»Bruder« ist immer an der Seite von Youssef, mal nimmt er die Gestalt eines schützenden Hundes an, dann ist er eine mehrköpfige Schlange und oft tritt er zurück hinter den Brüdern, die sich in ihrer Unterschiedlichkeit fest und innig verbunden sind.
Yousefs Ziehvater, der Imam Salim, ist streng und
distanziert, voller Geheimnisse und hat nicht nur sein Begehren für Männer mit ihm gemeinsam. Die…mehr»Bruder« ist immer an der Seite von Youssef, mal nimmt er die Gestalt eines schützenden Hundes an, dann ist er eine mehrköpfige Schlange und oft tritt er zurück hinter den Brüdern, die sich in ihrer Unterschiedlichkeit fest und innig verbunden sind.
Yousefs Ziehvater, der Imam Salim, ist streng und distanziert, voller Geheimnisse und hat nicht nur sein Begehren für Männer mit ihm gemeinsam. Die Eltern seines Bruders Dayo sind aus Nigeria, die Eltern von Iseul aus Korea, mehr wissen sie nicht, Youssef weiß nicht einmal das. Er beobachtet Salim und findet verstörende Hinweise, die sich nur langsam zusammensetzen.
Die Herkunft als Drehbuchautor ist diesem kraftvollen Debüt des New Yorker Autoren Khalid anzumerken. Szenisch und bildgewaltig ist der Sound von »Bruder«, der nicht nur nationale und sprachliche Grenzen sprengt. »Bruder« spielt im reichen Milleu von Staten Island, in Manhattan, in Syrien und in Saudi Arabien. Die Szenerie entblättert sich in Moscheen, in großen Häusern mit geheimen Zimmern, in Universitäten, in Wirtschaftsunternehmen, in Koranschulen und in neuen Palästen. Khalid öffnet eine Welt, die einen Weiß-amerikanischen Blick zurück stößt, die mit Klischees von Fundamentalismus, Kapitalismus und Macht spielt, sich manchmal darin und in Verschwörungstheorien verfängt, ohne den Moment zu verpassen, sich rechtzeitig wieder zu lösen. Denn Plot und Auflösung in diesem krimihaft-dystopischen Roman sind alles andere als simpel und erwartbar.
Neugierig? Dann warte nicht. »Bruder« schreit danach verfilmt zu werden und Khalid wird spätestens dann Fundamentalist:innen nicht gefallen, wobei seine Kritik am westlichen Kapitalismus und Rassismus nicht minder scharf formuliert ist.