Alte Bücher haben es schwer. Der Wertverfall bei Buchauktionen ist dramatisch, so dass sich professionelle Restaurierungen beschädigter Bücher nur noch in seltensten Fällen lohnen. Aber man kann tatsächlich vieles auch selber machen, mit überschaubarem finanziellen Aufwand, etwas Geduld und
Ausdauer. Kat Rücker-Weininger ist gelernte Buchbinderin und zeigt, wie sowas geht.
Zunächst stellt sie…mehrAlte Bücher haben es schwer. Der Wertverfall bei Buchauktionen ist dramatisch, so dass sich professionelle Restaurierungen beschädigter Bücher nur noch in seltensten Fällen lohnen. Aber man kann tatsächlich vieles auch selber machen, mit überschaubarem finanziellen Aufwand, etwas Geduld und Ausdauer. Kat Rücker-Weininger ist gelernte Buchbinderin und zeigt, wie sowas geht.
Zunächst stellt sie die benötigten Werkzeuge und Materialien vor. Einiges hat man auch im Haushalt, aber man muss anderes ggf. neu anschaffen. Insbesondere die unterschiedlichen Papierqualitäten, die für die verschiedenen Elemente eines Buches benötigt werden, sollten bestimmte Qualitätsanforderungen einhalten, um nicht mehr Schaden anzurichten als sie nutzen. Wirklich schwierig wird es, wenn man präzise gefärbte Papiere braucht und keinen Fachhandel für Buchbinderei oder Papierrestaurierung in der Nähe hat. Ansonsten sind alle Materialien und Werkzeuge auch im Internet leicht zu beziehen und meistens auch nicht sehr teuer. Wasserstoffperoxid bekommt man als Privatmann allerdings nur in verdünnter Form und es wird nicht ganz klar, mit welcher Konzentration die Autorin arbeitet. Nach meiner Erfahrung ist die Bleichwirkung bei 3% eher gering.
Nach der „Materialkunde“ geht es dann strukturiert an unterschiedliche Schadbilder. Angefangen bei einfachen Methoden der Papierrestauration (Beseitigen von Flecken, Schimmel, Rissen und Knicken), über Kleinschäden an Einbänden (Gebrochene Falze, abgestoßene Ecken, Ergänzen von Fehlstellen) bis hin zu aus meiner Sicht schon recht aufwendigen und komplexen Projekten, bei denen z. B. die Bezüge der Buchdecken teilweise abgelöst und hinterlegt werden. Es geht aber ganz systematisch von den einfachen zu den komplizierteren Aufgaben, so dass man das Gelernte immer weiter perfektioniert. Man sollte in jedem Fall zuerst üben, bevor man sich an das Lieblingsbuch macht.
Die Beschreibungen sind präzise, anschaulich und werden mit zahlreichen Fotos illustriert. Tipps aus der Praxis helfen zusätzlich bei der Umsetzung. Es wäre natürlich am besten, jemand schaut einem bei der Arbeit korrigierend über die Schulter, aber das Buch kommt dem so nah, wie es nur geht.
Im Anhang findet man eine kurze Liste mit Bezugsquellen und weiterführender Literatur. Es fehlt leider ein Glossar und ein Indexregister, was insofern wichtig wäre, als die Autorin einmal eingeführtes Fachvokabular beim Leser in der Folge voraussetzt. Nicht jedem ist sofort eingängig, was Falz, Kapital, Vorsatzblatt oder Spiegel ist. Da hätte eine Illustration wahrscheinlich mehr genutzt als die textliche Beschreibung (die zwar präzise, aber z. T. auch anspruchsvoll ist).
Genervt hat mich das konsequente Gendern. Das darf jetzt langsam mal auf den Müllhaufen der Sprachgeschichte.
(Das Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)