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Der Briefwechsel zwischen Jünger und Nebel begann 1938, als sich Nebel wegen seines "Versuchs über Jünger" an den schon berühmten Autor wandte. Rund 300 Zeugnisse dieser Beziehung, die nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und der gemeinsamen Pariser Zeit eine Freundschaft wurde, sind in diesem Buch abgedruckt.
Behandelt werden in den Briefen die gemeinsamen Bekannten aus Paris, dann aber auch die politische und geistige Lage der Zeit. Der Briefwechsel geht ein auf den 20. Juli 1944, die Kollektivschuldfrage und die Vertreibungen der Deutschen, auf Ernst Jüngers Friedensschrift, aber
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Produktbeschreibung
Der Briefwechsel zwischen Jünger und Nebel begann 1938, als sich Nebel wegen seines "Versuchs über Jünger" an den schon berühmten Autor wandte. Rund 300 Zeugnisse dieser Beziehung, die nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und der gemeinsamen Pariser Zeit eine Freundschaft wurde, sind in diesem Buch abgedruckt.

Behandelt werden in den Briefen die gemeinsamen Bekannten aus Paris, dann aber auch die politische und geistige Lage der Zeit. Der Briefwechsel geht ein auf den 20. Juli 1944, die Kollektivschuldfrage und die Vertreibungen der Deutschen, auf Ernst Jüngers Friedensschrift, aber auch auf Fragen des Romans im Zuge der Entstehung von "Heliopolis". Jüngers Wertschätzung für den acht Jahre jüngeren Philosophen, Altphilologen und Autor kommt deutlich zum Ausdruck. Die Briefe sind Teil jener Debatten der Nachkriegsjahre mit ihrer intellektuellen Brisanz, sie beleuchten aber auch die konservative Kritik am Nationalsozialismus schon während der NS-Zeit. Nicht zuletzt geben sie einen faszinierenden Einblick in Jüngers schriftstellerische Werkstatt.

Die Herausgeber: Ulrich Fröschle und Michael Neumann lehren und forschen am Institut für Germanistik der Technischen Universität Dresden.

Am 26. September 2003 ist der 100. Geburtstag Nebels, der mit einer Marbacher Publikation (eines Tagebuchs von Nebel) und einer Ausstellung in Schöntal begangen wird.
Fast 300 Briefzeugnisse, die die Zeit von 1938 bis weit in die Geschichte der Bundesrepublik und deren geistige Situation beleuchten
Der Briefwechsel zwischen Jünger und Nebel begann 1938, als sich Nebel wegen seines "Versuchs über Jünger" an den schon berühmten Autor wandte. Rund 300 Zeugnisse dieser Beziehung, die nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und der gemeinsamen Pariser Zeit eine Freundschaft wurde, sind in diesem Buch abgedruckt.
Behandelt werden in den Briefen die gemeinsamen Bekannten aus Paris, dann aber auch die politische und geistige Lage der Zeit. Der Briefwechsel geht ein auf den 20. Juli 1944, die Kollektivschuldfrage und die Vertreibungen der Deutschen, auf Ernst Jüngers Friedensschrift, aber auch auf Fragen des Romans im Zuge der Entstehung von "Heliopolis". Jüngers Wertschätzung für den acht Jahre jüngeren Philosophen, Altphilologen und Autor kommt deutlich zum Ausdruck. Die Briefe sind Teil jener Debatten der Nachkriegsjahre mit ihrer intellektuellen Brisanz, sie beleuchten aber auch die konservative Kritik am Nationalsozialismus schon während der NS-Zeit. Nicht zuletzt geben sie einen faszinierenden Einblick in Jüngers schriftstellerische Werkstatt.
Am 26. September 2003 ist der 100. Geburtstag Nebels, der mit einer Marbacher Publikation (eines Tagebuchs von Nebel) und einer Ausstellung in Schöntal begangen wird.
Autorenporträt
Ernst Jünger, geb. in Heidelberg am 29. 3. 1895, war Soldat in der Fremdenlegion, dann in der Reichswehr und der Wehrmacht. Er ist der Bruder von Friedrich G. Jünger. Seine Schriften 'In Stahlgewittern' (Tageb., 1920), 'Der Kampf als inneres Erlebnis' (Essay, 1922) und 'Feuer und Blut' (En., 1925) gelten als Verherrlichung von Soldatentum und Krieg. Später Schriften gegen Gewalt und Macht. Jüngers Teilzeitideologien sind bis heute ebenso umstritten wie seine literarischen Werke.

Gerhard Nebel, 1903 in Dessau geboren. Studium der Altphilologie und Philosophie bei Heidegger und Jaspers. Reisen nach Ostafrika, Ägypten und Griechenland. Nebel veröffentlichte insgesamt über 30 Bücher. Er starb 1974.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

"Welch ein Buch" staunt Rezensent Bernhard Gajek: gut 450 Seiten davon enthalten Briefe, Karten, Telegramme, Todes- und Heiratsanzeigen, übertrumpft von 500 Seiten Kommentar, der Werk und Biografie der beiden Briefschreiber an entscheidenden Punkten neu erschließt. Die Bekanntschaft Ernst Jüngers mit dem Kölner Deutsch-, Latein- und Griechischlehrer Nebel geht auf das Jahr 1938 zurück, erläutert Gajek, als Nebel dem bewunderten Autor seinen Aufsatz über dessen "Abenteuerliches Herz" schickte. Die Bewunderung schmeichelte Jünger, meint Gajek, doch versuchte er auch zu "versachlichen", man schrieb sich Briefe, tauschte Ideen und Gedanken aus, hielt auch während des Krieges Verbindung. Als Nebel allerdings, berichtet Gajek, Jüngers erstes Buch nach 1945, "Heliopolis", zu kritisieren wagte, gab es eine Missstimmung, die zu einer jahrelangen Unterbrechung der Korrespondenz führte. 1960 versöhnten sich die beiden, allerdings, meint Gajek, wären die Briefe seither auch konventioneller geworden. Der Kommentar, der überwiegend auf Archivmaterial beruhe, leiste Wesentliches, lobt der Rezensent, diese dreißig Jahre währende Epoche im Leben der beiden Schriftsteller zu erhellen.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Ihre Prosa hat etwas Sicheres und Tragendes, auch etwas Robustes, das die Literaten recht unbehaglich anmuten mag. Man merkt, es tritt ein freier Geist in die Arena ..." (Jünger an Nebel, 17.12.1947)

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.05.2008

Eine andere Disziplin
Keine Brieffreundschaft: Martin Heidegger und Ernst Jünger
Die Herren hatten sich wenig zu sagen. Der Abdruck ihrer Briefe aus fünfundzwanzig Jahren füllt nicht einmal neunzig Seiten. Zusammengebracht hatte sie überhaupt nur ein Verleger, der sie für ein Projekt zu gewinnen suchte, aus dem dann nichts wurde. Fortan ließen sie den Kontakt nie abreißen, aber es wurde keine Brieffreundschaft von Gleich zu Gleich daraus. Martin Heidegger und Ernst Jünger sahen sich nach 1945 in mancherlei Hinsicht in ähnlicher Rolle. An der projektierten Zeitschrift wollte Heidegger nicht mitarbeiten, weil er, wie er Juni 1949 an Jünger schrieb, der „inzwischen schlauer gewordenen Rachsucht nicht das Letzte zum Fraß vorwerfen” wollte, die „Diktatur der Öffentlichkeit” lasse sich „innerhalb ihrer selbst nicht brechen”. Der soldatisch geprägte Schriftsteller antwortet: „Ihre Lagebeurteilung trifft wohl das Richtige.”
Dennoch gedachte der Philosoph nicht, sich des längeren bei der Lagerbeurteilung aufzuhalten. Wie Jüngers Freund Carl Schmitt im sauerländischen Plettenberg vergrämt konstatierte, betrieb Martin Heidegger sorgfältig sein Comeback, ebenso tat es Gottfried Benn und bald auch Ernst Jünger. Von der weltberühmten Viererbande, die im besetzten Deutschland zunächst Publikationsverbot hatte, war nur Jünger nicht auf Hitler hereingefallen. Er hatte den anderen voraus gehabt, dass er die Nationalsozialisten kannte, bevor sie zur Macht kamen. Dieser Vorzug verschaffte ihm jetzt gegenüber den durchaus von ihm als überlegen empfundenen Geistesgrößen die Chance frischer Unbekümmertheit. Er wirkt da wie d’Artagnan in der Gesellschaft der drei Musketiere Arthos, Portos und Aramis.
Kumpanei und Contenance
Heideggers freundlichkeitsgetränkte Zurückhaltung gerade auch dann, wenn Jünger vermeintlich gemeinsame Ressentiments aktivieren will – so wiederholt mit Abfälligem über Karl Jaspers – ist nun aber doch verwunderlich. Der Philosoph hatte sich fast die ganzen dreißiger Jahre hindurch intensiv mit Jüngers Buch „Der Arbeiter” beschäftigt, seine Aufzeichnungen dazu füllen einen stattlichen Band in der Werkausgabe. In dieser Zeit hatten beide eine Zeit lang nah beieinander gelebt: Jünger in Überlingen, Heidegger in Freiburg beziehungsweise Messkirch. Aber offensichtlich hatten sie keine Lust, einander kennenzulernen.
Äußerlich änderte sich das nun im Zuge ihres Bemühens, im geistigen Leben der Zeit wieder Fuß zu fassen, innerlich führte das nicht weit. Benn, Schmitt, Heidegger und Jünger betrieben mit Fleiß die weltgeschichtliche Überhöhung des Jahres 1933 als eines entscheidenden Augenblicks deutscher Geschichte: Je größer der Eindruck des Augenblicks, umso verzeihlicher ihr Irrtum bei der Deutung desselben. Ernst Jünger, der das nicht gemusst hätte, spielt da mit, wenn er im Sommer 1966 an einen französischen Briefpartner schreibt (eine Kopie geht an Heidegger), er schätze den Philosophen „nicht nur seines Werkes wegen, sondern auch deshalb, weil er sich politisch exponiert hat, während es billiger gewesen wäre, das nicht zu tun.” Da war aber in Deutschland auch schon die Studentenbewegung unterwegs, und die Herren ahnten wohl, dass es jetzt wirklich eng für sie werden könnte.
Heidegger hatte an Jünger eigentlich nur „Der Arbeiter” interessiert. Das kommt besonders krass in dem Brief aus dem August 1968 zum Ausdruck, in dem er das ihm zugesandte Buch „Subtile Jagden” das nächst dem „Arbeiter” „am besten geglückte Buch” nennt, „das Sie je geschrieben haben”. Bis dahin hatte Ernst Jünger immerhin die „Marmorklippen” und die „Strahlungen” veröffentlicht. Aber Martin Heidegger, der zu jener Zeit seine Freundschaft mit René Char pflegte, war belletristisch wohl Besseres gewohnt.
So ist dieser Briefwechsel zwischen ungleichen Partnern, von denen der jüngere, Jünger, cochon et frère spielen will, während der ältere Contenance und Liebenswürdigkeit strapaziert, nicht frei von komischen und tragikomischen Stücken. Jünger bittet Heidegger um Hilfe bei der Übertragung einer Stelle im Rivarol. Heidegger sendet ihm ein Opusculum, in dem er beginnend mit Aristoteles heideggert, wie es der genialste Parodist nicht schöner könnte. Die Briefe wechselten selten flugs hin und her. So kommt es, dass wie in einem Vaudeville auf das Kondolenzschreiben Heideggers zum Tod von Jüngers erster Frau Gretha der Glückwunsch zu Jüngers Verheiratung mit dessen zweiter Frau Liselotte folgt.
Besonders deutlich wird die Distanz, die Heidegger zu wahren suchte, als der Schriftsteller ihm 1973 sein Jungensbuch „Die Zwille” zuschickt. Heidegger bedankt sich, verweist auf seine Zeit vor siebzig Jahren in einem erzbischöflichen Knabenkonvikt, zuerst in Konstanz, dann in Freiburg: da habe es eine „andere Struktur und Disziplin” gegeben als in Jüngers „Pension”. Hier hätte sich, auf den Ton Jünger’scher Briefe eingehend, Gelegenheit ergeben zu erzählen, wie das damals war. Auch Konviktschüler besuchten das staatliche Gymnasium. Die Aufsicht, unter der sie standen, war kaum streng zu nennen. Heidegger, der damals schon einem seiner Lebensthemen frönte, dem Angenehmen im Umgang mit dem anderen Geschlecht, musste Konstanz verlassen, weil besorgte Eltern sich über seine Beziehungen zu ihren gleichaltrigen Töchtern beschwerten. Schmitt flog aus dem Konvikt, weil er die falschen Bücher las. Das war Sünde wider den Geist. Heidegger wurde nach Freiburg verbracht, weil die heilige Mutter Kirche wegen einer Sünde wider das Fleisch auf einen Hochbegabten nicht verzichten wollte.
Das als „Briefwechsel” etikettierte Buch aus zwei Verlagen wird dadurch auf Länge gebracht, dass die gegenseitigen Festschriftbeiträge „Über die Linie” und „Zur Seinsfrage” sowie „Federbälle” nochmals zum Abdruck gelangen. Der wie reichlich daherkommende Kommentar ist leider etwas schlampig. So wird zu „Herrn Barth”, der im Brief nicht unbedeutend erscheint, angemerkt: „Jurist, Lebensdaten nicht ermittelt”. Im soeben erschienenen Briefwechsel Carl Schmitts mit seinem Schüler Ernst Forsthoff liest man im Kommentar: „Heinrich Barth (1914-1997), Rechtsanwalt und Notar, 1954-1960 Bevollmächtigter der Freien Hansestadt Bremen beim Bund, 1960-1963 persönlicher Referent des Bundeskanzlers Adenauer, 1963-1969 Staatssekretär im Bundesministerium für Familie und Jugend.” Für das, woran gegenwärtig mit viel Bohei erinnert wird, aber nicht nur dafür, ist eine solche Mitteilung erhellend. JÜRGEN BUSCHE
ERNST JÜNGER, MARTIN HEIDEGGER: Briefwechsel. Unter Mitarbeit von Simone Maier herausgegeben von Günter Figal. Klett-Cotta Verlag und Vittorio Klostermann Verlag, Stuttgart 2008. 317 Seiten, 29,50 Euro.
Martin Heidegger, Jahrgang 1889. Foto: dpa
Ernst Jünger, Jahr- gang 1895. Foto: dpa
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