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Voller Magie sind die Bilder, die Maurice Sendak zu der von Tony Kushner neu erzählten Geschichte von Brundibar geschaffen hat.
Als Aninku und Pepicek in der Stadt Milch für ihre kranke Mutter holen wollen, will ihnen der Milchmann keine geben, denn sie haben kein Geld. Für nichts gibt es nichts, da sind die Menschen hartherzig. Und als die beiden beginnen zu singen, um Geld zu verdienen, ist es Brundibar, der Leierkastenmann, der sie fortscheucht. Er ist es, bei dem die Musik spielt! Und niemand wagt es, sich ihm zu widersetzen. Bis Aninku und Pepicek dann doch Hilfe erhalten, durch…mehr

Produktbeschreibung
Voller Magie sind die Bilder, die Maurice Sendak zu der von Tony Kushner neu erzählten Geschichte von Brundibar geschaffen hat.

Als Aninku und Pepicek in der Stadt Milch für ihre kranke Mutter holen wollen, will ihnen der Milchmann keine geben, denn sie haben kein Geld. Für nichts gibt es nichts, da sind die Menschen hartherzig. Und als die beiden beginnen zu singen, um Geld zu verdienen, ist es Brundibar, der Leierkastenmann, der sie fortscheucht. Er ist es, bei dem die Musik spielt! Und niemand wagt es, sich ihm zu widersetzen. Bis Aninku und Pepicek dann doch Hilfe erhalten, durch sprechende Tiere und durch viele, viele Kinder. Gemeinsam gelingt es ihnen, Brundibar aus der Stadt zu verjagen.
Diesen märchenhaften Stoff, in dem es um den Sieg des Guten gegen das von Brundibar verkörperte Böse geht, haben Maurice Sendak und Tony Kushner aus der Kinderoper Brundibar von Hans Krasa und Adolf Hoffmeister übernommen, die von 1943 an im KZ Theresienstadt 55-mal aufgeführt wurde. Vielen Kindern hat dies Opernmärchen damals Mut und Hoffnung gegeben.

Und als Bilderbuch wird die Geschichte von Brundibar vielleicht noch viele Kinder ermutigen, gegen die Macht des Bösen zusammenzustehen.
Autorenporträt
Maurice Sendak, geboren 1928 in Brooklyn, wuchs mit den Geschichten auf, die sein Vater aus dem Schtetl bei Warschau erzählte. Eigene Bilderbuch-Veröffentlichungen. Ausgezeichnet mit der Caldecott Medaille, 2003 erhielt er den Astrid Lindgren Gedächtnispreis. Maurice Sendak verstarb 2012.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.10.2004

Brundibar oder der letzte Ort: Maurice Sendaks Version der berühmten Oper

Im Spielzeugland der Kinderliteratur, in dem die Mädchen noch Hanni und Nanni hießen und die Jungs auf einer harmlosen "Burg Schreckenstein" hausten, war Maurice Sendak für manche Eltern ein echter Kinderschreck. "Wo die wilden Kerle wohnen", das Bilderbuch, das den 1928 in Brooklyn geborenen jüdisch-amerikanischen Illustrator 1963 berühmt machte, empörte bei Erscheinen die öffentliche Moral. Dem kleinen Mickey, der in Sendaks "In der Nachtküche" (1970) nackt auf den Dächern einer aus Milchflaschen und Marmeladengläsern errichteten Stadt steht, wurden von verschämten Bibliothekarinnen sogar Windeln angemalt. Maurice Sendak hat Kinder - ihre Nöte und Neurosen, ihre Sexualität - seit Beginn seiner inzwischen mehr als fünfzig Jahre dauernden Karriere ernster genommen, als es Erwachsenen mitunter lieb war. Mit "Brundibar", seinem großartigen Alterswerk über den Mut der Verzweiflung, über Leben und Sterben in Zeiten des Krieges, veröffentlicht er nun erneut ein Bilderbuch, das weit über den heimeligen Niederungen des "Kiddiebookland", wie Sendak es nennt, erstrahlt und wie ein Meilenstein neben Sendaks besten, längst zu Klassikern gewordenen Büchern steht.

"Brundibar" basiert auf der gleichnamigen, 1938 entstandenen Kinderoper des tschechischen Komponisten Hans Krása (1899 bis 1944) und seines Librettisten Adolf Hoffmeister (1902 bis 1973) und erzählt die Geschichte der Geschwister Pepicek und Aninku, die Geld aufbringen müssen, um Milch für ihre kranke Mutter kaufen zu können. Das Lied, das sie auf dem Marktplatz der Stadt singen, wird von dem tyrannischen Brundibar übertönt, einem Leierkastenmann, der Pepicek und Aninku davonjagt. Mit Hilfe von drei sprechenden Tieren und 302 Kindern gelingt es den beiden jedoch, sich Gehör zu verschaffen. Brundibar stiehlt noch das Geld, das ihnen aus der Menge zugeflogen ist, wird aber von den Kindern schließlich in die Flucht geschlagen. Ein Ende, so scheint es, wie im Märchen.

Doch Sendak, Nachfahre polnischer Emigranten, deren Familien dem Holocaust zum Opfer fielen, geht es auch in diesem Buch um Wahrheit und Wahrhaftigkeit, nicht um den zweifelhaften Mythos einer heilen Welt. Als politische Allegorie auf den Terror unterschlägt Sendaks Version von Krásas Oper deshalb nicht das Schicksal der Kinder von Theresienstadt, die "Brundibar" 1943 zur "Freizeitgestaltung" in dem Konzentrationslager aufführten. Einer der schwarzen Vögel, die die meisten der Kinder am Ende ins Totenreich hinübertragen, wartet bereits auf der Titelseite auf dem Dach von Pepiceks und Aninkus Elternhaus. Als sich die Kinder im Widerstand gegen Brundibar versammeln, führt ihr Weg über eine Empore mit der auf Auschwitz verweisenden Phrase "Arbeit macht frei". Sendaks "Brundibar" - die Texte stammen von dem Dramatiker Tony Kushner, der Hoffmeisters Libretto in aller Kürze nacherzählt - ist durchdrungen vom Wissen um die Ausweglosigkeit der Geschichte. Zwar kehren Pepicek und Aninku - zwei Christenkinder, wie ein Kreuz an der Wand ihres Elternhauses verrät - samt einem Eimer Milch zu ihrer Mutter zurück: Aber es ist die Parade ihrer toten, wie im Eis erstarrten jüdischen Freunde, die als Schlußbild des Buchs in Erinnerung bleibt. Die Blicke dieser Jungen und Mädchen, die Trauer, aber auch die unbeschadete Freude, die ihnen anhaftet, macht die letzte Seite der Erzählung zu einer unvergeßlichen Szene in Sendaks Werk.

Maurice Sendak, der in seinen Büchern von William Blake bis zu Walt Disney viele große Namen der Kunstgeschichte zitiert und in späten Meisterwerken wie "Als Papa fort war" (1981) und "Dear Mili" (1988) vor allem den Malern der deutschen Romantik seine Reverenz erweist, überrascht in "Brundibar" mit einer neuen Stilrichtung. Die folkloristischen, im zarten Kolorit eines Prager Frühlings gehaltenen Bilder sind von eindringlicher Schlichtheit. Das Gelb der Sterne, die die jüdischen Bewohner der Stadt an ihren Kleidern tragen, beleuchtet als dominante Farbe das gesamte Buch und fängt sich in unzähligen Details: In Fensterrahmen und Nudelhölzern, im Kopftuch der kleinen Aninku und im Wagen eines Eisverkäufers oder den saftigen Teigwaren eines Bäckers. Sendaks Unverzagtheit, seine selbst in Augenblicken der Verzweiflung um eine tröstende Geste bemühte Menschlichkeit lassen diesen Bäcker ausgerechnet in der Gestalt Oliver Hardys mit einer Torte auf dem Kopf über den Marktplatz tanzen. Als Botschafter einer glücklichen Welt ist er Brundibars mächtigster Antipode.

THOMAS DAVID.

Maurice Sendak und Tony Kushner: "Brundibar". Aus dem Englischen übersetzt von Mirjam Pressler. Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2004. 56 S., geb., 18,- [Euro]. Ab 5 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.12.2004

Auf schmalem Grat
Die Kinderoper „Brundibar” - neu erzählt und gezeichnet
Maurice Sendak und der Dramatiker Tony Kushner haben aus einer der schönsten Opern für Kinder ein Bilderbuch gemacht: das Märchen vom bösartigen Brundibar. Die gleichnamige Kinderoper des tschechischen Komponisten Hans Krása entstand 1938 mit dem Libretto von Adolf Hoffmeister in Prag.
Die Handlung ist zunächst einmal simpel: Vergeblich versuchen die Geschwister Aninka und Pepicek, auf dem Marktplatz eines böhmischen Städtchens Geld für Milch zu erbetteln, die ihre kranke Mutter dringend braucht. Brundibar, ein junger Leierkastenspieler, macht ihnen das Leben schwer, bis sich Kinder und Tiere mit den Geschwistern solidarisieren und den Tyrannen verjagen.
„Brundibär” ist wie viele Märchen doppelbödig. Bereits in die bunten Schattierungen der Oberfläche mischen sich bei Sendak graue Tönungen, und hinter den Fassaden der idyllischen Kulisse lauern die nachtdunklen Seiten der Wirklichkeit. „Brundibar” besitzt aber eine noch schrecklichere Dimension: Die Kinderoper gelangte durch die Aufführungen im KZ Theresienstadt, in das auch (der 1944 in Auschwitz ermordete) Krása eingeliefert wurde, zu traurigem Ruhm.
Der 76-jährige Sendak und der 48-jährige Pulitzerpreisträger Kushner erzählen „Brundibar” auf dem schmalen Grat zwischen Märchenwelt und den Abgründen des Holocaust. In Kushners lebendig rhythmisiertem Text schwingt gerade in den Liedern ein bedrohlicher Unterton mit (der in Mirjam Presslers Übersetzung wegen des Reimzwangs weniger doppeldeutig klingt). Die dunklen Seiten sind in Sendaks Bildern weit mehr präsent. Jedenfalls für jene, die die Tatsachen kennen oder ahnen. Für kleine Kinder bleibt es einfach eine Geschichte von Arm und Reich und von Gut und Böse. Der Ort verwandelt sich bei Sendak sukzessive vom volkstümlichen böhmischen Städtchen zum Ghetto, ohne dass im Text mit einem Wort darauf eingegangen werden muss. Sendaks Stil (er malt mit Wachsmalstiften) ist einer mitteleuropäischen Tradition der Kinderbuchillustration weit mehr verbunden als einer amerikanischen. Seine Bilder changieren zwischen naiver Eindeutigkeit und symbolischer Mehrdeutigkeit. Brundibar erscheint als ordensbehängte Napoleon-Karikatur mit der offensichtlichen Mimik Hitlers. Um das Leid aller Kinder - unabhängig vom Glauben - hervorzuheben, tragen nur einige von ihnen den Davidstern. Das dunkelste Bild ist jenes, in dem die Mütter im Städtchen weinen, während eine Schar Raben die Kinder davonträgt. Wohin, bleibt offen.
„Brundibar” ist in der Interpretation von Sendak und Kushner (die übrigens auch als Opernfassung existiert) ein berührendes Lehrstück für kleine Kinder über Mut und Solidarität. Am hoffnungsvollen Ende stehen plakative Szenen mit der Aufforderung zum Widerstand gegen Tyrannen und mit der Drohung, die der in die Flucht geschlagene Brundibar hinterlässt: „Ich gehe jetzt weg, das ist schon wahr, doch ich komme zurück, Gruß Brundibar.”
SIGGI SEUSS
MAURICE SENDAK/TONY KUSHNER: Brundibar. Aus dem Englischen von Mirjam Pressler. Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2004. 56 Seiten, 18 Euro, ab 5 Jahre.
„Sein Leierkasten fauchte und schnaufte und das Lied, das er sang, war schrecklich!, schrecklich!, schrecklich! Man wollte ihm nicht zu nahe kommen, besonders wenn man klein war. Aber die Erwachsenen warfen ihm ihre glitzernden Münzen zu und riefen: ,Bravo, Brundibar!‘” So nämlich heißt der Star des Buches von Illustrator Maurice Sendak und Dramatiker Tony Kushner.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Als großartiges Alterswerk feiert Rezensent Thomas David Maurice Sendaks "Brundibar"-Bilderbuch. Sendak überraschte den Rezensenten in seinem, auf der1938 entstandenen Kinderoper des in Auschwitz ermordeten tschechisch-jüdischen Komponisten Hans Krasa basierenden Buch mit einer neuen Stilrichtung. Die folkloristischen, im zarten Kolorit eines Prager Frühlings gehaltenen Bilder fand er von eindringlicher Schlichtheit. Das Gelb der Sterne, das die jüdischen Bewohner der Stadt an ihren Kleidern tragen müssten, beleuchte als dominante Farbe das ganze Buch. In aller Kürze und durchdrungen vom Wissen um die Ausweglosigkeit der Geschichte hat der Dramatiker Tony Kushner Davids Informationen zufolge das Libretto von Adolf Hoffmeister nacherzählt. Das Buch unterschlage als politische Allegorie auf den Terror auch nicht das Schicksal der Kinder von Theresienstadt, welche 1943 die Oper als "Freizeitgestaltung" uraufgeführten und später ermordet worden sind. Die letzte Seite des Buches ist für den Rezensenten deshalb zu einer unvergesslichen Szene in Sendaks Gesamtwerk geworden.

© Perlentaucher Medien GmbH"