Der NSU-Prozess lässt wie unter einem Brennglas Bruchlinien sichtbar werden, die sich durch Deutschland ziehen. Der Comic rekonstruiert drei Episoden, die im fünfjährigen Gerichtsprozess unter den Tisch gefallen sind. Ergänzend zu den Bildgeschichten erscheinen Gespräche: mit Candan Özer-Yilmaz, Witwe von Atilla Özer, Ayse Güleç, Mitbegründerin der »Initiative 6. April« zur Aufklärung des Mordes an Halit Yozgat, Sebastian Scharmer, Nebenklagevertreter von Gamze Kubasik, den Journalisten Christian Fuchs und Toralf Staud, sowie Barbara John, Ombudsfrau für die Opfer des NSU.»Es ist der Versuch, die Geschehnisse um den NSU aus einer dezidiert weiblichen Perspektive (König) zu beleuchten. Wofür hier drei ins Geschehen involvierte Frauen (eine Zschäpe-Freundin, eine Beamtin des Verfassungsschutzes und Gamze Kubasik, Tochter des vom NSU ermordeten Mehmet Kubasik) als eine Art Medium für das dienen, was Comic und Protokoll, Recherche und Spekulation zu vereinen sucht.«Steffen Georgi, Leipziger Volkszeitung
buecher-magazin.deUntergrund
Deutschland sieht sich gern als achtsam und aufgeklärt, Export-, Fußball- und am besten noch Aufarbeitungsweltmeister. Wie falsch wir damit kollektiv liegen, zeigte sich im Prozess gegen die rechtsradikale Terrorgruppe NSU besonders deutlich. Kurz wurde das Netzwerk sichtbar, das dafür sorgte, dass die Neonazis unbehelligt morden konnten. In drei Episoden erzählen Anne König und Paula Bulling von drei Frauen, die in der Berichterstattung zur NSU nur am Rande vorkamen. Susann Eminger, die die Terrorvereinigung über Jahre unterstützte und der untergetauchten Beate Zschäpe zum Beispiel ihre Krankenkassenkarte lieh, lernen wir aus der Perspektive einer blinden Dame kennen, die sie zu einem Arztbesuch begleitet. Das kann einerseits für die Blindheit des weiteren sozialen Umfelds der NSU stehen, die die Terroristinnen und Terroristen als „ruhige, stille Hausbewohner“ oder „sympathisch“ beschrieb. Andererseits verdeutlicht es, dass die Mörder und ihre Helferinnen und Helfer sich selbst als die Guten wahrnehmen. „Sybille“, eine Mitarbeiterin des Verfassungsschutzes, erzählt im zweiten Teil, wie sie V-Mann-Akten vernichtete. Und schließlich wohnen wir mit Gamze Kubaık, der Tochter des vom NSU ermordeten Mehmet Kubaık, der Gerichtsverhandlung gegen André Eminger bei, der unter dem Jubel der Neonazis im Saal zu einer Haftstrafe von milden zweieinhalb Jahren verurteilt wird, weil er „kleine Kinder hat“. Dieser Teil des Comics zeigt das Leid der Familien der Opfer. Sie erzählen in feinen Linien und flächigen Farben. „Bruchlinien“ beeindruckt auch durch die detaillierte Recherche. Die Interviews im Anhang machen den Comic zu einem wichtigen Zeitdokument.
© BÜCHERmagazin, Elisabeth Dietz (ed)
Deutschland sieht sich gern als achtsam und aufgeklärt, Export-, Fußball- und am besten noch Aufarbeitungsweltmeister. Wie falsch wir damit kollektiv liegen, zeigte sich im Prozess gegen die rechtsradikale Terrorgruppe NSU besonders deutlich. Kurz wurde das Netzwerk sichtbar, das dafür sorgte, dass die Neonazis unbehelligt morden konnten. In drei Episoden erzählen Anne König und Paula Bulling von drei Frauen, die in der Berichterstattung zur NSU nur am Rande vorkamen. Susann Eminger, die die Terrorvereinigung über Jahre unterstützte und der untergetauchten Beate Zschäpe zum Beispiel ihre Krankenkassenkarte lieh, lernen wir aus der Perspektive einer blinden Dame kennen, die sie zu einem Arztbesuch begleitet. Das kann einerseits für die Blindheit des weiteren sozialen Umfelds der NSU stehen, die die Terroristinnen und Terroristen als „ruhige, stille Hausbewohner“ oder „sympathisch“ beschrieb. Andererseits verdeutlicht es, dass die Mörder und ihre Helferinnen und Helfer sich selbst als die Guten wahrnehmen. „Sybille“, eine Mitarbeiterin des Verfassungsschutzes, erzählt im zweiten Teil, wie sie V-Mann-Akten vernichtete. Und schließlich wohnen wir mit Gamze Kubaık, der Tochter des vom NSU ermordeten Mehmet Kubaık, der Gerichtsverhandlung gegen André Eminger bei, der unter dem Jubel der Neonazis im Saal zu einer Haftstrafe von milden zweieinhalb Jahren verurteilt wird, weil er „kleine Kinder hat“. Dieser Teil des Comics zeigt das Leid der Familien der Opfer. Sie erzählen in feinen Linien und flächigen Farben. „Bruchlinien“ beeindruckt auch durch die detaillierte Recherche. Die Interviews im Anhang machen den Comic zu einem wichtigen Zeitdokument.
© BÜCHERmagazin, Elisabeth Dietz (ed)