'Bruttoglobaltournee' ist eine Reise durch alle Kontinente, von Indien bis nach Neufundland, von der Mongolei bis in die Antarktis, entlang den Rändern der globalisierten Welt. Gerhard Waldherr besucht einen Marathon in der arktischen Kälte, spricht mit einem anerkannten Verschwörungstheoretiker in Virginia, probiert deutsches Bier in Ulaanbaatar, sieht das absehbare Ende der Serengeti und beobachtet deutsch-türkische Integration in Duisburg-Marxloh. Waldherr ist einer der profiliertesten Reporter Deutschlands, er schaut in seinen ausgezeichneten Reportagen genau hin, liefert präzise Details zur Globalisierung überall auf der Welt und setzt sie in größere Zusammenhänge. 'Bruttoglobaltournee' ist eine moderne Weltreise in Textform, atemlos, klug und so faszinierend wie verstörend.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.07.2011Globaler Alltag
Noch vor wenigen Jahrzehnten war es eine der vorrangigen Aufgaben von Reisereportagen, den Lesern Orte näherzubringen, die sie in der Mehrzahl wohl nie besuchen konnten. Heute sind Fernreisen zwar beinahe alltäglich geworden - aber die Ankunft in der Fremde muss das natürlich nicht gerade bedeuten. Der Journalist Gerhard Waldherr widmet sich in seiner Reportage über die Gauchos, die argentinischen Cowboys, welche zusammen mit fünfundzwanzig weiteren in seinem Buch "Bruttoglobaltournee" zu finden ist, genau diesem Unterschied zwischen dem, was der Außenstehende zu sehen bekommt, und dem, was den fremden Alltag ausmacht. In einer anderen Geschichte geht es um den Streit zweier benachbarter Bauern über die Benutzung genmanipulierten Saatgutes - der gewählte Beispielfall wirft dabei Licht auf die im Hintergrund präsenten Probleme und Konflikte. So fängt man bei Waldherr auch an zu verstehen, was Menschen antreibt, einen Marathon durch die Antarktis zu absolvieren, und lernt am Beispiel verschiedener Passagiere und Mitarbeiter einer indischen Eisenbahngesellschaft einiges über die Besonderheiten des Landes. Die Texte sind zumeist überarbeitete Fassungen bereits veröffentlichter Artikel aus den letzten zehn Jahren. An Aktualität haben sie nur wenig verloren, und die Reportage über den umstrittenen Bau eines Kernkraftwerkes in Finnland ist vor dem Hintergrund der aktuellen Atomdebatte sogar aktueller denn je. (Gerhard Waldherr: "Bruttoglobaltournee." In 26 Reportagen um die globalisierte Welt. Salis Verlag, Zürich 2011. 254 S., geb., 24,90 [Euro].)
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Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Noch vor wenigen Jahrzehnten war es eine der vorrangigen Aufgaben von Reisereportagen, den Lesern Orte näherzubringen, die sie in der Mehrzahl wohl nie besuchen konnten. Heute sind Fernreisen zwar beinahe alltäglich geworden - aber die Ankunft in der Fremde muss das natürlich nicht gerade bedeuten. Der Journalist Gerhard Waldherr widmet sich in seiner Reportage über die Gauchos, die argentinischen Cowboys, welche zusammen mit fünfundzwanzig weiteren in seinem Buch "Bruttoglobaltournee" zu finden ist, genau diesem Unterschied zwischen dem, was der Außenstehende zu sehen bekommt, und dem, was den fremden Alltag ausmacht. In einer anderen Geschichte geht es um den Streit zweier benachbarter Bauern über die Benutzung genmanipulierten Saatgutes - der gewählte Beispielfall wirft dabei Licht auf die im Hintergrund präsenten Probleme und Konflikte. So fängt man bei Waldherr auch an zu verstehen, was Menschen antreibt, einen Marathon durch die Antarktis zu absolvieren, und lernt am Beispiel verschiedener Passagiere und Mitarbeiter einer indischen Eisenbahngesellschaft einiges über die Besonderheiten des Landes. Die Texte sind zumeist überarbeitete Fassungen bereits veröffentlichter Artikel aus den letzten zehn Jahren. An Aktualität haben sie nur wenig verloren, und die Reportage über den umstrittenen Bau eines Kernkraftwerkes in Finnland ist vor dem Hintergrund der aktuellen Atomdebatte sogar aktueller denn je. (Gerhard Waldherr: "Bruttoglobaltournee." In 26 Reportagen um die globalisierte Welt. Salis Verlag, Zürich 2011. 254 S., geb., 24,90 [Euro].)
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