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Ist Poseidon überhaupt am menschlichen Treiben interessiert, verfolgt der Herrscher der Meere noch unser Tun? Cees Nooteboom lässt es darauf ankommen: Er schreibt Briefe an den Gott mit dem Dreizack, den er jeden Herbst, wenn er seine Sommerinsel verlässt, um Erlaubnis bittet, im nächsten Jahr zurückkehren zu dürfen. Darin erzählt er von seinen täglichen Beobachtungen, von seinen Gedanken über Götter und Gott, vom neuen Blick auf alte Mythen. So führt etwa eine zufällige Strandbegegnung zur Frage, ob ein kleiner Junge der Spiegel sein kann, in dem das eigene Alter verfliegt. Die Pflanzen im…mehr

Produktbeschreibung
Ist Poseidon überhaupt am menschlichen Treiben interessiert, verfolgt der Herrscher der Meere noch unser Tun? Cees Nooteboom lässt es darauf ankommen: Er schreibt Briefe an den Gott mit dem Dreizack, den er jeden Herbst, wenn er seine Sommerinsel verlässt, um Erlaubnis bittet, im nächsten Jahr zurückkehren zu dürfen. Darin erzählt er von seinen täglichen Beobachtungen, von seinen Gedanken über Götter und Gott, vom neuen Blick auf alte Mythen. So führt etwa eine zufällige Strandbegegnung zur Frage, ob ein kleiner Junge der Spiegel sein kann, in dem das eigene Alter verfliegt. Die Pflanzen im mediterranen Garten des Autors wiederum kümmert das wenig, sie führen ihr eigenes Leben: Hibiskus und Kakteen setzen sich geduckt zur Wehr, wenn das Radio die wuchtigen Klänge Bayreuths durch die Luft wehen lässt. Und die Agave, die vermutlich mit mexikanischem Akzent spricht, verfolgt ohnehin eine nur ihr bekannte Mission. Meisterhaft beherrscht Cees Nooteboom die Kunst, hinter den kleinen Dingen die großen Weltfragen aufblitzen zu lassen. Seine Korrespondenz mit dem Meeresgott bezaubert: Verspielt und tiefernst, lakonisch und poetisch, lässt sie das Erzählte in einem klaren, warmen Licht erscheinen.- Mit zahlreichen Abbildungen
Autorenporträt
Cees Nooteboom wurde am 31. Juli 1933 in Den Haag geboren. 1955 erschien sein erster Roman Philip en de anderen, der drei Jahre später auch in Deutschland unter dem Titel Das Paradies ist nebenan veröffentlicht wurde (und 2003 in der Neuübersetzung von Helga van Beuningen unter dem Titel Philip und die anderen erneut eine große Lesergemeinde fand). Nooteboom berichtete 1956 als junger Autor über den Ungarn-Aufstand, 1963 über den SED-Parteitag, und fünf Jahre später über die Studentenunruhen in Paris (gesammelt in dem Band Paris, Mai 1968). Seine inzwischen in mehreren Bänden gesammelten Reiseberichte, die weniger Reportagen als vielmehr von genauer Beobachtung getragene, reflektierende Betrachtungen sind, festigten Nootebooms Ruf als Reiseschriftsteller. 1980 fand Nooteboom zurück zur fiktionalen Prosa und erzielte mit dem inzwischen auch verfilmten Roman Rituale (Rituelen) große Erfolge. Sein umfangreiches Werk, das in viele Sprachen übersetzt ist, umfasst Erzählungen, Berichte, Gedichte und vor allem große Romane wie Allerseelen (Allerzielen). Die elf Bände seiner Gesammelten Werke enthalten neben den bereits publizierten Büchern zahlreiche erstmals auf deutsch vorliegende Texte. Der Quarto-Band Romane und Erzählungen versammelt die gesamte fiktionale Prosa des Autors.
Cees Nooteboom lebt in Amsterdam und auf Menorca.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.10.2012

Ach Gottchen

Cees Nooteboom liebt das Meer, die graue heimische Nordsee ebenso wie das leuchtend blaue Wasser um seine Ferieninsel Menorca. So verfiel er in einem Anflug "ionischer Energie" darauf, seine maritimen Betrachtungen dem zuständigen Meeresgott Poseidon mitzuteilen. Dass mit Antwort nicht zu rechnen sei, gebe einem "das Gefühl phantastischer Freiheit". Sich an die Götter zu wenden aber ist von je nicht ungefährlich. Auch nach ihrem Ableben ist Hybris nicht zu empfehlen. Anders als viele der sinnlich eindrücklichen Reisebilder in dem vorliegenden Band berühren nämlich gerade die dreiundzwanzig Briefe an Poseidon den Leser oft peinlich. Darin wird der Gott in Nacherzählungen über seine überlieferten Taten belehrt und häufig auch dafür getadelt. Beim Kampf zwischen Aeneas und Achill habe er eine Rolle gespielt, die Nooteboom "schon als Schüler verachtenswert fand". Mit jovialer Überheblichkeit dem Mythischen gegenüber bekommt Poseidon die moderne Naturwissenschaft vorgehalten, "wir können alles, oder fast alles, sogar das, was früher nur ihr allein konntet". Da könne der sich "doch auch als Gott nur wundern, nicht wahr?". Schließlich muss sich der Herr der Meere noch fragen lassen, wie es denn mit seinen Kenntnissen der Philosophie und leider auch Theologie bestellt ist. Für alle Fälle erläutert der Federführer dem Dreizackschwinger noch schnell die Trinität. Das kann dem Gott nicht gefallen. Dem Leser, der Nootebooms Beschreibungskunst schätzt, wird diese als Fiktion kaschierte Bildungsprosa ziemlich angestaubt vorkommen. (Cees Nooteboom: "Briefe an Poseidon". Aus dem Niederländischen von Helga van Beuningen, Suhrkamp Verlag, Berlin 2012. 228 S., geb., 19,95 [Euro].) fap

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Demut statt Kritik möchte Astrid Kaminski angesichts von Cees Nootebooms neuem Buch üben. Ob das eine so gute Idee ist? Nootebooms frei flottierende Reflexionen über Ewigkeit und Endlichkeit und seine luftleichten Gespräche mit Poseidon über das Götter- und Menschsein haben Kaminski jedenfalls tüchtig mit dem Odem des Göttlichen angehaucht, wie es aussieht. Nicht einmal Belegfotos und ein Glossar im Anhang und auch Nootebooms launige Erzählung zur eher profanen Entstehungsgeschichte des Bandes können die Rezensentin ernüchtern.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Die unbeantworteten Briefe an den Meeresgott rahmen eine lose Folge von Reflexionen über Alter und Endlichkeit, Zeit und Ewigkeit und ihre Spiegelungen in einer ob ihrer Flüchtigkeit stets kostbarer werdenden Gegenwart ... So ist dieses dokumentierte Schreiben ehrlich und von großer Offenheit geprägt ...« Astrid Kaminski Frankfurter Rundschau 20121122
»Poetisch und klug.«