Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 43,00 €
  • Buch mit Leinen-Einband

Der zweite Band "Erwin Rohde - Briefe aus dem Nachlass" umfasst die Jahre 1872 bis 1876. Er beginnt mit Nietzsches "Geburt der Tragödie aus dem Geist der Musik" und endet mit Rohdes Geschichte des antiken Romans "Der griechische Roman und seine Vorläufer". Sehnsuchtsort, "eigentliche Heimath" ist für den Kieler Dozenten Basel: in den neu sich um Nietzsche bildenden Kreis wird Rohde integriert. Der Kreis der Briefpartner erweitert sich: Richard und Cosima Wagner, Franz Overbeck, Friedrich Zarncke, Otto Ribbeck und Franz Rühl. Die Briefe an die Familie werden seltener, verständlich bei der Nähe…mehr

Produktbeschreibung
Der zweite Band "Erwin Rohde - Briefe aus dem Nachlass" umfasst die Jahre 1872 bis 1876. Er beginnt mit Nietzsches "Geburt der Tragödie aus dem Geist der Musik" und endet mit Rohdes Geschichte des antiken Romans "Der griechische Roman und seine Vorläufer". Sehnsuchtsort, "eigentliche Heimath" ist für den Kieler Dozenten Basel: in den neu sich um Nietzsche bildenden Kreis wird Rohde integriert. Der Kreis der Briefpartner erweitert sich: Richard und Cosima Wagner, Franz Overbeck, Friedrich Zarncke, Otto Ribbeck und Franz Rühl. Die Briefe an die Familie werden seltener, verständlich bei der Nähe zwischen Kiel und Hamburg. Die Themen kreisen um Nietzsches Buch und Gesundheit, das Leben der Freunde in Basel, Zustände an der Kieler Universität, Einsamkeit, Familie, Liebe und "das Buch". Schlaglichtartig werden Umbrüche der Zeit, die große Wirtschafts- und Bankenkrise von 1873, fassbar: Wiebe, die Hausbank der Rohdes in Hamburg, geht bankrott, den Freundeskreis der Familie wühlt ein Banker-Suizid auf, Rohdes Verleger macht pleite. Augenzwinkernd grüßt Rohde die Mutter mit "sozialdemokratischem Gruß", er hatte Lasalle eingehend studiert. Unkontrollierbare Epidemien wie die Cholera bringen große Trauer in die Familie, der Bruder stirbt, eine Schwester überlebt knapp. Erste Irritation in Bezug auf Nietzsche findet Ausdruck in Brief und "Cogitatum". Eine heftige Leidenschaft zu einer verheirateten Frau löst sich in Nichts auf und erschüttert Rohdes Leben. Die Berufung auf eine ordentliche Professur in Jena wird als Erleichterung empfunden.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.04.2017

Ein Leben wie gut erfunden

Man kann die Fortsetzung der Briefedition des Klassischen Philologen Erwin Rohde (F.A.Z. vom 13. Oktober 2015) wie den Roman eines an seinen Ansprüchen zu zerbrechen drohenden Lebens lesen. Der Extraordinarius in Kiel hadert mit seiner scheinbar zukunftslosen Existenz. Er ist unterbezahlt, das Wetter meistens schlecht, Reisen und briefliche Verabredungen mit den wenigen Menschen, von denen er sich verstanden fühlt, geraten zu Odysseen. Hader mit Schriftleitern, die Gegen-Invektive auf einen scharfen Kritiker von Nietzsches, des heißgeliebten Freundes, "Geburt der Tragödie" nimmt ihn in Beschlag, Wagners Musik ist mehr Sehnsucht als Erfüllung, die akademische Lehre eine ungeliebte Fron und Pein, ihre Produkte, die Schulphilologen, öde Philister, "Generalpächter des Alterthums". Und das heißersehnte Lebensglück mit einer verheirateten Zwanzigjährigen, es ist Lug und Trug - die junge Frau benutzt den etwas weltfremden Akademiker, um ihren Mann, der sie angeblich vergewaltigt und zweifelsfrei geschwängert hat, zur Scheidung zu bewegen.

Die Briefe um diese Affäre lesen sich wie ein Kolportagestück, das wegen der fehlenden Kommentierung postmodern-fragmentarisch daherkommt. Und am Ende, nachdem sich Pläne, resigniert auf eine Ordentliche Professur im Ausland zu wechseln, zerschlagen haben, kommt wie der Deus ex machina eine ganz unverhoffte Berufung nach Jena. Zuvor noch eine Retardation: der Verleger, der ein verdächtig hohes Honorar versprochen hat, macht pleite, aber das Buch über den griechischen Roman kann am Ende doch noch erscheinen. Als wäre es gut erfunden: Der Lebensabschnitt gehorcht einer Dramaturgie wie die antiken Geschichten, die diesen unheldischen Protagonisten am Ende wissenschaftlich retten.

uwa.

Erwin Rohde: "Briefe aus dem Nachlass". Band 2: Briefe zwischen 1872 und 1876.

Hrsg. von Marianne Haubold. G. Olms Verlag, Hildesheim 2017. 221 S., geb., 58,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr