Zum ersten Mal liegen die Briefe des umstrittenen Autors an seine Freundinnen und Geliebten auf Deutsch vor. Sie zeigen eine zerrissene Persönlichkeit und dokumentieren den Wandel des Louis-Ferdinand Destouche - wie er mit bürgerlichem Namen hieß - zum Schriftsteller Louis-Ferdinand Céline. Céline schreibt an ganz unterschiedliche Frauen: da ist Erika Irrgang, eine angehende deutsche Journalistin, N., eine der linksintellektuellen Szene Wiens angehörende Jüdin, die belgische Autorin Evelyn Pollet, die dänische Tänzerin Karen Marie Jensen und die französische Pianistin Lucienne Delforge. Die Briefe geben einen faszinierenden Einblick in das Innenleben eines Dichters, der nach den Erfahrungen im 1. Weltkrieg und in den Kolonnien in Afrika im Menschen wenig mehr als einen verachtungswürdigen Barbaren sah. Zugleich erkennt der Leser aber auch einen anderen Céline, der sich fürsorglich um seine Freundinnen kümmert und Hilfe und Unterstützung anbietet.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Rezensent Thomas Laux begrüsst diese Briefedition sehr, obwohl sie aus seiner Sicht "rein literarisch gesehen" grundsätzlich nichts Spektakuläres bietet, da sich ihr Wert für ihn lediglich in einem biografischen Kontext bemessen lässt. Hier allerdings notiert er dankbar, dass das "Klischee des Misanthropen", dass man Celine mitunter anhängt, nicht sehr weit trägt. Die Briefe sind an sechs verschiedene Freundinnen adressiert und stammen aus der für Celine "hochbrisanten" Zeit eines "persönlichen Umbruchs" und des sich ausbreitenden Faschismus? in Europa. Beides laufe auf der Reflexionsebene der Briefe mit, und werde immer wieder mal auch direkt erwähnt - je nach Intensitätsgrad der Beziehung. Wiederkehrendes Thema sind auch Celines notorische Geldprobleme. Interessant findet der Rezensent außerdem, wie sich an den Beziehungen zu den Frauen Celines politische Entwicklung durch die 1930er Jahre nachvollziehen lässt, an erster Stelle sein sich verstärkender Antisemitismus. Nicht immer nimmt der Rezensent das allerdings ernst, manchmal kommen ihm die diesbezüglichen Ausfälle einfach nur "kurios" vor.
© Perlentaucher Medien GmbH
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