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Von Februar 1942 bis April 1945 überlebte wie durch ein Wunder der vor allem in den Niederlanden hochgeschätzte Schriftzeichner und Buchdesigner Helmut Salden als Wehrmachtsgefangener zehn verschiedene Haftanstalten und Konzentrationslager. Von seinen Erfahrungen in diesen drei Jahren liegen sowohl Berichte aus seiner Hand als auch eine literarische Verarbeitung des Stoffes durch den Schriftsteller Konrad Merz vor. Salden (am 20. Feb. 1910 in Essen geboren) arbeitete nach der Schulentlassung zunächst als technischer Zeichner bei der Essener Maschinenbaufirma Heinrich Koppers AG, besuchte…mehr

Produktbeschreibung
Von Februar 1942 bis April 1945 überlebte wie durch ein Wunder der vor allem in den Niederlanden hochgeschätzte Schriftzeichner und Buchdesigner Helmut Salden als Wehrmachtsgefangener zehn verschiedene Haftanstalten und Konzentrationslager. Von seinen Erfahrungen in diesen drei Jahren liegen sowohl Berichte aus seiner Hand als auch eine literarische Verarbeitung des Stoffes durch den Schriftsteller Konrad Merz vor. Salden (am 20. Feb. 1910 in Essen geboren) arbeitete nach der Schulentlassung zunächst als technischer Zeichner bei der Essener Maschinenbaufirma Heinrich Koppers AG, besuchte anschließend dank eines Stipendiums die Folkwangschule von 1929-1931, zuletzt unter der Leitung von Max Burchartz, dem Bauhaus-Schüler und Pionier des modernen Designs. Zum 1. April 1932 wurde Salden Dozent in der photographischen Abteilung der Folkwangschule. Als ausgesprochener Gegner des neuen Regimes wurde er 1933 entlassen, emigrierte zunächst über Paris nach Mallorca, wo er den deutschen Schriftsteller Albert Vigoleis Thelen kennenlernte, dann während der Unruhen des Spanischen Bürgerkrieges in die Schweiz und zuletzt in die Niederlande. Dort wurden seine Fähigkeiten als Typograph schnell erkannt und er entwarf u.a. Einbände für verschiedene Verlage und Zeitschriften. Nach der Besetzung der Niederlande sollte er sich für den Kriegsdienst bei der Wehrmacht melden, was er jedoch nicht tat. Sein Versuch, in Scheveningen unterzutauchen mißlang. Von einem deutschen Feldkriegsgericht „wegen Fahnenflucht im Felde zum Tode verurteilt“, wurde dank der Intervention von Freunden das Todesurteil in eine Haftstrafe umgewandelt. Damit begann seine Odyssee durch deutsche Gefangenenlager in den Niederlanden, im Emsland und zuletzt bis zur Befreiung durch die Russen am 27. April 1945 in Berlin. Im Sommer 1946 kehrte Salden zurück in die Niederlande und setzte seine Vorkriegstätigkeit im Buchgewerbe fort. Berühmt ist vor allem seine Gestaltung des Einbandes der ersten Auflage von Anne Franks Tagebuch für den Amsterdamer Contact-Verlag (1947). Mehrfach für seine Arbeiten ausgezeichnet (1954 H.N. Werkmanpreis der Gemeinde Amsterdam, 1974 Certificate of Excellence, 1994 Oeuvre Award Fine Arts. The Netherlands Foundation for Fine Arts, Design and Architecture) und geehrt durch Ausstellungen seiner Arbeiten u.a. in Den Haag, Amsterdam, Rotterdam, Edinburg, London, Providence R.I. (USA), Leipzig und Mainz starb Helmut Salden am 2. Februar 1996 in Amsterdam. Seine Erlebnisse während der Inhaftierung, zunächst in Scheveningen, Amersfoort, Vught, Utrecht, den Bosch, noch einmal Utrecht, dann Kleve, Papenburg und später in Walchum-Ems und zuletzt im Zuchthaus Luckau bei Berlin hat er in mehreren kleinen Beiträgen in niederländischer Sprache zwischen 1954 und 1992 veröffentlicht. Ergänzt um weitere Erzählungen, aber ohne „De plasser“, sind die Geschichten dann noch unter dem Titel „Oorlogsberichten“ (‘Kriegsberichte’) im Gedenkbuch „Helmut Salden. Letterontwerper en boekverzorger.“ Rotterdam 2003 (S. 143-155) herausgekommen. Eine deutsche Übersetzung ist bis heute nicht erschienen. In der Reihnenfolge wie sie hier abgedruckt werden, handelt es sich um folgende Texte (die Angaben in eckigen Klammern beziehen sich auf den Schauplatz der jeweiligen Handlung): „.und soviel Gramm Wurst“ (erstmals erschienen Terhorst 1992) [Amersfoort]; „De mens leeft niet van brood alleen“ [Amersfoort]; „De hand“ [Amersfoort]; „De Ordedienst“ [Amersfoort]; „Gangreen“ [Amersvoort/Vught/Utrecht]; „Nacht in Vught“ [Vught]; „Intermezzo“ (zuerst erschienen in der Zeitung „Het Parool“ vom 4. Mai 1954, wiederabgedruckt als selbständige Publikation Terhorst 1985) [’s-Hertogenbosch]; „De plasser“ (erstmals erschienen Terhorst 1988) [Papenburg-Walchum]; „De vuurproef“ Amsterdam 1991[Papenburg-Walchum]; „Door duistre dalen“ (erstmals erschienen Terhorst 1986) [Zuchthaus Luckau, Berlin]. Unmittelbar nach dem Krieg hat der gebürtige Berliner und Exilautor Kurt Lehmann („Konrad Merz“), der ebenfalls vor den Nationalsozialisten in die Niederlande geflüchtet war, die Haftgeschichte Saldens in der Novelle „Die schwankende Zeit“ verarbeitet. Der Text dieses Lagerberichtes liegt bis heute nur als Typoskript des Verfassers vor. Merz, dessen Lebenswerk anläßlich seines 90. Geburtstages Anfang April 1998 in einer Feierstunde vom Berliner Senat gewürdigt wurde und der am 3. Dezember 1999 in seiner niederländischen Wahlheimat starb, ist vor allem wegen seiner Bücher „Ein Mensch fällt aus Deutschland“ (Amsterdam1936/Berlin 1994), „Der Mann, der Hitler nicht erschossen hat“ (Darmstadt 1976), „Berliner, Amsterdamer und ach – Jude auch“ (Bocholt und Bredevoort 1998) sowie „Generation ohne Väter“ (Berlin 1999) bekannt. Wegen der Bedeutung dieser Texte, sowohl in literarischer als auch in zeitgeschichtlicher Hinsicht, hat der Achterland-Verlag beschlossen, sie gemeinsam herauszugeben. An dieser Stelle möchten wir uns recht herzlich bei der „Stichting 1940-1945“ (Diemen) bedanken, die uns die Texte Helmut Saldens für die vorliegende Veröffentlichung überließen sowie bei Frau H. F. G. Lehmann-ter Kuile (Purmerend), die eine noch von Konrad Merz handschriftlich korrigierte Fassung der „Schwankenden Zeit“ zur Verfügung stellte. Ferner wären hier zu danken: Mechthild Gescher (Vreden), die sich um die Erfasssung des Merz’schen Textes gekümmert hat, Dr. Erhard Mietzner, Monika und Arie Grevers (alle Bocholt), Julius und Rainer Heeke (Leipzig und Bredevoort) sowie Hans-Jörg Modlmayr (Gemen) für die Überprüfung der Druckvorlage der „Schwankenden Zeit“ und die kritische Durchsicht meiner Übersetzung der „Kriegsberichte“. Finanzielle Unterstützung erfuhr das Projekt durch die Übernahme fester Kontigente des fertigen Buches von der „Stiftung Gedenkstätte Esterwegen“ (Meppen), sowie der „Gesellschaft der Freunde und Förderer der Folkwang Hochschule e.V.“ (Essen). Einen Druckkostenzuschuß gewährte darüber hinaus die Euregio (Enschede/Gronau). Ein letztes, aber dafür besonders herzliches Wort des Dankes gebührt Herrn Professor Ralf de Jong (Fachbereich „Kommunikationsdesign / Typografie“, Folkwang Universität der Künste, Essen), der sich zusammen mit seinen Schülern der äußeren Gestaltung sowie der Drucklegung des Bandes annahm und der gemeinsamen Publikation eine Würdigung des typografischen Lebenswerkes von Helmut Salden beisteuerte. Fast achtzig Jahre nach seiner politisch motivierten Vertreibung kehrt mit der vorliegenden Veröffentlichung der gebürtige Essener, der ehemalige Folkwang-Schüler und zeitweilige Dozent der Folkwangschule für Gestaltung Helmut Salden in seine Heimat zurück. Timothy Sodmann