wohnung aufräumte und Geschirr wusch - was er gerne hervorhob, um nur ja nicht mit einem seine Denkerstirn in Falten legenden Gelehrten verwechselt zu werden. Weshalb auch der zweite der Dialoge damit beginnt, daß Feyerabend einem allzu bildungsbeflissenen Interviewer, der dem berühmten Herrn Professor beim Waldspaziergang auflauert, erst einmal die Erwartung austreibt, tief gegründete und nach allen Richtungen abgesicherte Einsichten serviert zu bekommen.
Über eine solche verbissene Vorstellung von Philosophie kann Feyerabend nur den Kopf schütteln. Das tut er ausführlich, und weil ihn sein fiktives Gegenüber mit den richtigen Stichworten und passenden Einwänden versorgt, bekommt der Leser dabei einen ebenso kurzweiligen wie erhellenden Abriß von Feyerabends Maximen im Umgang mit Philosophen und Wissenschaftsgeschichte.
Eine der bündigsten von ihnen lautet, daß es ihm darum gegangen sei, "einen Überblick über die Möglichkeiten der menschlichen Existenz zu geben". "Überblick" mag zwar etwas hoch gegriffen sein. Aber dem Insistieren darauf, historische und kulturelle Möglichkeitsspielräume auszuloten, insbesondere mit Blick auf die moderne Wissenschaft, verdanken sich Feyerabends mit Verve vorgetragene Einsprüche. "Philosophische Lausbübereien" nennt er sie in den Briefen einmal. Wer das wörtlich nimmt, unterschätzt ihn; wer es als bloßes Understatement versteht, irrt sich aber auch. HELMUT MAYER
Paul Feyerabend: "Briefe an einen Freund". Herausgegeben von Hans Peter Duerr. Suhrkamp Verlag, Frankfurt/Main 1995. 291 S., br., 22,80 DM.
Paul Feyerabend: "Die Torheit der Philosophen". Dialoge über die Erkenntnis. Aus dem Englischen übersetzt von Henning Thies. Junius Verlag, Hamburg 1995. 154 S., br., 38,- DM.
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