Über dreißig Jahre sind seit dem Fall der Mauer und der Wiedervereinigung vergangen. Insbesondere für die Menschen aus der DDR wurden die ersten Wochen und Monate danach zur prägendsten Zeit ihres Lebens. Das Land, in dem sie gelebt, gearbeitet und geliebt hatten, verschwand jeden Tag ein Stückchen mehr, und wie die Zukunft konkret aussehen und welchen Platz das Schicksal für den Einzelnen bereithalten würde, war in vielerlei Hinsicht ungewiss.Die vorliegenden Briefe, geschrieben von Februar 1989 bis zur Auflösung der DDR am 2. Oktober 1990, sind persönliche Zeugnisse dieser ereignisreichen Zeitenwende.Entstanden sind sie, weil Ingrun Spazier, die Empfängerin der Briefe - und nun auch Herausgeberin dieses Briefbandes -, 1988 wegen ihrer Heirat von Ostberlin nach Hamburg übersiedelte. Die Briefe waren nicht dafür bestimmt, einmal einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht zu werden, aber nun sind sie, Jahrzehnte nach ihrem Entstehen, zu einem ebenso interessanten wie aufschlussreichen Zeitdokument geworden, das die Eindrücke, Hoffnungen, Ängste und Erwartungen von sechs Menschen schildert, die diesen unvergleichlich rasanten Umbruch miterlebten.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Stefan Locke empfiehlt besonders westdeutschen Lesern den von Ingrun Spazier herausgegebenen Band mit Briefen, die die Herausgeberin während der Umbruchjahre 1989/90 von Freunden und Verwandten, wesentlich Intellektuellen, wie Locke anmerkt, aus der untergehenden DDR erhielt. Locke erkennt die Euphorie wie den Frust der Schreibenden. Laut Locke bieten die Briefe durchaus mehr als subjektive Notizen: "Momentaufnahmen eines Landes im Umbruch", die Spazier mit einer historischen Chronologie einzuordnen hilft, wie er lobend feststellt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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