Dieser Band behandelt das häufig unterschätzte Werk Pascals. Dessen Denken über den Menschen erweist sich in einer zusammenfassenden Interpretation als eine regelrechte Antianthropologie: Die Analyse von Mechanismen wie der Imagination, der Gewohnheit und der Begierde verweist auf die radikale Kontingenz der menschlichen Existenz. Theorie und Praxis der Sprache bei Pascal zeugen von einem sprachkritischen Bewusstsein, das sich in einer doppelten Mahnung ausdrückt: Wir verfügen nicht mit unseren Worten über die Wirklichkeit; daher müssen diese sich in den Dienst von etwas noch nicht Ausgedrücktem, vielleicht auch eines Unausdrückbaren stellen. Davon ausgehend lassen sich mit Pascal und über ihn hinausgehend die Fragen nach der Wahrheit und der spezifischen Aufgabe und Charakterisierung der Philosophie neu beantworten. Was diese Analysen zusammenhält, ist eine Denkfigur, die sich bei Pascal in allen Bereichen findet. Sie lässt sich als Dialektik von Innen und Außen, von Geist und Buchstabe bezeichnen: Es ist der Geist, der das Recht des Buchstabens begründet. Der Buchstabe aber lässt durch seine unaufhebbare Faktizität und Materialität dem Geist erst Wirklichkeit im strengen Sinn zukommen.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Als "so kluge wie anregende Studie" schätzt Ralf Konersmann dieses Buch über den französischen Philosophen Blaise Pascal, das Robert Hugo Ziegler vorgelegt hat. Das Besondere an der Studie scheint ihm der freie Zugang zu Pascal, er attestiert dem Autor, "Pascal einfach nur zu lesen" und die Meinungen und Urteile der Rezeptionsgeschichte beiseite zu lassen. Dies ist, zumal für eine Dissertation, in seinen Augen ein durchaus riskantes Verfahren. Doch das Risiko hat sich gelohnt, auch wenn Zieglers Rekonstruktion nach Ansicht von Konersmann einige "Ungereimtheiten" aufweist. Nichtsdestoweniger hat er diese Studie mit Gewinn gelesen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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