Veuve Cliquot, Helena Rubinstein, Katherine Graham (Washington Post), Beate Uhse und Anita Roddick (Body Shop). Die oft dramatische Geschichte von fünf mächtigen Frauen und ihren Unternehmen, die bis heute eine wichtige Rolle auf internationaler Bühne spielen.
Nicole Cliquot-Ponsardin (1777-1865) machte die Sektkellerei ihres Vaters zum international berühmtesten Hersteller von Champagner, bekannt unter dem Namen Veuve Cliquot. Die Krakauer Jüdin Helena Rubinstein (1870-1965) wurde durch Ausdauer, Phantasie, Fleiß und Originalität zur wichtigsten international anerkannten Kosmetikherstellerin. Die Amerikanerin Katherine Graham (1917-2001) erbte gemeinsam mit ihrem Mann die Washington Post und übernahm nach dessen Tod die Leitung des Blattes, das sie zu einer der führenden Zeitungen Amerikas machte. Ihre Sternstunde schlug mit der Aufdeckung des Watergate-Skandals. Beate Uhse (1919-2001), ein Name, der für sexuelle Aufklärung und Verbreitung von Liebeszubehör aller Art steht. Anita Roddick (geb. 1942) gelang es mit dem Body Shop, eine weltweit erfolgreiche, völlig neue Art von Kosmetikherstellung und -Vertrieb zu entwickeln, bei dem politische und soziale Überzeugungen Teil der Unternehmensphilosophie sind. Fünf ganz verschiedene Frauen (aus drei Jahrhunderten) also, denen doch vieles gemeinsam ist: Sie alle sind von starkem Charakter, besonderer Phantasie, großer Energie und außergewöhnlichem Mut. Ihnen allen gelingt es, Unternehmen zu führen, die bis in unsere Gegenwart eine wichtige Rolle auf internationaler Bühne spielen. Alle fünf sind auf dem Weg zum Erfolg auf so manche Hindernisse gestoßen und haben sie mit Bravour gemeistert.
Nicole Cliquot-Ponsardin (1777-1865) machte die Sektkellerei ihres Vaters zum international berühmtesten Hersteller von Champagner, bekannt unter dem Namen Veuve Cliquot. Die Krakauer Jüdin Helena Rubinstein (1870-1965) wurde durch Ausdauer, Phantasie, Fleiß und Originalität zur wichtigsten international anerkannten Kosmetikherstellerin. Die Amerikanerin Katherine Graham (1917-2001) erbte gemeinsam mit ihrem Mann die Washington Post und übernahm nach dessen Tod die Leitung des Blattes, das sie zu einer der führenden Zeitungen Amerikas machte. Ihre Sternstunde schlug mit der Aufdeckung des Watergate-Skandals. Beate Uhse (1919-2001), ein Name, der für sexuelle Aufklärung und Verbreitung von Liebeszubehör aller Art steht. Anita Roddick (geb. 1942) gelang es mit dem Body Shop, eine weltweit erfolgreiche, völlig neue Art von Kosmetikherstellung und -Vertrieb zu entwickeln, bei dem politische und soziale Überzeugungen Teil der Unternehmensphilosophie sind. Fünf ganz verschiedene Frauen (aus drei Jahrhunderten) also, denen doch vieles gemeinsam ist: Sie alle sind von starkem Charakter, besonderer Phantasie, großer Energie und außergewöhnlichem Mut. Ihnen allen gelingt es, Unternehmen zu führen, die bis in unsere Gegenwart eine wichtige Rolle auf internationaler Bühne spielen. Alle fünf sind auf dem Weg zum Erfolg auf so manche Hindernisse gestoßen und haben sie mit Bravour gemeistert.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.01.2006Wirtschaftsbuch
Frauen als Vorbilder
Deutschland war zwar einmal ein Wirtschaftswunder, trotzdem empfinden die Deutschen bis heute das Ökonomische eher als eine feindliche Macht. Das findet seinen Niederschlag in der Jugendliteratur: Bis vor kurzem waren Kinderbücher in Deutschland weitgehend wirtschaftsfrei. Erst in jüngster Zeit sind einige Sachbücher erschienen, die Kindern auf einfache Art wirtschaftliche Zusammenhänge nahe bringen. Auffallend ist aber weiterhin die Scheu, Unternehmer als Personen und Identifikationsfiguren darzustellen. Es gibt jugendgerechte Biographien von Ulrike Meinhoff, Che Guevara und Jean-Jacques Rousseau, nicht aber von Emil Rathenau, Robert Bosch oder Max Grundig.
Umso erfreulicher, dass es jetzt ein Jugendbuch über Unternehmerinnen gibt. Die Münchner Journalistin Magdalena Köster hat für ihren Band „Brillante Bilanzen” fünf herausragende Firmengründerinnen und -führerinnen ausgewählt: Nicole Clicquot-Ponsardin, Helena Rubinstein, Katharine Graham, Beate Uhse und Anita Roddick. Die Auswahl dürfte nicht schwer gefallen sein, denn allzu viele erfolgreiche Unternehmerinnen gab es bisher nicht. Trotzdem gelingt es der Autorin, am Beispiel ihrer Heldinnen, exemplarisch das Wesen des Unternehmertums zu erklären: das Wagnis des Investierens, das Zusammenspiel von Intuition und Rechenhaftigkeit, das „Durchsetzen neuer Kombinationen”, um die berühmte Wendung Joseph Schumpeters zu zitieren.
Zum Beispiel Nicole Clicquot, die bereits mit 28 Jahren ihren Mann verliert, aber den Schicksalsschlag als Herausforderung annimmt und als „Witwe Clicquot” aus dem Champagner ein Markenprodukt für die ganze Welt macht. Oder Helena Rubinstein, Tochter einer gebildeten jüdischen Familie aus Krakau, die getrieben von unbändigem Freiheitswillen in die Welt hinaus zieht und auf dem Weg über Australien, New York und Paris eine erfolgreiche Kosmetikmarke aufbaut. Katharine Graham, die Verlegerin der Washington Post, muss sich gegen das Männer-Establishment in der amerikanischen Hauptstadt durchsetzen und entscheidet auf eigenes Risiko Anfang der siebziger Jahre, erst die Pentagon-Papiere über die Vorbereitung des Vietnam-Krieges und später die Enthüllungsgeschichten der Starjournalisten Carl Bernstein und Bob Woodward über den Watergate-Skandal zu drucken. Beate Uhse, die Jagdfliegerin aus dem Zweiten Weltkrieg, die nach 1945 erst Aufklärungsbroschüren verbreitet und dann in der prüden Adenauer-Republik einen Versand für Sex-Artikel aufbaut. Schließlich Anita Roddick, eine durchaus freakige Frau, die die Kosmetik-Kette Body Shop erfunden hat.
Die Sammlung ist lesenswert auch für Erwachsene; schließlich sind die Biographien der fünf Frauen alles andere als alltäglich. Ihre Firmen und/oder Produkte gibt es heute noch, ohne dass die meisten Menschen über deren Geschichte etwas wüssten. Neben rein Biographischem erfahren die Leser auch viele andere Hintergründe, zum Beispiel über die technische Entwicklung der Champagner-Produktion oder über das gesellschaftliche Klima in der jungen Bundesrepublik. Der einzige wesentliche Mangel des Buches ist die fehlende Präzision bei der Darstellung betriebswirtschaftlicher Zusammenhänge. Zwar ist die Wahl des richtigen Vereinfachungsgrades bei Jugendbüchern immer schwierig, aber man würde trotzdem gerne erfahren, wie Veuve Clicquot zum Luxuskonzern LVMH gekommen ist oder wie es der Helena Rubinstein- und LOréal-Gruppe heute geht. Davon abgesehen: Ein schönes und notwendiges Buch. Vielleicht kommen bei der Autorin ja irgendwann einmal auch noch die Männer unter den Unternehmern dran.
Nikolaus Piper
Magdalena Köster: Brillante
Bilanzen. Fünf Unternehmerinnen und ihre Lebensgeschichte. Beltz & Gelberg Weinheim/Basel 2005,
329 Seiten, 19,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
Frauen als Vorbilder
Deutschland war zwar einmal ein Wirtschaftswunder, trotzdem empfinden die Deutschen bis heute das Ökonomische eher als eine feindliche Macht. Das findet seinen Niederschlag in der Jugendliteratur: Bis vor kurzem waren Kinderbücher in Deutschland weitgehend wirtschaftsfrei. Erst in jüngster Zeit sind einige Sachbücher erschienen, die Kindern auf einfache Art wirtschaftliche Zusammenhänge nahe bringen. Auffallend ist aber weiterhin die Scheu, Unternehmer als Personen und Identifikationsfiguren darzustellen. Es gibt jugendgerechte Biographien von Ulrike Meinhoff, Che Guevara und Jean-Jacques Rousseau, nicht aber von Emil Rathenau, Robert Bosch oder Max Grundig.
Umso erfreulicher, dass es jetzt ein Jugendbuch über Unternehmerinnen gibt. Die Münchner Journalistin Magdalena Köster hat für ihren Band „Brillante Bilanzen” fünf herausragende Firmengründerinnen und -führerinnen ausgewählt: Nicole Clicquot-Ponsardin, Helena Rubinstein, Katharine Graham, Beate Uhse und Anita Roddick. Die Auswahl dürfte nicht schwer gefallen sein, denn allzu viele erfolgreiche Unternehmerinnen gab es bisher nicht. Trotzdem gelingt es der Autorin, am Beispiel ihrer Heldinnen, exemplarisch das Wesen des Unternehmertums zu erklären: das Wagnis des Investierens, das Zusammenspiel von Intuition und Rechenhaftigkeit, das „Durchsetzen neuer Kombinationen”, um die berühmte Wendung Joseph Schumpeters zu zitieren.
Zum Beispiel Nicole Clicquot, die bereits mit 28 Jahren ihren Mann verliert, aber den Schicksalsschlag als Herausforderung annimmt und als „Witwe Clicquot” aus dem Champagner ein Markenprodukt für die ganze Welt macht. Oder Helena Rubinstein, Tochter einer gebildeten jüdischen Familie aus Krakau, die getrieben von unbändigem Freiheitswillen in die Welt hinaus zieht und auf dem Weg über Australien, New York und Paris eine erfolgreiche Kosmetikmarke aufbaut. Katharine Graham, die Verlegerin der Washington Post, muss sich gegen das Männer-Establishment in der amerikanischen Hauptstadt durchsetzen und entscheidet auf eigenes Risiko Anfang der siebziger Jahre, erst die Pentagon-Papiere über die Vorbereitung des Vietnam-Krieges und später die Enthüllungsgeschichten der Starjournalisten Carl Bernstein und Bob Woodward über den Watergate-Skandal zu drucken. Beate Uhse, die Jagdfliegerin aus dem Zweiten Weltkrieg, die nach 1945 erst Aufklärungsbroschüren verbreitet und dann in der prüden Adenauer-Republik einen Versand für Sex-Artikel aufbaut. Schließlich Anita Roddick, eine durchaus freakige Frau, die die Kosmetik-Kette Body Shop erfunden hat.
Die Sammlung ist lesenswert auch für Erwachsene; schließlich sind die Biographien der fünf Frauen alles andere als alltäglich. Ihre Firmen und/oder Produkte gibt es heute noch, ohne dass die meisten Menschen über deren Geschichte etwas wüssten. Neben rein Biographischem erfahren die Leser auch viele andere Hintergründe, zum Beispiel über die technische Entwicklung der Champagner-Produktion oder über das gesellschaftliche Klima in der jungen Bundesrepublik. Der einzige wesentliche Mangel des Buches ist die fehlende Präzision bei der Darstellung betriebswirtschaftlicher Zusammenhänge. Zwar ist die Wahl des richtigen Vereinfachungsgrades bei Jugendbüchern immer schwierig, aber man würde trotzdem gerne erfahren, wie Veuve Clicquot zum Luxuskonzern LVMH gekommen ist oder wie es der Helena Rubinstein- und LOréal-Gruppe heute geht. Davon abgesehen: Ein schönes und notwendiges Buch. Vielleicht kommen bei der Autorin ja irgendwann einmal auch noch die Männer unter den Unternehmern dran.
Nikolaus Piper
Magdalena Köster: Brillante
Bilanzen. Fünf Unternehmerinnen und ihre Lebensgeschichte. Beltz & Gelberg Weinheim/Basel 2005,
329 Seiten, 19,90 Euro.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.01.2006Die Wege der Ausnahmefrauen
Machtinstinkt und Energie: Ein Buch über Unternehmerinnen
Was hat der Aufstieg der Angela Merkel zur Bundeskanzlerin mit Beate Uhse zu tun? Daß sich die Wege der Unternehmerin der Lust je mit denen der Politikerin aus dem Osten gekreuzt haben, ist nicht belegt. Doch hat die Selfmade-Frau Uhse vielleicht mehr als viele Predigerinnen des Feminismus dazu beigetragen, daß eine Frau in Deutschland heute das mächtigste Amt des Staates übernehmen kann. Uhse, im Zweiten Weltkrieg unerschrockene Kampffliegerin, kümmerte sich nicht um moralische Vorbehalte, als sie, jung verwitwet, auf der Suche nach einem Lebensunterhalt für sich und ihr Kind in der Nachkriegszeit auf die Marktlücke fehlender Empfängnisverhütung stieß. Aus der Idee wurde der größte Erotikkonzern Europas.
So wie Uhse hat es zu allen Zeiten Frauen gegeben, die sich nicht mit gesellschaftlichen Tabus und Begrenzungen abgefunden haben und ihr Glück selber suchten. Fünf Lebensgeschichten von Geschäftsfrauen aus drei Jahrhunderten, die ihre Unternehmen zu Weltruf führten, erzählt die Journalistin Magdalena Köster: Neben Uhse die der Witwe Cliquot, die zu Zeiten Napoleons aus einem kleinen Reimser Weinunternehmen die berühmte Champagnermarke "Veuve Cliquot" schuf. Da ist Helena Rubinstein, die sich Ende des 19. Jahrhunderts mit gerade Zwanzig aus dem engen Krakau aufmacht nach Australien zu einem fernen Onkel, ein paar Töpfe Creme im Gepäck. Als sie mit geschätzten 94 Jahren stirbt, hinterläßt sie einen weltumspannenden Kosmetikkonzern. Die Reporterin Katherine Graham macht die "Washington Post", die sie mit 46 Jahren geerbt hat, zu einer der renommiertesten amerikanischen Zeitungen. Die Engländerin Anita Roddick nutzt das wachsende Umwelt- und Gesundheitsbewußtsein 1976 zum Verkauf von Kosmetikprodukten, die Naturnähe versprechen, und vertreibt sie in originellen kleinen Läden, dem "Body Shop".
So unterschiedlich die Lebensumstände und Märkte sind, auf denen sich diese Ausnahmefrauen durchsetzen, findet sich doch manches, was sie eint. Eine gute, durchaus strenge Erziehung, (groß)bürgerliche Herkunft, unternehmerische Vorbilder in der Familie, Machtinstinkt, Geschäftssinn und eine schier unerschöpfliche Energie. Es sind keine Tellerwäscherinnen, die es hier zur Millionärin bringen - auch wenn Uhse, Rubinstein und Roddick klein anfangen und unter großem Druck stehen, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Und: Das Unternehmen kommt vor der Familie. Kinder und Partner haben sich einzufügen und unterzuordnen. Die Kinder kriegen ihre Mütter für lange Phasen kaum zu Gesicht. Diese Frauen handeln wie Männer in vergleichbarer Position. Ob es ihnen schwerer fällt, die Familie hintenanzustellen, erfährt man nicht.
Köster wahrt erfreuliche Distanz zu denen, die sie unterhaltsam, sachkundig und ohne spezielle Rücksichtnahme auf eine jugendliche Leserschaft porträtiert. Sie redet die Mühen dieser Frauen nicht klein, und doch gelingt es ihr, ihre Freude an der Selbständigkeit und der damit verbundenen Macht zu zeigen. Nebenbei erfährt man vieles über die Spielregeln des Marktes, die in Deutschland nach wie vor kaum Schulstoff sind. Kösters Biographien lehren den Respekt vor den Frauen, die diese Spielregeln so meisterlich beherrschen. Frei von Sendungsbewußtsein, macht sie die Unternehmerinnen auch nicht zu falschen Heroinen der Frauenbewegung. Ob sie als Vorbilder taugen, dürfen die Leser - es sollten nicht nur Jugendliche sein - selber entscheiden.
HEIKE GÖBEL
Magdalena Köster: "Brillante Bilanzen". Fünf Unternehmerinnen und ihre Lebensgeschichte. Verlag Beltz&Gelberg, Weinheim 2005. 324 S., geb., 19,90 [Euro]. Ab 14 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Machtinstinkt und Energie: Ein Buch über Unternehmerinnen
Was hat der Aufstieg der Angela Merkel zur Bundeskanzlerin mit Beate Uhse zu tun? Daß sich die Wege der Unternehmerin der Lust je mit denen der Politikerin aus dem Osten gekreuzt haben, ist nicht belegt. Doch hat die Selfmade-Frau Uhse vielleicht mehr als viele Predigerinnen des Feminismus dazu beigetragen, daß eine Frau in Deutschland heute das mächtigste Amt des Staates übernehmen kann. Uhse, im Zweiten Weltkrieg unerschrockene Kampffliegerin, kümmerte sich nicht um moralische Vorbehalte, als sie, jung verwitwet, auf der Suche nach einem Lebensunterhalt für sich und ihr Kind in der Nachkriegszeit auf die Marktlücke fehlender Empfängnisverhütung stieß. Aus der Idee wurde der größte Erotikkonzern Europas.
So wie Uhse hat es zu allen Zeiten Frauen gegeben, die sich nicht mit gesellschaftlichen Tabus und Begrenzungen abgefunden haben und ihr Glück selber suchten. Fünf Lebensgeschichten von Geschäftsfrauen aus drei Jahrhunderten, die ihre Unternehmen zu Weltruf führten, erzählt die Journalistin Magdalena Köster: Neben Uhse die der Witwe Cliquot, die zu Zeiten Napoleons aus einem kleinen Reimser Weinunternehmen die berühmte Champagnermarke "Veuve Cliquot" schuf. Da ist Helena Rubinstein, die sich Ende des 19. Jahrhunderts mit gerade Zwanzig aus dem engen Krakau aufmacht nach Australien zu einem fernen Onkel, ein paar Töpfe Creme im Gepäck. Als sie mit geschätzten 94 Jahren stirbt, hinterläßt sie einen weltumspannenden Kosmetikkonzern. Die Reporterin Katherine Graham macht die "Washington Post", die sie mit 46 Jahren geerbt hat, zu einer der renommiertesten amerikanischen Zeitungen. Die Engländerin Anita Roddick nutzt das wachsende Umwelt- und Gesundheitsbewußtsein 1976 zum Verkauf von Kosmetikprodukten, die Naturnähe versprechen, und vertreibt sie in originellen kleinen Läden, dem "Body Shop".
So unterschiedlich die Lebensumstände und Märkte sind, auf denen sich diese Ausnahmefrauen durchsetzen, findet sich doch manches, was sie eint. Eine gute, durchaus strenge Erziehung, (groß)bürgerliche Herkunft, unternehmerische Vorbilder in der Familie, Machtinstinkt, Geschäftssinn und eine schier unerschöpfliche Energie. Es sind keine Tellerwäscherinnen, die es hier zur Millionärin bringen - auch wenn Uhse, Rubinstein und Roddick klein anfangen und unter großem Druck stehen, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Und: Das Unternehmen kommt vor der Familie. Kinder und Partner haben sich einzufügen und unterzuordnen. Die Kinder kriegen ihre Mütter für lange Phasen kaum zu Gesicht. Diese Frauen handeln wie Männer in vergleichbarer Position. Ob es ihnen schwerer fällt, die Familie hintenanzustellen, erfährt man nicht.
Köster wahrt erfreuliche Distanz zu denen, die sie unterhaltsam, sachkundig und ohne spezielle Rücksichtnahme auf eine jugendliche Leserschaft porträtiert. Sie redet die Mühen dieser Frauen nicht klein, und doch gelingt es ihr, ihre Freude an der Selbständigkeit und der damit verbundenen Macht zu zeigen. Nebenbei erfährt man vieles über die Spielregeln des Marktes, die in Deutschland nach wie vor kaum Schulstoff sind. Kösters Biographien lehren den Respekt vor den Frauen, die diese Spielregeln so meisterlich beherrschen. Frei von Sendungsbewußtsein, macht sie die Unternehmerinnen auch nicht zu falschen Heroinen der Frauenbewegung. Ob sie als Vorbilder taugen, dürfen die Leser - es sollten nicht nur Jugendliche sein - selber entscheiden.
HEIKE GÖBEL
Magdalena Köster: "Brillante Bilanzen". Fünf Unternehmerinnen und ihre Lebensgeschichte. Verlag Beltz&Gelberg, Weinheim 2005. 324 S., geb., 19,90 [Euro]. Ab 14 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Sehr gute Noten vergibt Rezensentin Heike Göbel an die in diesem Band versammelten fünf Porträts von Ausnahmeunternehmerinnen. "Unterhaltsam, sachkundig und ohne spezielle Rücksichtnahme auf eine jugendliche Leserschaft" porträtiere die Autorin Helena Rubinstein, die Witwe Cliquot, Beate Uhse, die Reporterin Katherine Graham, die aus der Washington Post Amerikas renommierteste Zeitung machte, sowie Body-Shop-Gründerin Anita Roddick. Die Autorin rede die Mühen beim Aufstieg nicht klein, doch gelingt es ihr aus Sicht der Rezensentin, die Freude der Unternehmerinnen an der "Selbstständigkeit und der damit verbundenen Macht" deutlich werden zu lassen. Zu den großen Qualitäten des Buches zählt aus Sicht der Rezensentin auch, dass man daraus viel über die Spielregeln des Marktes erfährt, die in Deutschland "nach wie vor kaum Schulstoff" seien.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
"Köster wahrt erfreuliche Distanz zu denen, die sie unterhaltsam, sachkundig und ohne spezielle Rücksichtnahme auf eine jugendliche Leserschaft poträtiert. Nebenbei erfährt man vieles über die Spielregeln des Marktes, die in Deutschland nach wie vor kaum Schulstoff sind. Kösters Biografien lehren den Respekt vor den Frauen, die diese Spielregeln so meisterlich beherrschen." -- F.A.Z.
"Die Sammlung ist lesenswert auch für Erwachsene; schließlich sind die Biografien der fünf Frauen alles andere als alltäglich. Neben rein Biografischem erfahren die Leser aber auch viele andere Hintergründe, zum Beispiel über die Entwicklung der Champagner-Produktion oder über das gesellschftliche Klima in der jungen Bundesrepublik." -- Süddeutsche Zeitung
"Auch wenn sich Geschäftskonzepte nicht eins zu eins umsetzen lassen - Beispiele für Innovation und Zielstrebigkeit kann's gar nicht genug geben." -- Brigitte
"Ihre Geschichten werden hier gut recherchiert ausgebreitet, es ist ein wundervoller, üppiger Lesestoff, nicht ohne Witz. Es ist vor allem: erheiternd beflügelnd." -- DIE ZEIT
"Die Sammlung ist lesenswert auch für Erwachsene; schließlich sind die Biografien der fünf Frauen alles andere als alltäglich. Neben rein Biografischem erfahren die Leser aber auch viele andere Hintergründe, zum Beispiel über die Entwicklung der Champagner-Produktion oder über das gesellschftliche Klima in der jungen Bundesrepublik." -- Süddeutsche Zeitung
"Auch wenn sich Geschäftskonzepte nicht eins zu eins umsetzen lassen - Beispiele für Innovation und Zielstrebigkeit kann's gar nicht genug geben." -- Brigitte
"Ihre Geschichten werden hier gut recherchiert ausgebreitet, es ist ein wundervoller, üppiger Lesestoff, nicht ohne Witz. Es ist vor allem: erheiternd beflügelnd." -- DIE ZEIT