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Ein herausragendes epistolarisches Zeugnis der Goethezeit: Zum 200. Todestag des Schweizer Historikers und Staatsmanns Johannes von Müller am 29. Mai 2009 erscheint dessen Briefwechsel mit seinem Bruder, dem Theologen Johann Georg Müller, und anderen Familienangehörigen.Der Briefwechsel der Schaffhauser Brüder Johannes und Johann Georg Müller gehört zu den letzten, bedeutenden weitgehend unedierten Korrespondenzen aus dem Jahrhundert des Briefes. Die kritische Edition der 643 überlieferten Briefe der Brüder und ihrer Familienangehörigen von den Anfängen bis 1789 ist eine ebenso reiche Quelle…mehr

Produktbeschreibung
Ein herausragendes epistolarisches Zeugnis der Goethezeit: Zum 200. Todestag des Schweizer Historikers und Staatsmanns Johannes von Müller am 29. Mai 2009 erscheint dessen Briefwechsel mit seinem Bruder, dem Theologen Johann Georg Müller, und anderen Familienangehörigen.Der Briefwechsel der Schaffhauser Brüder Johannes und Johann Georg Müller gehört zu den letzten, bedeutenden weitgehend unedierten Korrespondenzen aus dem Jahrhundert des Briefes. Die kritische Edition der 643 überlieferten Briefe der Brüder und ihrer Familienangehörigen von den Anfängen bis 1789 ist eine ebenso reiche Quelle für die Entstehungsbedingungen der Werke der Brüder wie für alltags- und bildungsgeschichtliche Fragen.Aufgewachsen in der provinziellen Sphäre eines Schaffhauser Pfarrhaushalts, suchten die Brüder zwischen Bonnets Genf, Lavaters Zürich, Herders Weimar und geistlichen wie weltlichen deutschen Fürstenhöfen nach einer Verbindung von Wissen und Glauben, Geschichte und Religion im Horizont der Heilsgeschichte. In kritischer Auseinandersetzung mit Aufklärung, Absolutismus und Republikanismus revoltierten sie auf oft unbequeme Weise gegen die Enge des Ancien Régimes, der jüngere durch schwärmerische Blicke in die unsichtbare Welt, der ältere durch einen gleichgeschlechtlichen Lebensentwurf, der seine Karriere als Nationalgeschichtschreiber der Schweiz immer wieder gefährdete und ihm bis heute einen skandalösen Ruf einbrachte.Ein dreibändiger Stellenkommentar zu diesen Briefen mit Nachwort und Register ist in Vorbereitung.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Autorenporträt
Johann Georg Müller (1759-1819), aus Schaffhausen, war Theologe, Lehrer, Autor und Philanthrop.

Johannes von Müller (1752-1809), aus Schaffhausen, studierte 1769-1771 Theologie in Göttingen. Er war Historiker, Publizist und Staatsmann in Genf, Kassel, Mainz und Wien.

André Weibel, geb. 1972, Historiker, studierte von 1994-2001 Geschichte, Neuere Deutsche Literatur und Klassische Archäologie in Zürich.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.05.2009

Die erste kritische Ausgabe der Familienbriefe - leider noch ohne Registerbände

Die letzte einigermaßen vollständige, textkritisch freilich ungenaue Ausgabe des Briefwechsels Johannes von Müllers mit seinem Bruder Johann Georg (1759 bis 1819) war 1893 erschienen. Nun hat der junge Schweizer Historiker André Weibel die erste kritische Briefedition vorgelegt. Allein die Briefe der Brüder und der Familie von 1766 bis 1789 umfassen drei Bände. Einige bisher nicht oder nur in zensierter Form erschienene Briefe finden sich in der neuen Ausgabe. Die editorische Leistung lässt sich erst beurteilen, wenn im kommenden Jahr auch die Registerbände mit Anmerkungen und Nachwort des Herausgebers erschienen sind. Persönliches bis hin zu den Kleinkrämereien ums tägliche Auskommen, die Versuche der Mutter, die beiden Söhne wieder in die enge Schaffhauser Welt zurückzuzwingen, folgen auf aufschlussreiche Bemerkungen über die Lesefrüchte der beiden Brüder, ihre Begegnungen mit der gelehrten Welt der damaligen Zeit. Johann Georg wurde Johannes von Müller nicht nur als Briefpartner, sondern auch als Autor zum engsten Gefährten - seines 250. Geburtstags gedenkt die Heimatstadt Schaffhausen im September. "Was mir das Leben süß macht, ist, daß ich dich zum Bruder habe", bekennt Johann Georg.

Weibel selbst begründet die Begrenzung auf die geistige Aufbruchzeit der beiden Brüder nicht nur mit editionsgeschichtlichen Erwägungen, sondern auch mit dem Revolutionsjahr, das im Spätwerk beider Brüder regelrecht als Chiffre gebraucht wird. Wie sehr sie das zerbrochene Gleichgewicht europäischer Mächte seit 1787, vor allem aber die Französische Revolution als Epochenbruch erlebten, lässt sich an den Briefen der beiden aufmerksamen und politisch bestens informierten Brüder unschwer erkennen. Der zuweilen penetrant schwärmerische Vorhersehungsglaube in spätpietistischen Frömmigkeitsbekundungen findet sich darin ebenso wie die ungeschminkte Beschreibung der eigenen Gemütslage etwa bei Johannes von Müller, der seinem Bruder die eigene Schwermut angesichts seiner vergeblichen, von der Schweizer Geschichte ablenkenden Arbeit mit entwaffnender Ehrlichkeit berichtet: "ich habe weder gedacht noch gelesen; so werde ich nach und nach gemein, und fremde in meinem eigenen Hause, das ist in der Wissenschaft wozu ich berufen bin". Zum Aufschlussreichsten gehören die Berichte des Bruders Johann Georg über Johann Gottfried Herder, in dessen Haus er lebt und der ihn nicht nur das Predigen lehrt, sondern zum wissenschaftlichen Arbeiten anhält.

oll.

Johannes von Müller/Johann Georg Müller, Briefwechsel und Familienbriefe. 1766-1789. Hg. von André Weibel, Wallstein Verlag, Göttingen 2009, 99 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Über den Tagesablauf eines Theologen und Historikers zwischen Aufklärung und Romantik erfährt Heike Schmoll in dieser dreibändigen Briefedition eine Menge. Ebenso über Johannes Müllers "spätpietistisches Bibelchristentum" und eine schwärmerische Bruderliebe. Der Umstand, dass sich die Entwicklung der Brüder Müller vor dem Hintergrund der Französischen Revolution abspielt, lässt Schmoll die Korrespondenz darüber hinaus wie ein Brennglas erscheinen, in dem sich die geistes- und sozialgeschichtliche, politische und konfessionelle Entwicklung Westeuropas bricht. Weil das Schwärmertum der beiden Briefeschreiber dem heutigen Leser jedoch fremd erscheinen muss, vermisst Schmoll die für einen späteren Zeitpunkt angekündigten Anmerkungs- und Registerbände schmerzlich. Die ohnehin sperrige Lektüre, so befürchtet sie, wird ohne die Übersetzung lateinischer und griechischer Zitate, ohne Namens- und Querverweise und Literaturhinweise für manchen zu einer unüberwindlichen Hürde.

© Perlentaucher Medien GmbH