Krimis mit kulinarischem Hintergrund liegen im Trend. Donna Leon schickt ihren Commissario Brunetti in die dunkelsten Abgründe der menschlichen Seele. Aber nur, wenn ihm seine Paola vorher ein exquisites Drei-Gang-Menü serviert hat. Tom Hillenbrand lässt seinen Sternekoch Xavier Kieffer nicht nur im
Abschaum der Menschheit rühren, sondern vor allem in sehr delikat gefüllten Kochtöpfen. Lesen mit…mehrKrimis mit kulinarischem Hintergrund liegen im Trend. Donna Leon schickt ihren Commissario Brunetti in die dunkelsten Abgründe der menschlichen Seele. Aber nur, wenn ihm seine Paola vorher ein exquisites Drei-Gang-Menü serviert hat. Tom Hillenbrand lässt seinen Sternekoch Xavier Kieffer nicht nur im Abschaum der Menschheit rühren, sondern vor allem in sehr delikat gefüllten Kochtöpfen. Lesen mit Genussfaktor sozusagen. In diese Sparte fällt auch der Chef de Police den Martin Walker auf die Verbrecher loslässt.
Im idyllischen Saint Denis im französischen Périgord geht es gemütlich und familiär zu. Der örtliche Polizeichef Bruno kann sich darum seinen diversen Hobbys widmen. Kochen, Essen, Rugby und Tennis spielen. Mit der Ruhe ist es vorbei, als einen Tag nach der festlichen Prozession zum 8. Mai der algerische Immigrant Hamid tot in seinem Haus gefunden wird. Der verdiente Kriegsveteran lebte sehr zurückgezogen und nur im engsten Familienkreis Kontakt. Das Hakenkreuz, dass man dem alten Mann mit seinem eigenen Blut auf die Brust gezeichnet hat, scheint ein rassistisches Motiv anzudeuten. Was Bruno jedoch nicht recht glauben mag.
Walkers “Bruno Krimis” sind mir von mehreren Seiten ans Herz gelegt worden. Wohlfühlkrimis seien das. Herrlich unblutig und voll französischer Lebensart. Unblutig stimmt (abgesehen von der Beschreibung der tödlichen Verwundung des Opfers und den eingeschlagenen Nasen, die es bei der Demonstration gegen rassistische Umtriebe gibt). Sehr französisch im Sinne von patriotisch, stimmt auch. Französischer Patriotismus wird ausführlich thematisiert. Was verwundert, wenn man bedenkt das der Autor Schotte ist. Die französische Lebensart spiegelt sich vor allem in Käse, Baguette, Rotwein und sonstigen Klischee behafteten Lebensmitteln. Großes Gefallen hatte ich an dem Buch jedoch nicht. Mir hat es an Spannung gefehlt, dem für mich essentiellsten Teil jedes Krimis.
Die Schilderung, wie sich die Standbesitzer des örtlichen Marktes der EU Kontrolleure aus Brüssel erwehren ist lustig. Die Beschreibungen des Essen inklusive der Zubereitung desselben machen Appetit, nehmen aber für meinen Geschmack zuviel Platz ein (es ist ja schließlich kein Kochbuch). Die Schilderung der Landschaft und ihrer Eigenheiten ist pittoresk und erinnert stark an einen Reiseführer mit Insidertipps.
Dem ganzen Buch, seinen Figuren und allen voran dem Namen gebenden Helden mangelt es, für meinen Geschmack, an Leidenschaft. Martin Walker hat eine Fülle liebenswerter Charaktere geschaffen. Vielleicht einmal abgesehen von der siebzehnjährigen Göre, die zunächst des Mordes verdächtigt wird. Bruno ist immer freundlich, geduldig, einfühlsam und sensibel. Sein Chef, der Bürgermeister ist stets verständnisvoll, väterlich und weise. Den “adeligen” Part übernimmt der örtliche Baron, dessen “Eigenheit” darin gipfelt, dass er sich über verlorene Tennis Matches ärgert. Die Frauen , wie die “exzentrische” Britin Pamela (Pensionswirtin), ihre Freundin Christine (Historikerin) oder Isabell (ebenfalls Polizistin) haben als Hauptfunktion die Aufgabe im richtigen Moment hilfreich auf den Handlungsverlauf einzuwirken. Ansonsten sind sie “nur” charmant, apart und können gut kochen.
Als die Frau des ortansässigen Kommunisten während einer Demonstration unerlaubterweise in ein Megafon brüllt, freut man sich direkt über diesen Gefühlausbruch. Der allerdings sofort vom örtlichen Schuldirektor, auf Anweisung Brunos, im Keim erstickt wird. Höflich und diskret versteht sich und selbstverständlich mit dem vollsten Verständnis der “Fehlgeleiteten“. Normalerweise finde ich: Je ”unblutiger” ein Krimi ist, desto besser. Der erste Fall von Martin Walkers “Bruno” war mir jedoch zu blass was psychologische Raffinesse oder die Tiefe der Figuren betraf. Vielleicht sind die Folgebände besser. Aber nachdem ich mich durch diesen Band gequält habe, ist mir die Lust vergangen, das herauszufinden.