Die wesentliche Nahrung des Menschen ist nicht eine Rohfrucht, sondern welches unter viel menschlicher Mühe aus Korn gewonnene und kunstvoll bereitete Brot. Das Brot ist die allgemeine Speise und damit das Gewöhnlichste und gleichzeitig ein Geheiligtes. Der Weg vom Weizenkorn, das in die dunkle Ackerfurcht gesenkt wird, vom zart ergründenden Feld, vom golden wogenden Ährenmeer über die Arbeit des Schnitters, des Dreschers (mag noch so vieles mit Maschinenhilfe geschehen), der Prozess des Mahlens, des Aussiebens, der Teigzubereitung, des Durchganges durch die Glut des Ofens und dann endlich die gemeinsame Verteilung am Familientisch - jede Station des Werdens dieser Speise ist symbolträchtig und macht Aussage, auf den Menschen bezogen, über das Werden seines Wesens, über den Weg der menschlichen Kultur. Es gibt deshalb keine negativen Brotträume. Mit dem Ackerbau des Kornes, ging kulturgeschichtlich die Nomadenzeit zu Ende, wurde der Mensch in einer bestimmten Nährlandschaft festgehalten. Diese Sesshaftigkeit, eine Leistung des Brotes, erzeugte die Möglichkeit kultureller Entwicklung. [E. Aeppli]