Nein, Claire", fuhr er fort, "hör mir zu. Einen derart späten Schneesturm hat es schon einmal 1933 gegeben und zwar an exakt dem gleichen Datum!" Ich hörte wieder Papier rascheln. "Das ist echt der Hammer. Vor fast 80 Jahren hat plötzlich eintretender Schneefall die ganze Stadt
lahmgelegt."
Eigentlich steht der Frühling schon vor der Tür und plötzlich schneit es, im Mai! Brombeerwinter nennt…mehrNein, Claire", fuhr er fort, "hör mir zu. Einen derart späten Schneesturm hat es schon einmal 1933 gegeben und zwar an exakt dem gleichen Datum!" Ich hörte wieder Papier rascheln. "Das ist echt der Hammer. Vor fast 80 Jahren hat plötzlich eintretender Schneefall die ganze Stadt lahmgelegt."
Eigentlich steht der Frühling schon vor der Tür und plötzlich schneit es, im Mai! Brombeerwinter nennt man jenen ungewöhnlichen Wintereinbruch. Von diesem Phänomen hat die Journalistin Claire noch nie gehört, aber mit den Worten den letzten Brombeerwinter gab es 1933 drückt Ihr Chef ihr einen 6000-Wörter Artikel aufs Auge. Claire begibt sich ziemlich unmotiviert auf Spurensuche. Als sie aber entdeckt, dass in der Mai-Nacht 1933 ein dreijähriger Junge verschwand, ist ihre Neugierde geweckt und sie setzt alles daran Licht in diese dunkle Geschichte zu bringen. Sie weiß, wie unvorstellbar die Mutter damals gelitten haben muss, denn niemand wollte ihr helfen, der Fall wurde einfach mit dem Vermerk, der Junge sei fortgelaufen, geschlossen. Aber 3-jährige Kinder laufen nicht mitten in der Nacht von alleine fort und schon gar nicht ohne ihren heißgeliebten Teddy....
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Ich habe eigentlich gar nicht so viel von dem Buch erwartet, aber die Art und Weise wie Sarah Jio die Geschichte erzählt, völlig unverkitscht, sowohl in der heutigen Zeit als auch 1933 während der Wirtschaftskrise, ist sehr realitätsnah und lässt einen so schnell nicht mehr los.
Die Autorin schafft es, den Roman nicht nur auf die beiden (starken) Frauenfiguren zu stützen, sondern sie gibt allen Charakteren, damals wie heute, und der jeweiligen Umgebung ein Gesicht. Selten hat man so einen Bezug zu Nebenfiguren und Schauplätzen. Das macht für mich sehr viel von dem Charme des Buches aus. Auch wenn manche Personen nur kurze Randauftritte haben, bekommt man sofort ihre Präsenz und einen Eindruck ihrer Persönlichkeit. Beeindruckend.
Die Geschichte spielt auf 2 Zeitebenen, die immer wieder perfekt aneinander anknüpfen und auch von der jeweiligen Länge her gut abgestimmt sind. Dazu ein sehr flüssiger, angenehm klarer Schreibstil, der umgehend das Kopfkino anwirft.
Ich bin regelrecht in dieses Buch versunken und habe es an einem Nachmittag verschlungen.
Fazit: Brombeerwinter ist ein großartiger, menschlicher Roman über Familie und die Liebe einer Mutter zu ihrem Kind in den Zeiten der Wirtschaftskrise. Mein erstes Lesehighlight 2015.