Manchmal ist es schwer einem Buch in einer Rezension gerecht zu werden. Bei Andrea Sawatzkis neuem Roman „Brunnenstrasse“ ist das so. Dieses Buch ist so voll gepackt mit Emotionen, dass es eine Untertreibung wäre, würde ich nur sagen, es habe mein Herz und meine Seele berührt. Es hat mich
hinweggeschwemmt und hat mich an Orte treiben lassen, die ich eigentlich nicht mehr besuchen wollte. Das ich…mehrManchmal ist es schwer einem Buch in einer Rezension gerecht zu werden. Bei Andrea Sawatzkis neuem Roman „Brunnenstrasse“ ist das so. Dieses Buch ist so voll gepackt mit Emotionen, dass es eine Untertreibung wäre, würde ich nur sagen, es habe mein Herz und meine Seele berührt. Es hat mich hinweggeschwemmt und hat mich an Orte treiben lassen, die ich eigentlich nicht mehr besuchen wollte. Das ich es trotzdem tat war gut, weil es mir gezeigt hat, das Ausweichen keine Lösung ist. Dieses Buch ist ebenso wundervoll, wie es eine Herausforderung für seine Leser*innen ist.
Nachdem ich den Roman „Brunnenstrasse“ gelesen hatte, war es vor allem ein ganzer Schwall unsortierter Adjektive, die mir in den Sinn kamen. Worte wie schonungslos, brutal, rigoros, erbarmungslos, mitleidlos, zornig, bedrückend, unerbittlich, direkt, unprätentiös, schmerzvoll und rabiat kamen mir in den Sinn. Gleichzeitig ist dieser Roman aber auch berührend, aufwühlend, emotional, kindlich, ergreifend, bewegend und vor allem sehr, sehr ehrlich geschrieben.
Was die Autorin Andrea Sawatzki da geschafft hat, musste ein unglaublicher Kraftakt für sie gewesen sein. Denn sie beschreibt dort ihre eigene Kindheit, in einer dysfunktionalen Umgebung. Die Autorin schildert die Ereignisse aus der Perspektive ihres vulnerablen 14 Jahre jungen Ichs. Ihre Schilderungen sind eine Gratwanderung zwischen Vorwürfen gegen die Eltern, gegen sich selbst und der großen Liebe für die Mutter und dem Schmerz des zutiefst enttäuschten Wunsches des Mädchens, vom Vater geliebt und akzeptiert zu werden.
Manchmal hat sie mich überrascht, die Härte mit der Andrea Sawatzki mit sich selbst ins Gericht gegangen ist. Und dies, obwohl sie an den Geschehnissen zuhause weder schuld gewesen ist, noch die Macht hatte die Gegebenheiten zu ändern. Sie war ein Kind, sie hätte geschützt werden müssen. Die Verantwortung, die sie zu tragen hatte, wäre für die meisten Erwachsenen zu viel gewesen. Ich hätte diesem Kind gern Trost gespendet, ihr gesagt, dass ihr Zorn berechtigt, ihr Schmerz echt ist und dass es in Ordnung ist, wenn man unter diesen Umständen auch negative Gefühle den Eltern gegenüber hegt.
FAZIT:
Als ich das Buch durchgelesen hatte, musste ich erst einmal durchatmen. Mich beschlich das Gefühl, dass der Roman an einem Punkt stoppte, an dem die eigentliche Reise, die Verarbeitung des Erlebten, für die Autorin Andrea Sawatzki erst angefangen hatte. Man möchte wissen, wie es diesem Kind ergangen ist, wie aus diesem 14jährigen Mädchen, dem so viel widerfahren war, eine erfolgreiche Schauspielerin und Autorin werden konnte.
Eigentlich schreit „Brunnenstrasse“ nach einer Fortsetzung. Da das aber wohl wieder eine große Kraftanstrengung für die Autorin wäre, scheue ich mich, diese Fortsetzung als Leserin einfach so einzufordern. Also formuliere ich es anders. Ich hoffe sehr, dass das 14jährige Mädchen aus dem Buch das Erlebte verarbeitet und verkraftet hat. Wenn Andrea Sawatzki es für richtig hielte, eine Fortsetzung zu schreiben, wäre ich eine der Ersten, die auch dieses Buch lesen würde. „Wann immer Sie soweit sind, liebe Frau Sawatzki.“