Studienarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,7, Universität Trier, Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Arbeit untersucht zunächst die Gattung ¿Briefroman¿ und ihre charismatischen Merkmale, um dann in einem zweiten Schritt die Strukturen in "Die Leiden des jungen Werther" mit diesen Merkmalen abzugleichen. Hierbei erscheint es besonders wichtig auf die Monologizität des Werther, seine tagebuchähnliche Form, die suggerierte Authentizität und die Rolle des Lesers einzugehen. Als Quellen dienen ältere sowohl als auch neuere Untersuchungen der Gattung ¿Briefroman¿ und speziell Goethes "Die Leiden des jungen Werther" in dieser Hinsicht, wobei teilweise äußerst konträre Meinungen, was unter anderem die Gattungsfrage betrifft, vorliegen. Ein kritischer Umgang mit der Sekundärliteratur hilft zu zeigen, dass Goethes "Die Leiden des jungen Werther" zwar in der Tradition vorheriger Briefromane steht, jedoch aber auch die Gattung innovativ mit von den Prototypen abweichenden gestalterischen Strukturen erweitert und bereichert. ¿Was ich von der Geschichte des armen Werther nur habe auffinden können, habe ich mit Fleiß gesammelt und lege es euch hier vor, und weiß, dass ihr mir¿s danken werdet. Dies ist der Beginn des Vorworts zu Johann Wolfgang Goethes weltweit bekannten Briefromans "Die Leiden des jungen Werther", welcher 1774 erstmalig publiziert wurde und 1787 als überarbeitete Fassung erneut veröffentlicht wurde. Dieser Satz verweist zugleich auf den Kernpunkt eines jeden Briefromans, nämlich die verschleierte Fiktionalität, welche durch bewusst vorgetäuschte und künstlich hergestellte Authentizität erreicht werden soll. Der Brief galt im 18. Jahrhundert als Form der höchsten persönlichen Gefühlsvermittlung, was im Briefroman nochmals gesteigert wurde und eine nicht zu unterschätzende Identifikation der Leser nach sich zog. "Die Leiden des jungen Werther" steht in der Tradition vieler vorausgehender prototypischer Briefromane des 18. Jahrhunderts, darunter Samuel Richardsons Pamela (1740) und Clarissa (1748) sowie Jean-Jaques Rousseaus Nouvelle Héloïse (1761) und Sophie von La Roches Fräulein von Sternheim (1771). Trotz Parallelen wie die Präsenz eines fiktionalen Herausgebers kann man Goethes Roman aufgrund einiger Innovationen und Abweichungen, wie zum Beispiel seine relative Kürze und die geringe Länge der Einzelbriefe, im Kontext von Sturm und Drang eher als ¿atypischen Briefroman¿ bezeichnen.
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