Der 1994 erschienene Briefwechsel zwischen Rudolf Borchardt (1877-1945) und Hugo von Hofmannsthal (1874-1929) war eine lang erwartete Edition, die viele bisher unterdrückte oder unvollständig abgedruckte Briefe erstmals zugänglich machte. Nach weiteren Jahren intensiver Forschung und wesentlicher Neuentdeckungen erscheint nun der Kommentarband, mit detaillierten Anmerkungen zu diesem großen Zeugnis kultureller und politischer Verflechtungen zwischen Jahrhundertwende, Wiener Moderne und Nationalsozialismus. Die bei allen Kontroversen für beide wichtigste Lebensfreundschaft erhält mit dieser Ausgabe ihre gültige Deutung.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Manfred Koch feiert den Kommentar zum Briefwechsel zwischen Rudolf Borchardt und Hugo von Hofmannsthal als die Eröffnung eines kulturhistorischen Panoramas der deutschen Literatur im frühen 20. Jahrhundert. Dem schieren Umfang des von Gerhard Schuster besorgten Bandes entspricht laut Koch ein inhaltlicher Reichtum sondergleichen. Über einen herkömmlichen Kommentar geht der Herausgeber des Briefwechsels für Koch hinaus, indem er etwa sämtliche bekannten Texte mit Äußerungen des einen Briefschreibers über den anderen chronologisch dokumentiert. Koch erkennt die Bedeutung des Trios mit Hofmannsthal, Borchardt und Rudolf Alexander Schröder im Kontext des Literaturbetriebs um 1900 sowie dessen erstaunliches Netzwerk aus Autoren, Kritikern, Förderern und Verlegern. Mit Hilfe des ausgebreiteten Materials lernt er die Konstellationen und Positionskämpfe des Betriebs kennen und begegnet seinen exzentrischen Persönlichkeiten.
© Perlentaucher Medien GmbH
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