Phantastische Glasarchitektur und wegweisender Siedlungsbau: Hierfür steht der Name Bruno Taut. Doch sein Schaffen hatte weitaus mehr Facetten. Es war ausgerichtet an dem umfassenden Ziel, das tägliche Umfeld der Menschen neu zu gestalten, Architektur und Lebensform in einer neuen Wohnkultur für den Menschen des Industriezeitalters zusammenzuführen. "Bruno Taut 1880-1938" befaßt sich erstmals mit dem gesamten Spektrum der Arbeit des Architekten. Erstmals auch wird sein Werk einschließlich der eigenen Schriften vollständig dokumentiert: Mit den allerneuesten, bisher nicht veröffentlichten Ergebnissen der Forschung.
Die führenden Spezialisten der Forschung zu Leben und Werk Bruno Tauts behandeln: Wohnbau, Siedlungsbau, Gartenstadt, Schulbau, Industrie- und Ausstellungsbau, Innenraumgestaltung, Farbe in der Architektur, seine Tätigkeit in Magdeburg, in Japan, in der Türkei, seine theoretischen, visionären und sozialistischen Gedanken.
Die führenden Spezialisten der Forschung zu Leben und Werk Bruno Tauts behandeln: Wohnbau, Siedlungsbau, Gartenstadt, Schulbau, Industrie- und Ausstellungsbau, Innenraumgestaltung, Farbe in der Architektur, seine Tätigkeit in Magdeburg, in Japan, in der Türkei, seine theoretischen, visionären und sozialistischen Gedanken.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.01.2002Der Mensch baut nur da für Menschen, wo er spielt
Aufforderungen zum Glücklichsein: Dem Farbapostel Bruno Taut gebührt endlich eine Monographie
Immer witterte er Morgenluft. Bruno Taut, Berliner Architekt und Stadtplaner, Romantiker und Realist, Träumer und Organisator, sah die Sonne aufsteigen, auch wenn die Welt verfinstert war: vom Granatenhagel des Ersten Weltkriegs, von der Not der Nachkriegsjahre, auf den verschiedenen Stationen seines freiwilligen oder erzwungenen Exils. "Frühlicht" lautete der charakteristische Titel einer Zeitschrift, die er von 1920 bis 1922 herausgab. Seine Devise "Ex oriente lux" war nicht politisch gemünzt, sondern meinte die "Zauberwelt" Indiens, Kambodschas, Indonesiens und später auch Japans: "Beugt euch in Demut nieder, ihr Europäer!"
Altem Biographenbrauch entsprechend halten die Herausgeber des neuen Sammelbandes die zentrale Figur ihres Interesses für unterschätzt. Auf die deutsche Szene der letzten Jahrzehnte trifft dieser Kummer nicht zu. Seit der Biographie, die Kurt Junghanns erstmals 1970 veröffentlichte, und dem Katalogbuch der Berliner Akademie der Künste von 1980 ist eine große Zahl von Arbeiten erschienen. Gestützt auf die inzwischen zugänglichen Nachlässe und das Quellenmaterial, das fleißige Rechercheure zwischen Ankara und Kyoto auftaten, ist die Taut-Publizistik inzwischen zu einem Konvolut von Aufsätzen, Dissertationen und Magisterarbeiten angewachsen. Aber Mitherausgeber Winfried Nerdinger hat recht, sofern er das internationale Renommee Bruno Tauts im Sinne hat. Mit dem Heroenkult, der um die Bauhaus-Patriarchen Walter Gropius oder Mies van der Rohe weltweit getrieben worden ist, kann Taut es nicht aufnehmen. Schon Hagiographen der Moderne wie Sigfried Giedion gönnten ihm allenfalls eine Erwähnung. Die meisten angelsächsischen Chronisten der Architektur-Moderne von Henry-Russell Hitchcock bis Kenneth Frampton hielten es nicht anders. Nur dort, wo Taut in den letzten Jahren seines Lebens gewirkt hat, in Japan und der Türkei, blieb die Erinnerung lebendig. Sie war mit Dankbarkeit gemischt, denn anders als die "weißen Götter" der Moderne war Taut für die Kulturen seiner Gastländer aufgeschlossen und nahm sich ihrer auch publizistisch an.
Vom Persönlichkeitsbild her taugte Taut wenig zum Heros, wie ihn Gropius, Mies, Wright und Le Corbusier - jeder auf seine Weise - wirkungsvoll vorstellten. Taut war ein unruhiger Geist, beweglich, sensibel, kränkelnd, schnell erregbar, für vielerlei zu begeistern und andere begeisternd. Als Polemiker, der er war, legte er sich mit zahlreichen Kollegen an. "Ein zartes Nervenbündel" nannte ihn Paul Bonatz, mit dem er zu Anfang seiner Karriere bei Theodor Fischer in Stuttgart gearbeitet hatte. Widersprüche lagen in Tauts Naturell. Er bekannte sich zum Typus, aber liebte Abweichungen von der Norm. Er pries das unverfälschte Schöpfertum des Volkes und konnte als Verteidiger demokratischer Baukultur gelten. Aber die Rolle des Künstler-Architekten als messianischen "Führers" hat er stets verteidigt. Noch in seinen letzten Lebensjahren, als er in der Türkei die Architekturabteilung der Kunstakademie und gleichzeitig das Baubüro des Unterrichtsministeriums leitete, schien er eine Art oberster Bauinstanz in Kemal Atatürks autokratischem Reich anzustreben.
Taut war der Apostel der Farbe im Bauen schlechthin, im wörtlichen wie im metaphorischen Sinn. Er hat Farbe am Bau und im Stadtbild propagiert wie kein anderer, als lautes Fanal in seiner kurzen Amtszeit als Magdeburger Stadtbaurat; subtiler, raumbildend und psychologisch eingesetzt während seiner Zeit als Leiter der Berliner Wohnungsbaugesellschaft Gehag. Farbig war auch seine Architekturauffassung. Zwar entschied er sich oft für symbolhaltige städtebauliche Ordnungsfiguren wie das Hufeisen in der Großsiedlung Berlin-Britz. Aber im einzelnen durften die unterschiedlichen Zwecke des Hauses und seiner Räume individueller mitsprechen als bei vielen seiner avantgardistischen Kollegen. Manchmal glichen Tautsche Häuserfronten, fern jeder griffigen Formel, Musterkarten verschiedenartiger Fassadenstrukturen. Gute Praxis hatte für Taut mit Spieltrieb zu tun. Den Nutzern war er, der nach "Wahrheit, Brudersinn, Weisheit lechzte", näher als die meisten Modernen. Seine Wohnsiedlungen der zwanziger Jahre - Taut hat schätzungsweise zehntausend Wohnungen gebaut - wurden nicht nur von einem klugen Beobachter aus Frankreich, den Kristiana Hartmann in ihrem Beitrag zitiert, als Aufforderungen zum Glücklichsein verstanden, sondern auch von ihren Bewohnern.
Wie Taut im Exil regionale Traditionen aufgriff, haben Manfred Speidel und Bernd Nicolai vor Ort, in Japan und in der Türkei studiert, und breiten es hier noch einmal aus. Tauts Toleranz gegenüber der regionalen Geschichte und seine Berufung auf Traditionen ließen ihn manchem früheren Weggefährten als Abtrünniger erscheinen. Aus dem Aktivisten, Utopisten, Sozialisten oder Radikalmodernen Bruno Taut ist so im Gang der Taut-Forschung eine differenzierte, widerspruchsreiche Figur geworden. Sogar einen Entwurf für ein "Haus der Arbeit" mit eingezeichneten Hakenkreuzfahnen, aus der Ferne eingesandt für den Wettbewerb der Deutschen Arbeitsfront von 1934, hat die enttäuschte Taut-Gemeinde inzwischen zur Kenntnis nehmen müssen.
Wie in großen Familien üblich, haben auch die schreibenden Tautianer ihre Probleme miteinander. Trotzdem gelang es, die meisten von ihnen für diesen Band zusammenzuführen, um einzelne Epochen oder Themen zu bearbeiten. So sehr konzentrieren sich manche Autoren aufs Detail, daß man beispielsweise in Andres Jansers Kapitel über Taut und den Film aufschlußreiche Beobachtungen zum Film als architekturpädagogischem Instrument erfährt, nichts jedoch über die Kinopläne, die Taut mit den Freunden von der "Gläsernen Kette" hegte. Oder über sein abenteuerliches Projekt, das Lichtspieltheater zu psychotherapeutischen Zwecken zu nutzen. Die Patienten sollten auf Liegen aufgebahrt werden, die an Sigmund Freuds Couch erinnern (nur ohne Orientteppich), und zu ihrer Genesung die Projektionen an der Saaldecke verfolgen.
Viele Beiträge überschneiden sich, manches hat man wortgleich schon anderswo gelesen. Der Gang des Tautschen Denkens und Planens erscheint fragmentarischer als in einer Darstellung aus einer Hand. Trotz allen Facettenreichtums und aller Wandlungsfähigkeit hat Taut Themen und Motive sein Leben lang verfolgt oder nach vielen Jahren wieder aufgegriffen. Matthias Schirrens geistreich-spekulativer Essay über den Theoretiker Taut gibt einen Vorgeschmack dessen, was hier möglich wäre. So bleibt es künftigen Autoren überlassen, die Einheit in der Vielfalt auch des gebauten Werks nachzuweisen. Jeder kommenden Konkurrenz steht freilich die respektheischende Erscheinung des jetzt vorliegenden Bandes entgegen. Qualität der Illustrationen und wissenschaftlicher Apparat lassen kaum Wünsche offen.
Statt einer abschließenden Monographie mit Deutungsmonopol ist ein großes Kaleidoskop entstanden, dessen farbige Splitter zu wechselnden Kombinationen zusammenfinden. Dem changierenden OEuvre Tauts und seinem collagierten Weltbild ist dieses Prinzip nicht unangemessen. Sein berühmtes Kristallhaus auf der Kölner Werkbund-Ausstellung von 1914 mündete in einen Kaskadenraum, auf dessen Abschlußwand die Farbspiele eines Kaleidoskops projiziert wurden. Auch dessen Füllungen waren von unterschiedlichen Urhebern entworfen.
WOLFGANG PEHNT.
"Bruno Taut 1880-1938". Architekt zwischen Tradition und Avantgarde. Hrsg. von Winfried Nerdinger und Kristiana Hartmann, Matthias Schirren, Manfred Speidel. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart, München 2001. 440 S., 698 Farb- u. S/W-Abb., geb., 126,80 [Euro].
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Aufforderungen zum Glücklichsein: Dem Farbapostel Bruno Taut gebührt endlich eine Monographie
Immer witterte er Morgenluft. Bruno Taut, Berliner Architekt und Stadtplaner, Romantiker und Realist, Träumer und Organisator, sah die Sonne aufsteigen, auch wenn die Welt verfinstert war: vom Granatenhagel des Ersten Weltkriegs, von der Not der Nachkriegsjahre, auf den verschiedenen Stationen seines freiwilligen oder erzwungenen Exils. "Frühlicht" lautete der charakteristische Titel einer Zeitschrift, die er von 1920 bis 1922 herausgab. Seine Devise "Ex oriente lux" war nicht politisch gemünzt, sondern meinte die "Zauberwelt" Indiens, Kambodschas, Indonesiens und später auch Japans: "Beugt euch in Demut nieder, ihr Europäer!"
Altem Biographenbrauch entsprechend halten die Herausgeber des neuen Sammelbandes die zentrale Figur ihres Interesses für unterschätzt. Auf die deutsche Szene der letzten Jahrzehnte trifft dieser Kummer nicht zu. Seit der Biographie, die Kurt Junghanns erstmals 1970 veröffentlichte, und dem Katalogbuch der Berliner Akademie der Künste von 1980 ist eine große Zahl von Arbeiten erschienen. Gestützt auf die inzwischen zugänglichen Nachlässe und das Quellenmaterial, das fleißige Rechercheure zwischen Ankara und Kyoto auftaten, ist die Taut-Publizistik inzwischen zu einem Konvolut von Aufsätzen, Dissertationen und Magisterarbeiten angewachsen. Aber Mitherausgeber Winfried Nerdinger hat recht, sofern er das internationale Renommee Bruno Tauts im Sinne hat. Mit dem Heroenkult, der um die Bauhaus-Patriarchen Walter Gropius oder Mies van der Rohe weltweit getrieben worden ist, kann Taut es nicht aufnehmen. Schon Hagiographen der Moderne wie Sigfried Giedion gönnten ihm allenfalls eine Erwähnung. Die meisten angelsächsischen Chronisten der Architektur-Moderne von Henry-Russell Hitchcock bis Kenneth Frampton hielten es nicht anders. Nur dort, wo Taut in den letzten Jahren seines Lebens gewirkt hat, in Japan und der Türkei, blieb die Erinnerung lebendig. Sie war mit Dankbarkeit gemischt, denn anders als die "weißen Götter" der Moderne war Taut für die Kulturen seiner Gastländer aufgeschlossen und nahm sich ihrer auch publizistisch an.
Vom Persönlichkeitsbild her taugte Taut wenig zum Heros, wie ihn Gropius, Mies, Wright und Le Corbusier - jeder auf seine Weise - wirkungsvoll vorstellten. Taut war ein unruhiger Geist, beweglich, sensibel, kränkelnd, schnell erregbar, für vielerlei zu begeistern und andere begeisternd. Als Polemiker, der er war, legte er sich mit zahlreichen Kollegen an. "Ein zartes Nervenbündel" nannte ihn Paul Bonatz, mit dem er zu Anfang seiner Karriere bei Theodor Fischer in Stuttgart gearbeitet hatte. Widersprüche lagen in Tauts Naturell. Er bekannte sich zum Typus, aber liebte Abweichungen von der Norm. Er pries das unverfälschte Schöpfertum des Volkes und konnte als Verteidiger demokratischer Baukultur gelten. Aber die Rolle des Künstler-Architekten als messianischen "Führers" hat er stets verteidigt. Noch in seinen letzten Lebensjahren, als er in der Türkei die Architekturabteilung der Kunstakademie und gleichzeitig das Baubüro des Unterrichtsministeriums leitete, schien er eine Art oberster Bauinstanz in Kemal Atatürks autokratischem Reich anzustreben.
Taut war der Apostel der Farbe im Bauen schlechthin, im wörtlichen wie im metaphorischen Sinn. Er hat Farbe am Bau und im Stadtbild propagiert wie kein anderer, als lautes Fanal in seiner kurzen Amtszeit als Magdeburger Stadtbaurat; subtiler, raumbildend und psychologisch eingesetzt während seiner Zeit als Leiter der Berliner Wohnungsbaugesellschaft Gehag. Farbig war auch seine Architekturauffassung. Zwar entschied er sich oft für symbolhaltige städtebauliche Ordnungsfiguren wie das Hufeisen in der Großsiedlung Berlin-Britz. Aber im einzelnen durften die unterschiedlichen Zwecke des Hauses und seiner Räume individueller mitsprechen als bei vielen seiner avantgardistischen Kollegen. Manchmal glichen Tautsche Häuserfronten, fern jeder griffigen Formel, Musterkarten verschiedenartiger Fassadenstrukturen. Gute Praxis hatte für Taut mit Spieltrieb zu tun. Den Nutzern war er, der nach "Wahrheit, Brudersinn, Weisheit lechzte", näher als die meisten Modernen. Seine Wohnsiedlungen der zwanziger Jahre - Taut hat schätzungsweise zehntausend Wohnungen gebaut - wurden nicht nur von einem klugen Beobachter aus Frankreich, den Kristiana Hartmann in ihrem Beitrag zitiert, als Aufforderungen zum Glücklichsein verstanden, sondern auch von ihren Bewohnern.
Wie Taut im Exil regionale Traditionen aufgriff, haben Manfred Speidel und Bernd Nicolai vor Ort, in Japan und in der Türkei studiert, und breiten es hier noch einmal aus. Tauts Toleranz gegenüber der regionalen Geschichte und seine Berufung auf Traditionen ließen ihn manchem früheren Weggefährten als Abtrünniger erscheinen. Aus dem Aktivisten, Utopisten, Sozialisten oder Radikalmodernen Bruno Taut ist so im Gang der Taut-Forschung eine differenzierte, widerspruchsreiche Figur geworden. Sogar einen Entwurf für ein "Haus der Arbeit" mit eingezeichneten Hakenkreuzfahnen, aus der Ferne eingesandt für den Wettbewerb der Deutschen Arbeitsfront von 1934, hat die enttäuschte Taut-Gemeinde inzwischen zur Kenntnis nehmen müssen.
Wie in großen Familien üblich, haben auch die schreibenden Tautianer ihre Probleme miteinander. Trotzdem gelang es, die meisten von ihnen für diesen Band zusammenzuführen, um einzelne Epochen oder Themen zu bearbeiten. So sehr konzentrieren sich manche Autoren aufs Detail, daß man beispielsweise in Andres Jansers Kapitel über Taut und den Film aufschlußreiche Beobachtungen zum Film als architekturpädagogischem Instrument erfährt, nichts jedoch über die Kinopläne, die Taut mit den Freunden von der "Gläsernen Kette" hegte. Oder über sein abenteuerliches Projekt, das Lichtspieltheater zu psychotherapeutischen Zwecken zu nutzen. Die Patienten sollten auf Liegen aufgebahrt werden, die an Sigmund Freuds Couch erinnern (nur ohne Orientteppich), und zu ihrer Genesung die Projektionen an der Saaldecke verfolgen.
Viele Beiträge überschneiden sich, manches hat man wortgleich schon anderswo gelesen. Der Gang des Tautschen Denkens und Planens erscheint fragmentarischer als in einer Darstellung aus einer Hand. Trotz allen Facettenreichtums und aller Wandlungsfähigkeit hat Taut Themen und Motive sein Leben lang verfolgt oder nach vielen Jahren wieder aufgegriffen. Matthias Schirrens geistreich-spekulativer Essay über den Theoretiker Taut gibt einen Vorgeschmack dessen, was hier möglich wäre. So bleibt es künftigen Autoren überlassen, die Einheit in der Vielfalt auch des gebauten Werks nachzuweisen. Jeder kommenden Konkurrenz steht freilich die respektheischende Erscheinung des jetzt vorliegenden Bandes entgegen. Qualität der Illustrationen und wissenschaftlicher Apparat lassen kaum Wünsche offen.
Statt einer abschließenden Monographie mit Deutungsmonopol ist ein großes Kaleidoskop entstanden, dessen farbige Splitter zu wechselnden Kombinationen zusammenfinden. Dem changierenden OEuvre Tauts und seinem collagierten Weltbild ist dieses Prinzip nicht unangemessen. Sein berühmtes Kristallhaus auf der Kölner Werkbund-Ausstellung von 1914 mündete in einen Kaskadenraum, auf dessen Abschlußwand die Farbspiele eines Kaleidoskops projiziert wurden. Auch dessen Füllungen waren von unterschiedlichen Urhebern entworfen.
WOLFGANG PEHNT.
"Bruno Taut 1880-1938". Architekt zwischen Tradition und Avantgarde. Hrsg. von Winfried Nerdinger und Kristiana Hartmann, Matthias Schirren, Manfred Speidel. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart, München 2001. 440 S., 698 Farb- u. S/W-Abb., geb., 126,80 [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Ganz erstaunlich findet Rudolf Maria Bergmann das Erscheinen dieses gewichtigen Sammelbands über den Baukünstler Bruno Taut ausgerechnet "im herrschenden Zeitalter medial süffiger Fünfsternearchitektur". Taut selbst, den "Zauberer der Alltagswelten", kann Bergmann gar nicht genug loben, entsprechend groß ist bei ihm die Freude über diese erste umfassende Publikation seit Kurt Junghans' Taut-Monografie von 1970, über ein Buch, das dem Leser "Handfestes, kompetent analysiert, blendend beschrieben, glänzend illustriert" zu bieten hat. Mit seinem umfangreichen Anhang und Werkverzeichnis, schreibt Bergmann, bei dem "viel Sorgfalt auf unbekannte Werke gelegt wurde", wird es lange ein unentbehrliches Nachschlagewerk bleiben, das im übrigen die ganze Vielfalt und Widersprüchlichkeit Tauts zu vermitteln vermag.
© Perlentaucher Medien GmbH
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