Marktplatzangebote
3 Angebote ab € 8,00 €
  • Gebundenes Buch

Produktdetails
  • Verlag: Ergebnisse-Verlag
  • Seitenzahl: 248
  • Abmessung: 215mm
  • Gewicht: 440g
  • ISBN-13: 9783879160488
  • ISBN-10: 3879160481
  • Artikelnr.: 25529659
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.02.1999

Hinweis

KRITIK. Wo Erkenntnis war, muß Jubel und Jammer werden: Auf Bücher folgen Rezensionen. Als Hans-Ulrich Wehler 1995 Eric Hobsbawm besprach, war die Rede des Bielefelder Kritikerpapstes Ja, ja, nein, nein. Unzweideutig das Lob: Hobsbawms Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts "verkörpert den Triumph einer streng analytischen Darstellung und Interpretation, die jeder narrativen ,dichten' Beschreibung haushoch überlegen ist". Unmißverständlich der Tadel: Die Melancholie des Altmarxisten ist nicht das letzte Wort der Geschichte. "Der Aufstieg der Pazifikstaaten hält an", so "kann man den Umwälzungen insbesondere des letzten Jahrzehnts ungleich mehr positive Züge abgewinnen" als Hobsbawm. Auch den stillen Revolutionen der Geschichtswissenschaft wird derjenige positive Züge abgewinnen, der die Besprechungen historischer Neuerscheinungen aus den neunziger Jahren nachliest, die Peter Schöttler und Michael Wildt in einem Buch zusammengetragen haben. Eine anthropologische Wendung, die Narration und Analyse verbindet, kennzeichnet maßstabsetzende Werke wie Christopher Brownings "Ganz normale Männer" und Johannes Frieds "Weg in die Geschichte". Die historische Semantik belehrt die Politikgeschichte, wenn Willibald Steinmetz mit den Kategorien Reinhart Kosellecks die britische Parlamentsreform seziert; die politischen Hintergedanken der Begriffsgeschichte kommen ans Licht, wenn Gadi Algazi Otto Brunner liest. Die Klassiker der "Annales" wie Lucien Febvres "Rhein" und Fernand Braudels "Mittelmeer" haben die Zeit, die zwischen Original und Übersetzung verstrich, wohl besser überstanden als Hayden Whites "Metahistory". Die Herausgeber verstehen ihre Sammlung als "Plädoyer" für eine Deutlichkeit der Auseinandersetzung, die in den Fachorganen gemieden wird, und schöpfen deshalb vor allem aus der Tages- und Wochenpresse. "Die Zeit" ist als Spitzenreiterin mit zwölf Besprechungen vertreten, diese Zeitung mit neun. Unter den sechsundzwanzig Rezensenten finden sich Götz Aly, Wolfgang Behringer, Jürgen Habermas, Jacques Le Goff, Hans Mommsen, Rolf Reichardt, Michael Stolleis und Jakob Vogel. Am liebsten, so mag man nach der Lektüre des Sammelbandes meinen, würden Schöttler und Wildt wohl eine Rezensionszeitschrift gründen. Der Aufstieg der Pazifikstaaten ist vorbei, aber Geschichte und Kritik gehen weiter. (Peter Schöttler, Michael Wildt [Hrsg.]: "Bücher ohne Verfallsdatum". Rezensionen zur historischen Literatur der neunziger Jahre. Ergebnisse Verlag, Hamburg 1998. 248 S., geb., 24,80 DM.) F.A.Z.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr