Lenin bezeichnete ihn als »Liebling der Partei«, Stalin ließ ihn 16 Jahre später als »faschistischen Söldner« hinrichten: Kaum ein Schicksal eines russischen Revolutionärs nahm einen so wendungsreichen Verlauf wie das Nikolai Bucharins. Als Linksaußen und Rechtsabweichler kritisiert, zwischen Expansionskommunismus und »Sozialismus in einem Land« schwankend, war er die vielleicht schillerndste Persönlichkeit der frühen Sowjetunion. Dass er sich bei allen Kurswechseln bemühte, an der Seite des von ihm gegen Trotzki unterstützten Stalin zu verharren und dann trotz öffentlicher Selbstkritik schließlich doch im Terror des Diktators umkam, macht die Tragik dieses geheimnisvollen Revolutionärs aus. In seiner fesselnden politischen Biografie zeichnet Wladislaw Hedeler das verhängnisvolle Leben des Massenagitators und Schmetterlingssammlers Bucharin nach, der noch im Gefängnis kurz vor seinem Tod in einem bewegenden Abschiedbrief an Stalin seine Aufrichtigkeit und Freundschaft beschwor.Während Bucharins Exekution bei vielen Anhängern der Sowjetunion erste Zweifel weckte, ließ Stalin auch die Erinnerung an seinen langjährigen Mitkämpfer auslöschen. Erst 1988 wurde Bucharin rehabilitiert, seine Theorien dienten im Anschluss als Inspirationsquelle für die Perestroika.
»Nach zahlreichen Vorarbeiten hat nun Wladislaw Hedeler eine umfangreiche Bucharin-Biographie vorgelegt, deren Quellenbasis sehr viel breiter ist als die früherer Lebensbeschreibungen. Der Autor hat auch zahlreiche unveröffentlichte Materialien aus verschiedenen Moskauer Archiven verarbeitet. [...] Die Biographie ist breiter angelegt, als der Titel andeutet. Ihr Thema sind nicht nur die persönlichen und politischen Kontakte und Konflikte mit Stalin, sondern auch die Beziehungen Buccharins zu einer Vielzahl anderer Akteure [...]. Hedeler zitiert zahlreiche Zeitgenossen, die ein farbiges Charakterbild Buccharins zeichnen und seine große Denkkraft, Sensibilität und Vielseitigkeit hervorheben.« - Gert Meyer, Zeitschrift Marxistische Erneuerung, April 2016 Zeitschrift Marxistische Erneuerung 20160430