Der Euromaidan, die Annexion der Krim und der Krieg im Donbas als Glieder einer komplexen Ereigniskette haben die internationale Gemeinschaft und insbesondere die Europäische Union beträchtlich herausgefordert. Auf der Suche nach einer Lösung des ukrainisch-russischen Konflikts zeigte die EU, dass sie politische Entscheidungen und Maßnahmen, ausgerichtet auf die Beilegung internationaler Konflikte, zwar verabschieden und umsetzen kann. Bei näherer Betrachtung jedoch ist sie aufgrund zahlreicher interner Einflussfaktoren nach wie vor kein starker außenpolitischer Akteur. Iuliia Barshadska analysiert ein aktuelles Beispiel der Problemfelder, mit denen sich die EU auseinandersetzen muss, um ihre Qualität als Akteur in Krisen- und Konfliktsituationen zu stärken sowie ihre außenpolitische Autonomie zu erhöhen. Die Studie leistet damit einen wichtigen Beitrag zur laufenden Diskussion über die Delegationsbeziehungen innerhalb der EU sowie ihre Handlungsfähigkeit im ukrainisch-russischenKonflikt und die Beilegung internationaler Konflikte im Allgemeinen. Barshadska hilft uns, die Komplexität des Konflikts in und um die Ukraine seit Beginn der Euromaidan-Revolution Ende 2013 besser zu verstehen - einschließlich politischer, wirtschaftlicher und kultureller Zusammenhänge sowie der Besonderheiten des Handelns der EU im Kontext hochsensibler außenpolitischer Themen.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Ulrich Schmid beteuert, dass der Angriff Russlands auf die Ukraine den Wert von Iuliia Barshadskas vor dem 24. Februar gedruckter Dissertation zur EU-Außenpolitik gegenüber Russland und der Ukraine keineswegs schmälert. Bedeutsam scheint ihm die Untersuchung auch nach der "Zeitenwende", da die Autorin Brüsseler Hoffnungen dokumentiert, die sich für den jetzigen Leser als illusorisch zu erkennen geben. So kann die Autorin anhand von Interviews mit Experten zeigen, dass eine russische Expansion nicht ernst genommen und keine gesamteuropäische Position gefunden wurde, erklärt Schmid. Die Arbeit findet Schmid "gehaltvoll", wenngleich nicht frei von Redundanzen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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