Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 25,00 €
  • Gebundenes Buch

Erstmals auf Deutsch: Der umfangreiche und intensive Briefwechsel zwischen der geistreichen Kurfürstin und dem Universalgelehrten.Der dreieinhalb Jahrzehnte umspannende Briefwechsel zwischen dem Hannoverschen Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz und Sophie von Hannover setzte 1680 ein und dauerte bis zum Tod der Kurfürstin.Die lebhafte Korrespondenz gewährt Einblicke in das ungewöhnliche Vertrauensverhältnis zwischen Hofrat und Herrscherin: Sophie schätzte Leibniz` umfassende Sachkenntnis in den unterschiedlichen Wissensgebieten und in der Politik ebenso wie seine höfische Gewandtheit.…mehr

Produktbeschreibung
Erstmals auf Deutsch: Der umfangreiche und intensive Briefwechsel zwischen der geistreichen Kurfürstin und dem Universalgelehrten.Der dreieinhalb Jahrzehnte umspannende Briefwechsel zwischen dem Hannoverschen Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz und Sophie von Hannover setzte 1680 ein und dauerte bis zum Tod der Kurfürstin.Die lebhafte Korrespondenz gewährt Einblicke in das ungewöhnliche Vertrauensverhältnis zwischen Hofrat und Herrscherin: Sophie schätzte Leibniz` umfassende Sachkenntnis in den unterschiedlichen Wissensgebieten und in der Politik ebenso wie seine höfische Gewandtheit. Sie begegnete dem großen Gelehrten mit anhaltender Wertschätzung und vermittelte ihm wiederholt Rückhalt bei ihrem Gatten und ihrem Sohn Georg Ludwig. Für Leibniz war die Fürstin eine wertvolle Gesprächspartnerin, mit der er wesentliche philosophische Fragen diskutierte. Auch in der Frage um die englische Thronfolge war Leibniz einer der engsten Berater Sophies.Bei den überlieferten 382 Schriftstücken handelt es sich um eine zumindest in der europäischen Kultur- und Geistesgeschichte einmalige Fundgrube. Das im höfischen Französisch geführte schriftliche Gespräch wird erstmals in deutscher Übertragung zugänglich gemacht.Der gesamte Briefwechsel Leibniz`, der mehr als 20.000 Briefe umfasst, wurde 2007 von der UNESCO zum Weltdokumentenerbe erklärt.
Autorenporträt
Sabine Sellschopp, geb 1942, war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Leibniz-Edition in Potsdam und Hannover.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.04.2017

Als das Wünschen auch schon nicht geholfen hat
Die Briefe zwischen Sophie von Hannover und Gottfried Wilhelm Leibniz erstmals vollständig auf Deutsch

"Ich antworte Ihnen nur, um mir das Vergnügen zu verschaffen, Briefe von Ihnen zu empfangen." So schrieb Kurfürstin Sophie von Hannover einmal an den sechzehn Jahre jüngeren Hofrat Leibniz. Und einen anderen Brief beendete sie mit der Wendung: "Ich erhalte mich frisch, so gut ich kann, um lange das Vergnügen genießen zu können, das ich aus Ihrer Freundschaft ziehe." Gottfried Wilhelm Leibniz revanchierte sich, schrieb der Kurfürstin, dass ihr "Scharfsinn beinahe noch den der gelehrtesten Autoren übertrifft", und ließ sie einmal sogar wissen, dass "Hannover durch die Abreise Eurer Kurfürstlichen Durchlaucht eine Sonnenfinsternis erleidet".

Die Kurfürstin und der Universalgelehrte schrieben einander, wenn sie auf Reisen waren. Sie brauchten einander: Die Kurfürstin wollte Unterhaltung und Auskunft, er ihre Protektion, und beide hatten in Hannover sonst keine würdigen Gesprächspartner, schon gar nicht auf Französisch, das beide liebten. Nun liegt ihr Briefwechsel, der sich über drei Jahrzehnte erstreckt, zum ersten Mal vollständig auf Deutsch vor. Die Übersetzung, begonnen von Gerda Utermöhlen und zu Ende gebracht von Sabine Sellschopp, ist vorzüglich, auch gerade da, wo sie den leichten Plauderton der Briefe trifft.

Der Briefwechsel zeigt viel Alltag, bietet oft Klatsch über Menschen, wodurch das Personenverzeichnis auf 45 Seiten anschwillt. Die Briefschreiber teilen einander die neuesten Gerüchte aus der Weltpolitik mit, was damals hochwillkommen sein musste, denn es gab kaum verlässliche Nachrichten. Sie behandeln auch das, was gerade Tagesgespräch war, etwa die Fähigkeiten der jungen Seherin Rosamunde von Asseburg oder die Sensation des Apothekerlehrlings Böttcher in Berlin, der Gold gemacht haben sollte. Es geht auch oft um die ökumenischen Bemühungen von Leibniz, an denen die Kurfürstin tätigen Anteil nahm, ohne religiös interessiert zu sein.

Lange behandeln beide die Thronfolge in England. Sophie war, als Enkelin eines englischen Königs, die erste Anwärterin, starb dann jedoch 1714 acht Wochen vor der Erbfolge. Leibniz drängte sie früh, ihre Aussichten auf den Thron zu verbessern, aber sie weist das zurück und will in aller Ruhe abwarten, ob die englische Königin Anna ohne Nachkommen stirbt. Einmal behauptet er, an einem Roman des kommenden Jahrhunderts zu sitzen, denn er habe "im großen Schicksalsbuche gelesen", dass "die Nachkommenschaft der Prinzessin Anna der Ihren Platz machen wird". Die Kurfürstin empfindet das wohl als taktlos, will ihm jedenfalls "die schönen Ideen für Ihren Roman, bei dem ich nicht mitspielen möchte", vertreiben.

Überhaupt ist sie noch nüchterner als er. Einmal wird sie von jemandem um eine Empfehlung gebeten und schreibt an Leibniz: "Empfehlungen nützen gar nichts; man täuscht die Leute, wenn man ihnen welche gibt." Und zu Neujahr: "Ich habe Ihnen für zwei Briefe zu danken, doch nicht für die Wünsche zu diesem neuen Jahr, denn sie sind zu nichts nutze; wäre es anders, würde ich Sie damit überhäufen."

Leibniz bemüht sich, der Kurfürstin seine Metaphysik zu erklären. Der heutige Leser hat daraus den Gewinn, dass der Philosoph besonders einfach und verständlich sein will, was seinen Überlegungen eine gewisse Anschaulichkeit verleiht. Der Tierfreundin versichert er, offener als in seinen Veröffentlichungen, "dass keine Seele vergehe, auch nicht einst die Seele eines Tieres". Er schildert, wie er sich den Tod denkt, den es für ihn eigentlich nicht gibt. Und wir erfahren deutlicher als sonst, dass von Gott alles festgelegt wurde und wie vergeblich Gebete sind (das schreibt er so offen, weil auch die Kurfürstin so denkt).

Was er später eine Monade nennen wird, heißt hier noch "wirkliche Einheit" oder Seele. Diese Einheit steht ihm höher als die Materie, die "aus einer Vielzahl" besteht. Sophie entgegnet ihm: "Ich habe reichlich Zeit, um über die Seele nachzudenken, aber wenig Befähigung dazu, Ihre Darlegung gut zu verstehen; in Geldsachen ist eine Einheit nicht so viel wert wie Tausende". Ein Argument des gesunden Menschenverstandes. Leibniz gibt zunächst auch zu, "zwei Taler haben höheren Wert als einer, und zwei Seelen sind mehr wert als eine". Verständnis findet er dennoch nicht und wird sogar ungeduldig, was er sich sonst nicht erlaubt. Die Kurfürstin, schreibt er, könne doch die Einheiten "so weit begreifen, wie sie verstehbar sind, wenn Sie sich darum bemühen." Doch bald lautet ihre Antwort: "Ich gestehe, das ist über meinen Versand. Vielleicht verstehe ich die Fachwörter nicht richtig, um in ihre Wahrheit vordringen zu können."

Unterhaltungswert bieten Geschichten von Toten, die wieder gesehen wurden, oder von einem Mann aus Siena, der zur Frau wurde - und nach einem Jahr wieder zum Mann. Feste am Berliner Hof werden geschildert oder eine bedeutende Schlacht mit dem schwedischen König Carl XII. als Helden. Leibniz erzählt von einem Oberjägermeister, der immer in Ohnmacht fiel, wenn er ein gebratenes Schwein sah, oder von einem Blinden in Maastricht, "der Karten spielte und die Farben von Stoffen durch Betasten erkannte".

Ein wenig mehr an Handreichungen für den Leser hätte man sich bei dieser Edition allerdings gewünscht. Es gibt keine Einleitung, das Nachwort fällt knapp und sachlich aus. Auch das Inhaltsverzeichnis ist sehr übersichtlich: "Briefwechsel S. 7, Nachwort S. 789", und dazwischen keine Gliederung. Aber es lohnt, sich dadurch nicht von der Lektüre abhalten zu lassen und zwei geistvolle und einnehmende Menschen kennenzulernen.

EIKE CHRISTIAN HIRSCH

Gottfried Wilhelm Leibniz und Kurfürstin Sophie von Hannover: "Briefwechsel".

Hrsg. von Wenchao Li.

Aus dem Französischen von Sabine Sellschopp. Wallstein Verlag, Göttingen 2017. 872 S., geb., 39,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr
»Diese Korrespondenz ist ein Schatz« (Hans Pleschinski, Süddeutsche Zeitung, 12.05.2017) »Ihre Themen: fast alles, von banal bis hochphilosophisch. Der Stil: brillant.« (Heike Gfrereis, P.M. History, Februar 2018) »ein reicher Fundus, der nicht nur Aufschluss gibt über die Position von Gelehrten am frühneuzeitlichen Hof, sondern ebenso über die weitreichenden Aktivitäten hochadliger Fürstinnen« (Sophie Ruppel, Zeitschrift für Historische Forschung, 46 (2019) 3)